Monatsarchiv für Juli 2012

Im wilden Westen……

29. Juli 2012

Wie schnell geht doch die Zeit vorbei… Nun bin ich schon seit fünf Wochen in Canmore in der Sprachschuhle. Bis jetzt war es eine äusserst abwechslungsreiche und spannende Zeit. Ich habe fast keine Zeit gefunden, um einen weiteren Reisebericht zu verfassen. Doch nun alles der Reihe nach…

Goodbye Jersey, Hello Calgary

Am zweiten Juni 2012 war es also soweit. Ich flog zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Linienflugzeug. Der erste Flug von Jersey nach London war ganz angenehm. Ich hatte einen Fensterplatz und der Nachbarsitz blieb unbesetzt. Nach rund 45 min konnte ich den Flieger in London Gatwick wieder verlassen. Das Fazit war, Fliegen ist eigentlich ganz angenehm! Doch nun wurde es das erste Mal spannend, da die Herausforderung des Tages auf mich wartete. Die Aufgabe lautete, so schnell wie möglich Flughafen wechseln. Ich landete in Gatwick und mein Weiterflug war keine drei Stunden später in London Heathrow. Doch alles klappte bestens und ich konnte gerade noch rechtzeitig einchecken. Nun schlenderte ich etwas durch den Flughafen und verbrauchte mein letztes englische Geld. Doch plötzlich sah ich auf einer Informationstafel, dass ich über 20 Minuten Reisezeit einberechnen muss, um mein Abfluggate 63 zu erreichen…. uuups….. nun hatte ich es doch noch eilig! Ich musste feststellen, dass Heathrow Terminal 5 ein bisschen grösser ist als der Flughafen in Jersey:-) Es reichte aber gerade noch und wenige Minuten später war ich 10’000 m über dem Meer. Doch dieser Flug empfand ich nicht gerade als sehr angenehm… bei der Sitzverteilung war ich glücklos. Ich, ein Mensch der die Freiheit liebt, war 8 Stunden eingeklemmt auf dem mittleren Sitz in der mittleren Reihe in einem British Airways Flieger hoch über dem Atlantik. Wahrlich kein Spass! Das nächste Mal nehme ich die Quenn Mary 2, das letzte grosse Transatlantik Kreuzfahrtschif, um den Atlantik zu überqueren! Doch irgendwann war auch dieses Übel überstanden und ich landete in Calgary. Nun machte ich das erste Mal Bekanntschaft mit dem öffentlichen Verkehr in Kanada. Das Fazit viel eindeutig aus! Absolut ungenügend. Der Flughafen in Calgary ist nicht an das Tramsystem der Stadt angeschlossen und in dieser Millionenstadt gibt es gerade Mal zwei Tramlinien. Mit Bus und Tram und nach mehrmaligem Umsteigen erreichte ich aber die gewünschte Station… meinte ich zumindest. Es gibt nacheinander zwei Stationen mit dem fast selben Namen und ich erwischte natürlich die falsche. Ich sagte mir aber, ein kleiner Abendspaziergang mit meiner Vollpackung kann ja nicht schaden und mein Hostel ist hier in der Nähe und so wie ich es im Voraus auf der Karte angeschaut habe, ist es leicht zu finden…… Leider war auch dies eine Falschannahme und ich lief mehrere Male in der Nähe daran vorbei. Vielleicht wäre es doch an der Zeit einmal ein GPS – Gerät zu kaufen…. Beim einchecken erwartete mich die nächste Überraschung. Meine Online – Reservierung via hostelbooker.de hatte nicht funktioniert und für mich war kein Bett reserviert. Zum guten Glück war aber noch ein Bett frei, worin ich mich schleunigst zur Ruhe legte. Doch leider leider war es alles andere als ruhig. Der Aufenthaltsraum war direkt neben der Eingangstür zu meinem Schlafraum und gewisse andere Hostelbenutzer feierten die ganze Nacht durch. Auch nach 34 Stunden ohne Schlaf konnte ich kein Auge zutun, da nach der nächtlichen Party sich die ersten Frühaufsteher im Aufenthaltsraum befanden. Na ja, so stand ich halt ohne Schlaf auch auf und verliess so schnell wie möglich das Hostel, um irgendwo ein bisschen Ruhe zu finden. Doch dies ist in einer grossen Stadt eine schwierige Angelegenheit. Und nun kam der Moment, wo mir alles so richtig verleidete….. Dieser Zustand dauerte rund vier weitere Tage an, bis die Reise mit dem Bus in Richtung Canmore weiterging. Dies war wirklich nicht so eine kluge Idee von mir, vier Tage Aufenthalt in Calgary einzuplanen. Abgesehen vom Calgary – Tower hat mir diese Stadt nicht wirklich gefallen. Auch der Olympia Park von 1988 ist in meinen Augen nichts spezielles.

Ausblick vom Calgary Tower auf das Stampede - Areal

Ach wie war ich froh, als es nach vier Tagen Grossstadt und lärmiger Unterkunft endlich in Richtung Rocky Mountains ging.

Canmore

Doch in Canmore angekommen, war von den Bergen nichts zu sehen. Das Wetter war wirklich schlecht und meine Stimmung entsprechend auch…..

Bei der Gastfamilie angekommen bezog ich mein Zimmer und war überglücklich, in einem ruhigen Raum mit angenehmen Temperaturen schlafen zu können. Am Folgetag, es war Sonntag, regnete es munter weiter…. bis sich am Abend plötzlich alle Wolken verzogen und einem wunderbaren Sommerabend platz machten. Zum ersten Mal sah ich die Berge und die wunderschöne Landschaft rund um Canmore.

Der erste Blick auf die Three Sisters, die Hausberge von Canmore

Der darauffolgende Montag war mein erster Schultag. Und dies war wirklich eine sehr erfreuliche Angelegenheit. Sofort merkte ich, dass ich mich in dieser Schule wohlfühlen werde. Schnell schloss ich sehr gute Kontakte mit meinen Mitstudenten und den Lehrkräften. In meiner Schuhle, dem Banff Education Center, sind vorallem Japaner und Schweizer Studenten anzutreffen. Doch meistens versuchen auch wir Schweizer immer Englisch miteinander zu sprechen! Und so verfliegen die Wochen. Am Vormittag gehe ich in die Schuhle und am Nachmittag unternehme ich meistens etwas mit meinen Kollgen / innen.

Meine erste Biketour mit meinem "Superbike"

Erfreulicherweise stellt mir meine Gastfamilie auch ein Bike zur Verfügung. Ok, der Ausdruck Bike ist etwas übertrieben und ohne meine Mechaniker – Fähigkeiten wäre es nicht fahrbar….. Aber schon meine erste Biketour war der Hammer! Zusammen mit dem ehemaligen Bahnhofsvorstand von Bergün :-) und zwei weiteren Schweizern unternahm ich eine tolle Tour von Canmore durch den Goat Creek nach Banff und entlang dem Highway zurück. Nach 60 km Biketour mit einem Old – school – hardtail – bike war ich so richtig durchgeschüttelt und ein wenig kaputt…. das Bier schmeckte aber umso besser. In diesem Stil ging es weiter. Entweder unternahmen wir etwas mit dem Bike oder machten einen Hike (Wanderung in Englisch)! Meistens war es sogar eine Kombination von beidem (Bike & Hike).

Ha Ling Peak

Vor meiner ersten Tour erklärte mir meine Gastmutter, dass die Berge rund um Canmore sehr schwierig sind und dass ein Student wie ich nicht einfach so hinaufgehen kann….. davon liess ich mich aber nicht einschüchtern und stellte fest, dass die meisten Berge absolut ohne grössere Probleme bestiegen werden können :-) Das Kartenmaterial ist im Vergleich zu unseren Schweizer Karten sehr schlecht, aber mit ein bisschen Orientierungssinn findet man meistens den gewünschten Gipfel.

Sicht auf Banff vom Sulphur Mountain

Besonders schöne Touren waren Middle Sister und Big Sister, welche auf einem vorangehenden Bild ersichtlich sind.

Blick von der Big Sister auf CanmoreSo

Zusammen mit anderen Schweizer Studenten verbrachte ich ein Wochenende in Jasper. Mit einem Mietwagen fuhren wir von Canmore nach Jasper und zurück. Dabei besuchten wir die bekannten Sehenswürdigkeiten unterwegs.. Peyto Lake, Lake Louise, Moraine Lake, Althabasca Falls…. usw.. Das Fazit: In Kanada gibt es viele schöne Plätze. Im Juli sind aber die touristisch gut zugänglichen Orten ein bisschen “overcrowded” (ein bisschen zu viele Leute….). So muss man z.B. bei der Aussichtsplattform am Peyto Lake fast anstehen, um ein Photo zu machen….. Und von Tourismuskrise spricht momentan niemand in Kanada, da die Touristen im Sommer in grosser Zahl durch die Rockys hindurchfahren mit Camper, Wohnwagen, Wohnsattelschlepper oder Lastwagen mit Wohnsattelauflieger und angehängdem Off- Road Jeep oder Malibu Motorboot – einfach der Wahnsinn was man da auf den Strassen so sieht….

Ein weiteres Highlight war das Kicking – Horse River Rafting. Bei guten Wetter- und Wasserbedingungen paddelten wir uns durch den wilden Kicking – Horse Fluss, was auf dem folgenden Bild gut zu sehen ist.

Die Bootsbesatzung bestand aus 6 Studenten vom Banff Education Center, zwei Touristen aus Sudamerika und unserem Guide Chicho. Zusammen meisterten wir auch die schwierigsten Wellen und hatten einen ereignisreichen Sonntag…

So, nun muss ich langsam richtung Bett steuern, da morgen Sonntag 29. Juli eine weitere Wanderung auf dem Programm steht……

Bye bye for now…