Monatsarchiv für Februar 2015

Viaje – 5

22. Februar 2015

Dia #24: Heute verlasse ich Bolivien und reise nach Perú. Das heisst, die Uhr schon wieder eine Stunde zurückstellen, jetzt sind es 6h Zeitunterschied zur CH.
Puno (3830müM) ist ebenfalls am Titicacasee gelegen. Nach der Ankunft am Busterminal, fahre ich mit einem Mototaxi zu meinem Hostel. Nach einem reichhaltigen Mittagessen mit Fischsuppe und Milanesa de Pollo schaue ich mir die Stadt an, wobei ich auch hier auf Umzüge mit Musikkapellen treffe. An der Strasse meines Hostels findet täglich ein riesiger Früchte- und Gemüsemarkt statt. Zwar löst er sich gegen Mitternacht auf, dennoch gibt es die ganze Nacht über Lärm und am Morgen stehen schon wieder neue Stände da.
Dia #25: Heute mache ich eine Tour zu den Uros Inseln und zur Taquile Insel. Insgesamt gibt es 87 Uros Inseln, auf jeder Insel leben zwischen 5-8 Familien. Jedes Jahr gibt es einen neuen Präsidenten pro Insel, und es gibt keine Polizei, da die Gemeinschaften auf Vertrauen aufbauen.
Es dauert ungefähr 1,5 Jahre um eine solche Uros Insel zu bauen, diese hält dann jedoch 20-30 Jahre. Noch einige Ergänzungen zum Titicacasee: Er ist der zwanziggrösste See der Welt, hat 27 Zuflüsse aber nur einen Abfluss, welcher in Bolivien ist. 56% des Sees gehört zu Peru, 44% zu Bolivien. Dies wurde so geregelt, weil Bolivien seinen Meeranstoss in einem Krieg gegen Chile verloren hat.
Nach fast 2h Fahrt kommen wir auf einer der Uros-Inseln an. Eindrücklich wie klein sie ist, und alles nur aus Schilf! Die Inseln werden aus ausgeschnittenen Blöcken der Schilfwurzeln inkl. Erde von 10m l x 5m b x 1m h zusammengeschnürt. Danach gibts einige Schichten loses Schilf obendrauf, was wöchentlich wiederholt wird! Dies alles wird vom Präsidenten der Insel modellartig nachgebaut und erklärt. Auch die Hütten bestehen ganz aus Schilf und haben nur einen Raum. Allerdings haben sie hier seit einigen Jahren auch Solarpanels um Licht zu machen. Aber wie sie sich waschen und ihr Geschäft verrichten bleibt mir unklar. Die Kinder gehen hier auch zur Schule, müssen dazu aber 1h mit dem Boot fahren.
Die Bewohner ernähren sich hauptsächlich von Fischen, Enten, Quinua, Reis und auch das Schilf ist essbar. Danach gibts eine Fahrt auf einem Schilfboot, welches die Männer mit ca. 5m langen Eukalyptusstöcken vorwärtsstossen. Das Wasser ist also nicht so tief hier.
Danach gehts weiter zur Taquile Insel, welche die drittgrösste Insel des Sees ist und auch bekannt ist als “Insel der strickenden Männer”. Und tatsächlich sehe ich einige Männer beim Stricken, es gibt auch einen Laden, wo man die Mützen und Pullover kaufen kann. Alle Bewohner tragen Mützen (Männer) oder Umhänge über den Kopf (Frauen). An den Farben der Mütze sieht man ob man ledig oder verheiratet ist. Die Frauen haben an den Enden des Umhangs eine Art Wollknäuel, wenn er gross ist, ist sie ledig, wenn er klein ist, ist sie verheiratet.
Früher wurde auf der Insel innerhalb der Familie geheiratet (also Inzest), was es heute nicht mehr gibt. Wenn ein Paar heiraten will, müssen sie zuerst 2 Jahre zusammenleben (auf der Insel gibt es keine Scheidungen!) und der Mann muss kochen, waschen und stricken können. Gewaschen wird mit einem natürlichem Waschmittel, aus einer Pflanze, was uns nach dem Mittagessen mit einem Stück Schafwolle von einem Jungen auch vorgeführt wird. Ariel und Vanish können einpacken! Nach diesen eindrücklichen Erfahrungen gehts in 3h Fahrt zurück nach Puno.
Dia #26: Nach einem gemütlichen Morgen gehe ich am Nachmittag nach Sillustani. Ein ca. 30km von Puno entfernter heiliger Ort der Inkas, welcher als Friedhof diente. Die Gräber sind runde, aus grossen Steinen gebaute Türme. Es gibt zwei verschiedene Typen. Diejenigen der Pre-Inka Zeit und diejenigen der Inkas. Die Türme wurden 1931 archäologisch erforscht und alle Mumien ausgehoben. Bis 1986 waren sie alle intakt, aber in diesem Jahr wurden sie durch heftige Gewitter zerstört. Da die Steine aus Vulkangestein (und magnetisch) sind, schlugen die Blitze mehrfach ein und zerstörten praktisch alle, sodass heute nur noch Ruinen übrig sind.
In einem Turm wurden 5-6 Menschen in der Kauerstellung mumifiziert, da die Inkas an eine Reinkarnation glauben, und da man sich schon im Mutterleib, in der Kauerstellung befindet.
Jeder Turm hat ein Loch, welches als Eingang diente und alle Eingänge schauen Richtung Sonnenaufgang. Am Eingang einer dieser Türen erklärt der Guide das für mich unheimlich interessante und vollumfassende Cruz Andina oder auch die Triologia Andina.
Sillustani liegt an einem See, welcher eine Insel in Form eines Hochplattos hat. Anscheinend gibt es bisher noch keine wissenschaftlichere Erklärung für diese Hochebene, als dass diese als Landefläche für Ausserirdische gedient haben soll.
In Peru und Bolivien wird nebst Castellano auch Quechua und Aymara gesprochen:
“Hola, que tal?” in
Quechua: Camisaraci;
Aymara: Amintschisi
Dia #27: Während der Nacht bin ich nach Arequipa (2335müM) gefahren, wo ich um 0430 Uhr ankomme. Nach einiger Zeit des Wartens fahre ich zum Hostel um den Rucksack zu deponieren. Als Frühstück finde ich eine französische Bäckerei mit herrlichen Croissants, welche ich auf der Plaza de Armas geniesse. Was für ein schöner Platz! Von 3 Seiten umgeben von Lauben und von der vierten Seite von der riesigen Kathedrale. Etwas hinter der Kathedrale befindet sich das Kloster Santa Catalina, welches ein ganzes Quadra des heutigen Stadtbaus einnimmt.
Während der Croissants sitzt plötzlich ein Betrunkener, etwa in meinem Alter, neben mich auf die Bank und fragt mich nach einer Zahl. Anhand dieser Zahl (4), beschrieb er mehr oder weniger meine Persönlichkeit. Zudem las er aus Coca-Blättern, welche ich dabei hatte, meine Zukunft. Ich mag solche Sachen eigentlich nicht, aber es war ein unterhaltsamer Zeitvertrieb und dank seiner lallenden Aussprache habe ich auch nicht alles verstanden.
Gegen Mittag mache ich eine Bustour durch die Stadt, wie es sie in vielen europäischen Städten auch gibt. Allerdings steigt man hier immer vom Bus herunter, und schliesslich waren wir mehr als 6,5h unterwegs, statt den angegebenen 4h. Die Tour war teils sehr interessant (Alpaca-Museum, älteste, hydraulische Mühle Perus), teils langweilig und in die Länge gezogen. Allerdings ist Arequipa die für mich bisher schönste Stadt, welche ich auf meiner Reise gesehen habe.
Dia #28: Heutige Tagwache: 0230 Uhr, da ich auf eine Tour zum Colca Canyon gehe. Um 0630 Uhr kommen wir in Chivay (3635müM) an, wo wir zu Morgen essen. Der Colca Canyon ist mit 100km Länge und 3,4km Tiefe am tiefsten Punkt, der zweitgrösste Canyon der Welt. Zu Beginn ist es allerdings ein Tal, in welchem noch heute auf den Terrassen der Pre-Inkas Landwirtschaft betrieben wird. Diese Terrassen sind die Vorläufer der Bauten der Inkas in Cuzco und Machu Picchu. So wurden die Ingenieure dieser Terrassen für die Bauten in Machu Picchu auch beigezogen.
Und wie ichs in Cachi gelernt habe, braucht es für einen Canyon einen Fluss. Hier ist es der Rio Colca, welcher die Abgründe geschaffen hat.
Beim Cruz del Condor haben wir wenig Glück mit dem Wetter und sehen aufgrund des Nebels keinen Kondor herumkreisen.
Etwas weiter unten, können wir diese Riesenvögel dann doch noch sehen.
Nach dem Mittagessen gehts zurück nach Arequipa, wobei wir einen Pass von 4900m Höhe überqueren. Den Rest des Nachmittags geniesse ich in der Altstadt.
Um 2130 Uhr fährt mein Bus nach Nazca. Und was für ein Bus! Wie am Flughafen wird eingecheckt, und das Gepäck abgegeben, normalerweise trägt man es selber zum Bus. Im Bus hat jeder Sitz einen eigenen Bordcomputer. Luxus pur!
Dia #29: Am frühen Morgen komme ich in Nazca (520 müM) an. Von mind. 5 Taxifahrern werde ich bedrängt, ihr Taxi zu nehmen. Ich entscheide mich für den 2 Soles Typen, welcher mir auf dem Weg zum Hostel auch noch gleich einen Flug zu den Nazca Linien verkauft! Der Flug in der kleinen Cessna (6 Pers.) ist wacklig, aber die Aussicht ist toll! Nach 30 Minuten Flug bin ich dann jedoch froh, wieder festen Boden unter meinen Füssen zu haben. Die Figuren/Linien hatte ich mir grösser vorgestellt, sie sind aber dennoch eindrücklich. Bis heute ist nicht klar, weshalb es diese Linienbilder gibt, aber es gibt verschiedenste Thesen, welche ziemlich unterschiedlich sind.
Am Nachmittag entschliesse ich mich spontan eine Nazca 4×4 Tour zu machen. Einerseits besichtigen wir archäologische Stätten, andererseits brettern wir mit dem Sandbuggy durch das Gesteine und die Sanddünen. Jetzt verstehe ich auch, weshalb sich Bud und Terence in “Zwei wie Pech und Schwefel” derart um ihren Sandbuggy prügeln!;)
Am besten gefällt mir jedoch das Sandboarding.
Zu den archäologischen Stätten gehört ein Friedhof, wo man die Knochenteile frei herumliegen sieht, Cahuachi, welches aus heute noch 3 Pyramiden besteht (früher 36 Pyramiden), welche von den Nazcaner nur für Zeremonien gebraucht wurden, und Ocongalla, ein Bau von über 1800 Jahren nur aus Steinen, welcher zur Wassergewinnung aus dem Untergrund genutzt wurde.
Dia #30: Heute fahre ich mit einem Bus zuerst nach Ica und von dort aus nach Pisco, welches ein Städtchen am Ufer des Pazifiks ist. Von Pisco stammt das bekannte Getränk Pisco Sour. Pisco bedeutet in Quechua Vogel. In der ganzen Gegend hier gibt es Vögel, weshalb die Inkas diesem Ort diesen Namen gaben. Den Nachmittag verbringe ich am Strand, wobei es ziemlich stark windet. Das Städtchen Pisco ist hübsch und hat ein belebtes Zentrum, wie ich am Abend feststelle.
Dia #31: Heute gehts ins benachbarte Paracas (Paracas heisst einerseits der ziemlich starke Wind, welcher hier meistens weht und teils zu einem starken Sandsturm mutiert, andererseits heisst “Para” Regen und “Acca” Sand in Quechua), ein kleines Fischerstädtchen. Es ist die bisher schlechteste organisierte Tour, die ich mitmache. Langes Warten am Hafen und irgendwie überhaupt keine Koordination, hier noch die Hafengebühr, da noch der Eintritt in den Nationalpark…
Wir schaffens doch irgendwie ins Boot und fahren zu den felsigen Islas Ballestas hinaus, welche voll gesäumt mit Seelöwen und vielen verschiedenen Vögel wie Möwen oder Pelikane gesäumt sind. Auch Delfine sind zu sehen. Sehr eindrücklich all diese Tiere in dieser Anzahl wild zu sehen! Allerdings stinkts gewaltig in der ganzen Umgebung. Gut 2h dauert die ganze Tour, danach kehren wir nach Paracas zurück. Hier startet die nächste Tour zum Nationalpark, diesmal mit dem Bus. Angefangen beim Museum, welches über den Nationalpark berichtet, weiter zu einem Aussichtspunkt, wo man “La Cathedral” und den Playa Supay sieht. Die Kathedrale ist eine Steinformation, die an einen Kirchturm erinnert. Allerdings wurde diese beim starken Erdbeben vom 17.08.2007, welches ganz Pisco erschütterte, mehrheitlich zerstört. Playa Supay heisst Teufelsstrand, was von den riesigen Wellen die hier an Land schlagen kommt.
In Lagunillas gibts den letzten Halt. Hier setze ich mich auf einen Hügel und schaue dem Meer, den Möwen und Pelikanen, und den Seelöwen zu. Krass wie die Möwen fischen: Im Sturzflug stürzen sie sich von etwa 20-30m ins Wasser. Die Pünktlichkeit der grösstenteils peruanischen Gruppe lässt zu wünschen übrig. Nach einer halben Stunde des Wartens sind wir endlich wieder alle…
Hier ist es eines der wenigen Male heiss, da ich sonst immer viel höher bin.
Das Abendessen nehme ich in einem etwas teureren Restaurant ein, aber hier kann ich wieder einmal Fleisch essen, die Küche sieht sauber aus!
Dia #32: Nach wieder einmal ausschlafen, frühstücken und Marktbesuch, gehe ich am Nachmittag an den Strand. Als Wolken aufziehen, gehe ich wieder ins Hostel zurück. Und día muy tranquillo!
Dia #33: Heute fahre ich nach dem Mittag zurück nach Ica und verbringe den Nachmittag in der Stadt. Um 1800 Uhr startet meine 17 stündige Busfahrt nach Cusco…

Viaje – 4

12. Februar 2015

Dia #17: Um 0800 Uhr komme ich in “Nuestra Señora de La Paz” oder kurz La Paz an. Dank der 3’650müM ist es hier wieder deutlich kühler und es regnet leider auch. Zum Glück kann ich schon ins Hostelzimmer, damit ich alles deponieren kann, und mache mich auf eine kleine Stadttour.
La Paz und Agglomeration zählt über 2 Millionen Einwohner, die meisten Bauten sind ohne Verputz, d.h. nur die Backsteine. La Paz befindet sich in einem Tal und ist umgeben von einer Hochebene (Altiplano).
In einem Schweizerkaffee treffe ich auf Schweizer, welche ich auf der Minentour in Potosi kennengelernt habe, die Welt ist klein. Zu Mittag esse ich in einem Restaurant ein 3-Gang Menü mit Tee für CHF 5.- Danach kaufe ich mir Socken und Handschuhe aus Lamawolle für CHF 6.-
Es ist alles ziemlich günstig in Bolivien, ausser die Schokolade…!
Am Nachmittag fahre ich mit einer der insgesamt drei Seilbahnen (Linea Roja), welche im Frühling letzten Jahres eröffnet wurden. Die Seilbahnen stammen von Doppelmayr (AUT) und kosteten insgesamt 235 Mio. USD. Eine Fahrt kostet 3 Bs, was etwa 45 Rp. sind. Bei der Fahrt über die Stadt fällt auf, dass die Dachterassen im Allgemeinen als Waschküche dienen, allerdings wird von Hand gewaschen.
Dia #18: Alles in allem ein ganz gemütlicher Tag mit viel Spazieren und Schlafen. Ich war den ganzen Tag über etwas nervös für die Bergtour. Ich kaufte mir schon das Busticket nach Copacabana. Einige Stunden verbrachte ich auf dem Markt und ich denke, weil es Samstag war, hatte es so unglaublich viele Leute und Autos auf den Strassen. Ein richtiges Chaos! Nach einem grossen Salat mit Fleisch, lege ich mich frühzeitig schlafen.
Dia #19: Um 0830 Uhr finde ich mich im Büro von Alberth Bolivia Tours ein. Hier werde ich ausgerüstet. Danach gehts mit dem Auto zuerst zum Altiplano hinauf, wo mein Privatguide unser Essen auf dem Markt einkauft. Danach verlassen wir die Häuser und kommen vorbei an Müllhaufen aus Bauschutt und Plastik, vorbei an 3 kleinen Stauseen und einem Friedhof. Die Strasse wird immer wie schlechter und es beginnt nun auch zu schneien. Um 1200 Uhr kommen wir im Campo Basico, auf 4800müM, an.
Hier gibts zuerst Mittagessen, Reis mit Poulet. Es sieht aus, als ob wir erst morgen von hier loslaufen können, da sonst die Kleider schon alle nass wären. Nach einer Stunde entscheiden wir uns aber dennoch loszulaufen. Nach 1h sind wir auf 5000m. Eine 1/4h später auf 5130müM, wo unser Refugio ist. Ich bin fast zu gut eingepackt, und habe mehr Mühe mit der Hitze als mit der Höhe, dennoch schlägt das Herz auch nach dem Ausruhen noch ziemlich schnell. Und es schneit weiterhin… Um 1700 Uhr gibts das Nachtessen, 1800 Uhr ist Nachtruhe! Leider schlafe ich fast nichts in dieser “Nacht”, der Grund dafür muss die Höhe sein und auch mein Herz rast weiterhin.
Dia #20: Tagwache um 0000 Uhr, Morgenessen und bereitmachen für den Aufstieg. Pünktlich um 0100 Uhr machen wir uns bei leichtem Schneefall mit Steigeisen und Eispickel auf den Weg. Den ganzen Weg über gibts keine Hektik, Schritt für Schritt, und ich fühle, wie ein Atemzug zuerst für zwei Schritte, dann nur noch für einen reicht. Bei 5400müM ist dann die Nebel-/ Wolkengrenze und man kann die Sterne, den Mond und den Lichtersmog von La Paz sehen. Bei 5700müM habe ich eine erste Krise (starke Kopfschmerzen und Übelkeit) und bin mir nicht sicher, ob ich weitergehen kann. Bei 5900m dasselbe. Dank Illesio, meinem Guide, schaffe ichs dann schliesslich doch auf den Gipfel, Huayna Potosi, 6088müM, wo wir pünktlich zum Sonnenaufgang um 0600 Uhr ankommen. Was für ein Wetterglück wir haben! Leider bleiben wir nur kurz auf dem Gipfel, aufgrund der Gefahren des Schnees mit Sonneneinstrahlung, aber die Aussicht ist wunderschön, und vor allem das Gefühl es endlich geschafft zu haben, ist einmalig!
In etwas mehr als 1h (wir sind nahezu runtergerannt) sind wir wieder beim Campo alto unten, wo wir unsere Sachen packen und gleich weiterabsteigen, zum Campo basico. Hier warten wir 2,5h (völlig verschwitzt) auf unseren Transport nach La Paz. Die Kopfschmerzen haben leider immer noch nicht nachgelassen…
Am Nachmittag muss ich meine ganzen Sachen wieder einmal ein bisschen ordnen, waschen und organisiere mir eine Tour für morgen.
Dia #21: Heute stehe ich um 0600 Uhr auf, denn um 0700 Uhr startet die Tour zum Camino de la muerte oder Death Road oder “Die gefährlichste Strasse der Welt”, welche ich mit dem Mountainbike befahren werde. Nach der Materialfassung fahren wir mit einem Kleinbus nach La Cumbre (4700müM), wo die Tour beginnt. Toll, dass es schon den ganzen Morgen regnet wie in Strömen und in der Höhe schneits sogar. Trotzdem gehts nach den Instruktionen los. Zuerst 19km auf Asphaltstrasse. Innert kürzester Zeit sind alle durchnässt, wie nicht anders erwartet. Zur Nässe hinzu ist es ziemlich kalt, einige wechseln das Velo wieder mit dem Bus. Dann endlich fängt die Death Road an. Imposant, wie sich die Strasse durch den Abgrund schlängelt. Und der Nebel verleiht dem Ganzen etwas mystisches, da man fast nie den Abgrund sieht. Auf der Death Road gilt Linksverkehr, sodass die hinauffahrenden Fahrzeuge der Felswand entlangfahren können. Allerdings kommt uns während der ganzen Abfahrt nur ein Auto entgegen. Nach etwa 2,5h und 36km Abgahrt kommen wir in Yolosa auf 1200müM an. Den ganzen Weg über gings nur zwischendurch flach, sonst immer runter. Je weiter runter wir kommen, desto wärmer wird es, sodass nur noch die Nässe ein bisschen stört. Bei der Ankunft in Yolosa gibts jedoch zuerst das Mittagessen, erst danach wird geduscht.
In Yolosa herrschen tropische Verhältnisse. Zum Glück bin ich nicht mehr in solchen Gebieten, die Moskitos gehen mir schon nach kurzer Zeit auf die Nerven! Um 1600 Uhr starten wir die Rückfahrt mit dem Bus, welche nach einer Minute schon unterbrochen wird, da ein Lastwagen einen Fluss, welcher über die Strasse führt, mit grossen Steinen auffüllt. Toller Zeitpunkt! Schneller als gedacht, gehts dann doch weiter und wir fahren die fast 100km über die neue Strasse zurück nach La Paz.
Dia #22: Mit der obligaten halben Stunde Verspätung der Abfahrt, gehts heute von La Paz nach Copacabana. Es ist eine holprige Fahrt und obwohl Copacabana auf einer Halbinsel liegt, nehmen wir als Abkürzung eine Fähre, wobei die Passagiere aus dem Bus aussteigen müssen und für 2 Bs ein separates Schiff nehmen. Gewusst wie!
Copacabana (3840müM) ist sehr touristisch und lebt davon, der Ausgangsort zur Isla del sol zu sein. Es ist am Titicacasee gelegen, welcher der grösste See in Südamerika ist (15 Mal grösser als der Bodensee). Auf dem Titicacasee gibt es schwimmende Inseln der Uros (grösstenteils bestehend aus Schilf), welche erst spät entdeckt wurden, weil sie sich versteckt hielten. Dies war auch ihre Taktik um die kriegerischen Inkas zu überleben. Auf bolivianischer Seite gibt es die Isla del sol und die Isla de la luna, welche heilig sind. Da nach der Sage, auf der Isla del sol der weissbärtige Gott erschien und die ersten beiden Inkas erschuf.
Gegen Abend steige ich den Cerro Calvario (3966müM) hoch, welcher direkt neben dem Städtchen liegt. Von oben hat man eine herrliche Aussicht über die Stadt und über den See und man sieht bis zur Isla del sol.
Dia #23: Und wieder einmal beginnt der Tag mit Regen… Um 0830 Uhr heisst es Leinen los! Wir kommen nur langsam vorwärts, sodass wir erst um 1100 Uhr in Challa Pampa, im Norden der Insel ankommen. Hier hänge ich mich zuerst einer Tour an, welche mir aber zu langsam geht, denn ich möchte die Ruta Sagrada de la Eternidad del sol laufen, welche vom Norden in den Süden führt. Vorbei am Roca Sagrada (heiliger Stein), welcher ein Kraftort sein soll, weiter zum Mesa Ceremonial und schliesslich zu einigen Ruinen der Inkas. Nun ist schon Mittag, und ich habe den Weg Richtung Süden, welcher 3h dauern soll, noch nicht begonnen (um 1500 Uhr fährt mein Schiff).
Der Weg steigt zuerst etwas mehr an, danach läuft man auf dem Grat der Insel auf und ab, auf einem schönen, breiten Weg. Wunderschön! Ganz nach meinem Geschmack hat es fast keine Leute auf der ganzen Strecke, ich werde aber zu einem grossen Teil von einem Hund flankiert. Nach 2h komme ich schliesslich in Yumani an, und das Boot fährt dann sowieso erst um 1545 Uhr ab. Die ganze Hetzerei umsonst. In der Wartezeit habe ich mir einen Alpaca-Pullover und Mütze gekauft. Wie schön warm die geben! Den Tag klinge ich auf einer Terrasse mit Blick über den See und einer Paceña aus.

Viaje – 3

5. Februar 2015

Dia #11: Gegen Mittag reise ich nach Potosi wo ich 200km und 3h später ankomme. Potosi ist mit einer Höhe von 4’100müM die zweithöchste Stadt der Welt (höchste Stadt der Welt ist La Rinconada, Peru, 5’100müM). Sie ist an den Hang gebaut, und hinter ihr erstreckt sich der Cerro rico (reicher Berg, 4’800müM)), in welchem seit über 500 Jahren Silber und andere Rohstoffe abgebaut werden. Auch heute noch alles von Hand, und das werde ich mir am Montag ansehen. Per Zufall ist an diesem Wochenende das Fest der Minenarbeiter, an welchem ich morgen beiwohnen will. Beim durch die Stadt irren, habe ich drei Freunde von der Wüstentour wiedergetroffen und werde mit ihnen in die Mine gehen.
Dia #12: Nach dem Morgenessen hört man die ersten Böller knallen und so zieht es mich gegen 1030 Uhr auf die Strasse. Jede Musikgesellschaft spielt die ganze Zeit dasselbe Stück, jedoch ohne Pause.
Sie werden begleitet von Tänzern und Tänzerinnen in herrlich farbigen Kostümen/Trachten. Was schnell auffällt, sind die Wasserballone und die Schaumsprays. Das ganze Fest ist wie eine grosse Wasserschlacht, weshalb Wasser, frage ich diverse Leute?! Weil das ein Zeichen von Freude sei. Ausser 3 Wasserballonen bleibe ich den ganzen Tag verschont. Als ich ins Hotel zurückkehren will, werde ich von einer Gruppe älterer Männer (alles ehemalige Minenarbeiter) eingeladen, mit ihrer Gruppe mitzutanzen. Und ich war dann die Zielscheibe für viele Wasserballone und Schaumattacken während der Runde in der ich mit ihnen ging… Der bolivianische Tequila war lecker, ich spürte ihn aber ziemlich schnell.
Das Fest der Minenarbeiter, welches sie zum Dank ihrer Götter abhalten, lässt spüren, dass sie trotz der schweren Arbeit dankbar dafür sind! Und ich bin es, dass ich einen solchen farbenfrohen Tag erleben durfte.
Dia #13: Um 0900 Uhr beginnt die Tour zum und in den Cerro rico. Zuerst gibts die Schutzkleidung inkl. Helm, dann besichtigen wir die Verarbeitung des Gesteins, wo mittels Wasser und Chemie die Mineralien vom Gestein getrennt werden. Hier werden Zink, Blei und Silber verarbeitet. Nach der Säuberung gelangt jedoch alles in den Export nach Chile, Europa oder USA. Dies weil es hier einfach an der notwendigen Infrastruktur fehlt, um die Rohstoffe vor Ort zu verarbeiten.
Danach gehts endlich zum Berg. Wir steigen in die Mine Rosario (4’303müM), welche am 01.10.1936 gegründet wurde, ein. Sie ist eine von über 180 Minen im Berg. Während der Kolonialzeit der Spanier wurde hier begonnen, Mineralien abzubauen. Diese harte Arbeit kostete bisher über 9 Millionen Menschen das Leben. Im Vergleich, Bolivien hat heute etwas mehr als 10 Millionen Einwohner! Oft beginnt man schon als Kind in der Mine zu arbeiten, d.h. ab ca. 10 Jahren und macht das so lange es geht, solange bis die körperlichen Beschwerden Überhand nehmen. Auf den 3km die wir durch den Berg gehen, sehen wir heute nur vereinzelte Minenarbeiter arbeiten. Die meisten sind noch am Feiern… Einem schauen wir zu, wie er mit einem Eisen und Hammer ein Loch für Dynamit macht und nicht etwa mit Schlaghammer. Die Gänge sind alle sehr niedrig, sodass wir wie eine Gruppe alter Hexen nach vorne gebückt dadurchschlurften. Alles in allem sehr eindrücklich, aber überhaupt nicht den Arbeitsbedingungen entsprechend, wie wir sie in Europa kennen. Die Arbeiter kauen den ganzen Tag Coca-Blätter und sind meistens betrunken, vom 96% Zuckeralkohol, den sie fast wie Wasser trinken. Den spürt man an jeder einzelnen Stelle wo er durchrinnt, aus eigener Erfahrung gesprochen…
Dia #14: Bei der Fahrt zum neuen Busterminal sehe ich auch die anderen Seiten der Stadt. Wie in allen Orten wo ich bisher war, gibt es hier viele Strassenhunde, Autos werden am Strassenrand repariert und es werden noch neue Häuser gebaut. Im Busterminal, der wie eine Kuppel gebaut ist, schreien Frauen die Destinationen ihrer Busgesellschaft lauthals hinaus, was mit dem Echo ziemlich mysthisch klingt, wenn dies ein paar machen…
Wir fahren ziemlich lange einem breiten Flussdelta entlang, in welchem Kies und Sand getrennt werden, ein natürlicher Steinbruch. Ich sehe Frauen die Schafe hüten, Ochsen die das Land eggen, und wie es immer grüner wird, weil wir an Höhe verlieren. Sucre liegt nur noch auf 2’700müM und ist die Hauptstadt von Bolivien, der Regierungssitz liegt jedoch in La Paz. Sucre gefällt mir besser als Potosi, die Stadt erscheint mir sauberer und die Menschen auch etwas offener und freundlicher. Ich treffe hier nun zum 3. Mal auf Dimitri aus Belgien.
Dia #15: Nach einem herrlichen American Breakfast mache ich mich auf den Weg zum Parque Cretácico. Die Tour startet mit einem Film, danach gibts eine Führung mit Erklärungen zu den Dinosaurierern, die z.T. In Lebensgrösse ausgestellt sind. Vor allem der Titanosaurus mit 40m Länge und 20m Höhe ist ziemlich eindrücklich.
Der Grund, dass gerade hier dieser Park gebaut wurde, ist eine 1’500m lange und 110m hohe Felswand, welche von einer Zementfabrik abgearbeitet wurde. Auf dieser immensen Fläche, sind über 462 Spuren der Dinosaurier sichtbar. Die Felswand ist heute fast senkrecht, war aber vor Millionen Jahren flach. Die Erhebung wurde durch den Zusammenprall der Erdplatten verursacht (siehe früherer Beitrag).
Vor 68 Millionen Jahren sind die Dinosaurier ausgestorben, man geht davon aus, dass dies aufgrund zahlreicher starker Vulkanausbrüche und eines Meteoriteneinschlags geschah.
Wieder zurück in der Stadt gehe ich zu einem Park mit einem Minieiffelturm. Danach schlendere ich einmal mehr durch den alltäglichen Markt. Vor allem Gemüse und Früchte sind hier sehr günstig, Fleisch wird ungekühlt gelagert und verkauft. Ich habe schon ganze Kuhköpfe gesehen. Und dementsprechend ist auch der Geruch/Gestank im Fleischteil. Allgemein gibt es ganze Strassen mit denselben Artikeln, so z.B. eine Strasse nur mit Möbeln, eine Strasse nur mit Advokaturbüros, eine Strasse nur Elektronikartikel, usw.
Dia #16: Nach dem Frühstück suche ich mir einen Flug von Lima nach Rio de Janeiro. Am Nachmittag suche ich den riesigen Friedhof auf, welcher am Rand der Stadt liegt. Weiter gehe ich ein weiteres Mal zum Mercado Central, wo man den aufkommenden Karneval spürt mit Livemusik, Tanz und Schaum aus der Dose. Danach verbringe ich den Rest des Nachmittags auf der Plaza 25 de Mayo, wo mir ein kleiner Junge ein Magazin verkauft und die Schuhe putzt. Das Magazin hilft Familien ohne Einkommen. Zur Schule geht der Junge nur morgens, nachmittags arbeitet er. In der Schule lernen sie nebst Spanisch, Quecha (Inkasprache) und Englisch.
Um 1930 Uhr fährt mein Bus nach La Paz, was 12h dauert.