Monatsarchiv für Dezember 2011

New Zealand-Vanuatu-Sydney-Western Australia-Sweet Home Schwanden / Zweisimmen

6. Dezember 2011

Hallo Schweiz!

Für all diejenigen, die es nicht mehr erwarten können, bis wir in ein paar Tagen live aus Zuhause berichten – hier ein kurzer Rückblick auf die vergangenen Wochen:

In Wellington angekommen, mussten wir uns zuerst wieder an das „Big City Life“ gewöhnen – das erste Mal Hochhäuser nach 3 Monaten auf der Südinsel, wo unter anderem wegen der Erbebengefahr bloss einstöckige Häuser üblich sind! Nach einem Höflichkeitsbesuch auf der Schweizer Botschaft nahmen wir Lukas Adressbüchlein zur Hand und besuchten wieder mal Cheeseman-Gäste. Die restliche Zeit in der Hauptstadt verbrachten wir vorwiegend im Te Papa New Zealand Museum. Für mich ist es das genialste Museum, das ich je besucht habe. Es gibt so viel zu sehen, dass selbst unsere zwei vollen Tage nicht ausreichten…

Dann machten wir uns auf nach Taranaki, eine Halbinsel ganz im Westen mit dem imposanten Vulkan Mt. Egmont oder Mt. Taranaki wie von den Maori genannt. Trotz höllhuberischer Warnung (Erklärung: Höllhuber ist der Autor meines über alles geliebten und von Lukas verhassten Neuseeland-Reiseführers) wagten wir uns ohne hochalpine Ausrüstung an den Fuss des 2500-Meter hohen Riesens und kamen prompt auch ohne Steigeisen bis knapp zur Hälfte hoch. Die restlichen 2 Tage regnete es in Strömen und so campten wir auf dem Parkplatz vor einem Schwimmbad mit Sauna.

Weiter im Norden liegt die wohl bekannteste Region Neuseelands Taupo / Rotorua mit den vielen aktiven Geothermalfeldern, was sicher auch für uns ein Highlight war – sowohl in positiver als auch negativ Hinsicht. Während einer Wanderung auf den Rainbow Mountain wurde unser Auto auf dem Parkplatz ausgeraubt. Die Scheibe war eingeschlagen und meine ganzen Sachen, Rucksack, Koffer und Skisack weg. Ich hatte nichts mehr als mein Mammut-Bauchtäschli. Zum Glück ist uns alles Wichtige wie Portemonnaie, Kreditkarten, Kamera und Pass geblieben. Bei allem Unglück hatten wir dann aber riesen Glück und erlebten, was echte Kiwi-Gastfreundschaft bedeutet. Wir stoppten auf dem Highway einen Polizisten, der uns mit auf den Polizeiposten begleitete und dann spontan zu sich nach Hause einlud. Er half uns, alles neu zu organisieren, die Scheibe zu reparieren und seine Frau kam mit mir, das Nötigste zu besorgen. Die ganze Familie nahm uns sogar mit auf eine Rotorua-Sightseeing-Tour. Schliesslich waren wir nach 4 Tagen immer noch dort und schauten mit einem Haufen Polizisten und Freunden den Rugby-Worls-Cup-Final. Go the All Blacks!!

Weiter gings dann – leider ohne Höllhuber – via Bay of Plenty und Coromandel-Halbinsel nach Auckland. Dort konnten wir unsere Basis wiederum bei einer Cheeseman-Familie aufschlagen.

Ende Oktober liefen unser Work-Visa und somit die Aufenthaltsbewilligung ab, der Weiterflug nach Australien war aber erst auf Mitte November gebucht. Entschuldigung genug, um für eine Woche nach Vanuatu zu fliegen und dann ganz legal als Touristen wieder einzureisen :-)

Zurück in Auckland konnten wir unseren Van an zwei deutsche Mädels verkaufen. Nach einer Probefahrt und einer Fahrstunde quer durch die Stadt setzten sie uns bei einem Supermarkt ab. Nun kommt wieder so ein Müsterchen neuseeländischer Hilfsbereitschaft, wie man sie wirklich nur in Neuseeland erlebt. Wir mussten ziemlich verloren ausgesehen haben, als wir an der Kasse im Supermarkt nach dem nächsten Bus fragten. Jedenfalls deutete uns der Manager, ihm zu folgen. So kam es, dass wir im New-World-Supermarktmobil von seinem tongolesischen Chauffeur gratis nach Hause chauffiert wurden…Unglaublich! Das hat uns in Neuseeland wirklich am meisten beeindruckt; das Interesse, die enorme Freundlichkeit und die unendliche Hilfsbereitschaft, die die Leute uns entgegen gebracht haben. So etwas haben wir noch nie zuvor irgendwo auf der Welt erlebt. An jeder Tankstelle mussten wir unsere Geschichte erzählen und manchmal kamen wir an den Supermarktkassen kaum los, weil die Kassierin einfach noch etwas plaudern wollte. Auf dem Cheeseman haben uns so viele Leute einen Zettel mit ihrer Adresse in die Hand gedrückt und gesagt, dass wir sie auf jeden Fall besuchen kommen sollen. Vielleicht haben sie auch nicht damit gerechnet, dass wir dann prompt vor ihrer Haustüre stehen… :-)

Auf dem Weg nach Western Australia machten wir in Sydney einen 3-tägigen (und teuren!) Zwischenstopp. Nach 3 Monaten im „Kajütendoppelbett“ auf dem Cheeseman, in Hostels und einem weiteren Monat im Auto hatten wir uns ein richtig gutes Hotel mit Sicht auf das Opera House und Pool auf dem Dach geleistet. Es hielt, was es versprach!

Unser Weiterflug von Sydney nach Perth über ganz Australien dauerte 4:50 Stunden –länger als Auckland-Sydney! Das machte uns ein erstes Mal die ganz anderen Dimensionen dieses Landes bewusst. In Perth angekommen waren wir – ganz ehrlich gesagt – gar nicht mehr so motiviert, uns wieder an einem neuen Ort zurecht zu finden und wären am liebsten direkt in den Flieger nach Zürich umgestiegen :-) Das erste Mal auf der Reise mussten wir uns ein bisschen „klemmen“. Seit gut 2 Wochen sind wir nun wieder mit einem Camper unterwegs und die Freude am Reisen ist zurück. Wir starteten Richtung Süden und machten mit einem Jet-Boat eine Whale Watching-Tour – definitiv eine der besten Touren, die wir je gemacht hatten. Neben den erwarteten Walen und Delfinen bekamen wir auch Seehunde, Pinguine und sogar einen „Flying Fish“ zu Gesicht. Wir haben hier bisher glaub‘ mehr Seehunde als Kängurus gesehen. Wer würde das in Australien erwarten? :-) Weiter gings in die Weinregion Margaret River, die wir allerdings ziemlich bald und ziemlich fluchtartig wieder verliessen. Wir waren gerade auf einem Weingut am Wein degustieren, als der Manager kam und sagte, wenn wir noch etwas bestellen wollen, dann sollen wir uns schnell entscheiden, schnell essen und dann schnell losfahren. Das haben wir dann auch gemacht. Wegen einem Waldbrand oder „bush fire“ wie sie hier sagen, wurde die ganze Region evakuiert. Kurz nach uns wurde auch die Strasse gesperrt. Das Denkwürdige ist, dass die Feuer häufig von der Regierung gelegt werden, damit Buschland kontrolliert abbrennen kann und dann die Brände eben ausser Kontrolle geraten, was auch hier passiert ist.

Weiter östlich sind wir auf perfekte Lukas- und Katrin-Surfwellen und wunderschöne, menschenleere weisse Sandstrände gestossen. Ich habe noch nie in meinem Leben so schöne Strände und so klares Meerwasser gesehen. Etwas Spezielles war sicher auch die Goldminen-Stadt Kalgoorlie im Landesinnern. Von oben konnte man in eine der grössten offenen Minen schauen. Es war gewaltig, zu sehen, wie all die riesen Trucks Material heraustransportieren. Inzwischen sind wir zurück in Perth und haben gerade unseren Camper abgegeben.

Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen, aber ich habe jetzt genug geschrieben und ihr mögt sicher schon längst nicht mehr lesen…:-) Ausserdem müssen wir zu Hause dann auch noch was zu erzählen haben. Wir freuen uns nämlich doch langsam auf “dahiim” (es wird ZU heiss hier *schwitz*) und Euch alle wieder zu sehen – bis am 9. Dezember!

Katrin & Lukas