Monatsarchiv für Juni 2012

Jersey

18. Juni 2012

Und los gehts………….

Am Samstag 02. Juni 2012 war es soweit. Meine Reise nach Jersey und Kanada began. Mit der SBB fuhr ich von Thun bis nach Basel, wo es mit dem TGV (Train de Grande Vitesse) weiterging. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie dieser Zug mit 300 km/h durch unser westliches Nachbarland braust. Doch die Strecke Basel – Paris, welche ich fuhr, fand ich nicht sehr interessant. Die Landschaft ist in diesem Bereich von Frankreich nicht sehr abwechslungsreich. Entlang der Strecke sind keine Berge, keine Flüsse und auch keine Seen zu bewunden und so war ich froh, als ich am Nachmittag in der französischen Hauptstadt ankam.

Paris

Nun stand die Hotelsuche auf dem Programm. Glücklicherweise gab es direkt im Bahnhof ein Tourismuscenter, wo ich GRATIS einen Stadtplan erhielt. Welch ein Glück! Doch leider konnte ich darauf die Strasse mit meinem Hotel nicht finden. Ich hatte aber bereits im voraus Zuhause mit dem Computer die Lage vom Hotel grob angeschaut. Und so ging ich auf die nächste Metro, die in diese Gegend fuhr und lief meinem Gefühl nach, bis……. ich vor meinem Hotel stand. Zugegeben einmal musste ich unterwegs in einer Metzgerei nachfragen. Da ich ja seit letztem Winter das Französisch ein wenig beherrsche, war dies aber kein Problem:-) So nun hiess es einchecken und duschen. Und nun? Eigentlich war ich nicht mehr sehr motiviert in dieser Stadt herumzulaufen, da mein Eindruck von Paris bis jetzt nicht gerade sehr gut war. Auf meinem Weg zum Hotel empfand ich Paris zu lärmig, zu verkehrsreich, zu bevölkerungsreich und die Luft war alles andere als angenehm an diesem Samstagnachmittag. Aber wenn man schon einmal in Paris ist………. muss man doch die Sehenswürdigkeiten dieser so bekannten Stadt aufsuchen. Also nochmals rein in die Metro und in Richtung Eiffelturm fahren.

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Und jawohl der Anblick von diesem Turm fand ich sehr faszinierend… Leider hatte es viel zu viele Leute, die am Eingang anstanden, weshalb ich es vorzog, den Turm nur vom Boden aus zu bewundern. Dann ging es weiter mit der Metro bis zum Arc de Triomphe und anschliessend zu Fuss durch die Avenue des Champs Elysee zum Place de la Concorde und weiter zum Louvre. Dabei hatte sich mein Eindruck von Paris stark verändert. All diese Bauwerke fand ich extrem faszinierend und schön. Ich wünschte mir, ich könnte mit einer Zeitmaschine 200 Jahre zurückgehen und schauen wie Napoleon mit seiner Kutsche vom Arc de Triomphe über die absolut gerade Champs Elysee in den Vorhof vom Louvre hineinfährt. Leider hatte ich keine Zeitmaschine und auch keine Zeit mehr, um weiter zu träumen, denn ich wollte schliesslich auch noch die Kathedrale von Notre-Dame besuchen. Auch dies ist ein absolut fazinierendes und imposantes Bauwerk…

Ich denke, irgendwann werde ich Paris wieder besuchen, da es noch viel interessantes zu sehen gibt. Ein Samstagabend ist dafür einfach zu kurz.

St. Malo

Am Sonntagmorgen ging meine Reise weiter von Paris nach St. Malo. Natürlich legte ich auch diese Strecke mit dem TGV zurück. St. Malo ist ein kleines Städtchen an der Westküste von Frankreich in der Bretagnie. Vorallem die Altstadt am Meer ist sehr sehenswert. Doch mein erster Blick in den Hafen war eigenartig.

Die Schiffe lagen alle im trockenen und weit entfernt vom Meer. Doch des Rätsels Lösung war schnell gefunden. In St. Malo sind die Gehzeiten – Ebbe und Flut – sehr ausgeprägt. Und als ich eintraf war definitiv Ebbe……. Nachdem ich die Altstadt mit seiner markanten Ringmauer besichtigt hatte, musste ich bereits einchecken für die Überfahrt nach Jersey.

Meine Fähre war die „Condor Rapide“. Mit ihren 28’000 PS(!) gehört sie zu den leistungsstärksten, hochseetauglichen Katmaran Boote der Welt. Die Überfahrt nach Jersey dauerte rund eineinhalb Stunde und war einfach herrlich. Ich musste einmal mehr feststellen, dass zu Lande und auf dem Wasser das Reisen interessanter ist, als in der mittleren Reihe von einem Linienflugzeug.

Jersey

Im Hafen von Jersey traf ich meine Gastfamilie Geraldine und Alain, welche mich mit ihrem Auto abholten. Viele von euch haben sicher den Namen Jersey noch nie gehört, weshalb ich hier kurz erklären möchte, was Jersey ist. Jersey ist der Name von einer Insel, die zwischen Frankreich und England im Ärmelkanal liegt. Sie ist ca. 20 auf 10 km gross und gehört zur britischen Krone aber nicht zu England und auch nicht zum vereinten Königreich. Das heisst, Jersey ist nicht in der EU, hat viele eigene Gesetze – vor allem Steuergesetze – und hat auch eine eigene Währung. Das Jersey – Pfund ist aber an das englische angelegt und kann eins zu eins umgerechnet werden. Ebenfalls wird auf der ganzen Insel die englische Währung akzeptiert. Wie in England ist auch auf Jersey Linksverkehr, was für einen Velofahrer aus der Schweiz verwirrend sein kann…:-). Die einheimische Bevölkerung ist sehr „sportlich“, da sie den grössten Teil ihrer Freizeit beim Sportkonsumieren vor dem Fernseher verbringt. Und wenn kein Sport kommt, wird mit der Playstation Autorennen gespielt. In meiner Gastfamilie liefen durchschnittlich immer zwei bis drei Fernseher. Abklärungen in der Schule ergaben, dass dies auf Jersey absolut normal ist. Über den Stromkonsum machen sie sich auch keine Sorgen, da sie eine tolle Seeleitung zu einem französichen Atomkraftwerk haben, worüber sie im Normalfall all ihre benötigte elektrische Energie importieren…. Die Inselbewohner sind aber sehr nett und bei meiner Gastfamilie hatte ich es gut.

Strandwanderung bei Ebbe vor "meinem" Quartier

Eine Bucht an der Nordküste von Jersey

Eines der vielen Schlösser

Die "Spitziflue" von Jersey - da musste ich natürlich hinaufkraxeln

Jersey ist ganz idyllisch, da es sehr viele schöne Häusschen und Gärtchen hat. Alles ist sehr sauber und gepflegt. Die ganze Insel wirkt auf mich wie ein grosser Garten. Für meinen Geschmack ist die Natur hier schon fast zu ordentlich zurechtgemacht. Zum Glück gibt es aber noch das Meer und die Küsten! Beides kann in Jersey sehr spektakulär sein. Zum Beispiel kann der Unterschied der Gehzeiten auf dieser Insel bis zu 14 Meter betragen (zweithöchster Wert der Welt)! Bei tiefem Wasserstand wird die Landfläche von Jersey bis zu 50 % grösser. Es gibt felsige Küstenpartien, grüne Küstenpartien, Stein- und Sandstrände. Die Strände liegen oft eingeklemmt in einer kleinen Bucht und besitzen häufig feinsten Sand, was für ein wunderbarer Anblick…

Der Strand in der St. Brelades Bay gehört zum Beispiel zu den schönsten Sandstränden der Welt (gemäss einer Klassifizierung). Während meinem Aufenthalt war das Meer meistens wild, die Wassertemperatur bei 16° und die Lufttemperatur zwischen 15° und 24°, was ich als äusserst angenehm empfand. Die Schule bot ein ein sehr vielfältiges Freizeitprogramm an, welches ich rege benutzte. Zum Beispiel paddelten wir mit Kajaks den Felsklippen entlang, gingen Schlösser und kriegshistorische Einrichtungen besichtigen oder unternahmen Wanderungen an den Küsten von Jersey. Die Schule organisierte auch gemeinsame Abendessen und Pubbesuche. In der Freizeit wanderte ich meistens den Küsten entlang. Einmal besuchte ich die Nachbarinsel Sark. So verflogen diese zwei Wochen sehr schnell und nun packe ich bereits meine Sachen für den Überflug nach Kanada. Und auf etwas freue ich mich riesig….. auf die Berge…..

…. Bye bye for now ……………..