Viaje – 3

David Walter 5. Februar 2015

Dia #11: Gegen Mittag reise ich nach Potosi wo ich 200km und 3h später ankomme. Potosi ist mit einer Höhe von 4’100müM die zweithöchste Stadt der Welt (höchste Stadt der Welt ist La Rinconada, Peru, 5’100müM). Sie ist an den Hang gebaut, und hinter ihr erstreckt sich der Cerro rico (reicher Berg, 4’800müM)), in welchem seit über 500 Jahren Silber und andere Rohstoffe abgebaut werden. Auch heute noch alles von Hand, und das werde ich mir am Montag ansehen. Per Zufall ist an diesem Wochenende das Fest der Minenarbeiter, an welchem ich morgen beiwohnen will. Beim durch die Stadt irren, habe ich drei Freunde von der Wüstentour wiedergetroffen und werde mit ihnen in die Mine gehen.
Dia #12: Nach dem Morgenessen hört man die ersten Böller knallen und so zieht es mich gegen 1030 Uhr auf die Strasse. Jede Musikgesellschaft spielt die ganze Zeit dasselbe Stück, jedoch ohne Pause.
Sie werden begleitet von Tänzern und Tänzerinnen in herrlich farbigen Kostümen/Trachten. Was schnell auffällt, sind die Wasserballone und die Schaumsprays. Das ganze Fest ist wie eine grosse Wasserschlacht, weshalb Wasser, frage ich diverse Leute?! Weil das ein Zeichen von Freude sei. Ausser 3 Wasserballonen bleibe ich den ganzen Tag verschont. Als ich ins Hotel zurückkehren will, werde ich von einer Gruppe älterer Männer (alles ehemalige Minenarbeiter) eingeladen, mit ihrer Gruppe mitzutanzen. Und ich war dann die Zielscheibe für viele Wasserballone und Schaumattacken während der Runde in der ich mit ihnen ging… Der bolivianische Tequila war lecker, ich spürte ihn aber ziemlich schnell.
Das Fest der Minenarbeiter, welches sie zum Dank ihrer Götter abhalten, lässt spüren, dass sie trotz der schweren Arbeit dankbar dafür sind! Und ich bin es, dass ich einen solchen farbenfrohen Tag erleben durfte.
Dia #13: Um 0900 Uhr beginnt die Tour zum und in den Cerro rico. Zuerst gibts die Schutzkleidung inkl. Helm, dann besichtigen wir die Verarbeitung des Gesteins, wo mittels Wasser und Chemie die Mineralien vom Gestein getrennt werden. Hier werden Zink, Blei und Silber verarbeitet. Nach der Säuberung gelangt jedoch alles in den Export nach Chile, Europa oder USA. Dies weil es hier einfach an der notwendigen Infrastruktur fehlt, um die Rohstoffe vor Ort zu verarbeiten.
Danach gehts endlich zum Berg. Wir steigen in die Mine Rosario (4’303müM), welche am 01.10.1936 gegründet wurde, ein. Sie ist eine von über 180 Minen im Berg. Während der Kolonialzeit der Spanier wurde hier begonnen, Mineralien abzubauen. Diese harte Arbeit kostete bisher über 9 Millionen Menschen das Leben. Im Vergleich, Bolivien hat heute etwas mehr als 10 Millionen Einwohner! Oft beginnt man schon als Kind in der Mine zu arbeiten, d.h. ab ca. 10 Jahren und macht das so lange es geht, solange bis die körperlichen Beschwerden Überhand nehmen. Auf den 3km die wir durch den Berg gehen, sehen wir heute nur vereinzelte Minenarbeiter arbeiten. Die meisten sind noch am Feiern… Einem schauen wir zu, wie er mit einem Eisen und Hammer ein Loch für Dynamit macht und nicht etwa mit Schlaghammer. Die Gänge sind alle sehr niedrig, sodass wir wie eine Gruppe alter Hexen nach vorne gebückt dadurchschlurften. Alles in allem sehr eindrücklich, aber überhaupt nicht den Arbeitsbedingungen entsprechend, wie wir sie in Europa kennen. Die Arbeiter kauen den ganzen Tag Coca-Blätter und sind meistens betrunken, vom 96% Zuckeralkohol, den sie fast wie Wasser trinken. Den spürt man an jeder einzelnen Stelle wo er durchrinnt, aus eigener Erfahrung gesprochen…
Dia #14: Bei der Fahrt zum neuen Busterminal sehe ich auch die anderen Seiten der Stadt. Wie in allen Orten wo ich bisher war, gibt es hier viele Strassenhunde, Autos werden am Strassenrand repariert und es werden noch neue Häuser gebaut. Im Busterminal, der wie eine Kuppel gebaut ist, schreien Frauen die Destinationen ihrer Busgesellschaft lauthals hinaus, was mit dem Echo ziemlich mysthisch klingt, wenn dies ein paar machen…
Wir fahren ziemlich lange einem breiten Flussdelta entlang, in welchem Kies und Sand getrennt werden, ein natürlicher Steinbruch. Ich sehe Frauen die Schafe hüten, Ochsen die das Land eggen, und wie es immer grüner wird, weil wir an Höhe verlieren. Sucre liegt nur noch auf 2’700müM und ist die Hauptstadt von Bolivien, der Regierungssitz liegt jedoch in La Paz. Sucre gefällt mir besser als Potosi, die Stadt erscheint mir sauberer und die Menschen auch etwas offener und freundlicher. Ich treffe hier nun zum 3. Mal auf Dimitri aus Belgien.
Dia #15: Nach einem herrlichen American Breakfast mache ich mich auf den Weg zum Parque Cretácico. Die Tour startet mit einem Film, danach gibts eine Führung mit Erklärungen zu den Dinosaurierern, die z.T. In Lebensgrösse ausgestellt sind. Vor allem der Titanosaurus mit 40m Länge und 20m Höhe ist ziemlich eindrücklich.
Der Grund, dass gerade hier dieser Park gebaut wurde, ist eine 1’500m lange und 110m hohe Felswand, welche von einer Zementfabrik abgearbeitet wurde. Auf dieser immensen Fläche, sind über 462 Spuren der Dinosaurier sichtbar. Die Felswand ist heute fast senkrecht, war aber vor Millionen Jahren flach. Die Erhebung wurde durch den Zusammenprall der Erdplatten verursacht (siehe früherer Beitrag).
Vor 68 Millionen Jahren sind die Dinosaurier ausgestorben, man geht davon aus, dass dies aufgrund zahlreicher starker Vulkanausbrüche und eines Meteoriteneinschlags geschah.
Wieder zurück in der Stadt gehe ich zu einem Park mit einem Minieiffelturm. Danach schlendere ich einmal mehr durch den alltäglichen Markt. Vor allem Gemüse und Früchte sind hier sehr günstig, Fleisch wird ungekühlt gelagert und verkauft. Ich habe schon ganze Kuhköpfe gesehen. Und dementsprechend ist auch der Geruch/Gestank im Fleischteil. Allgemein gibt es ganze Strassen mit denselben Artikeln, so z.B. eine Strasse nur mit Möbeln, eine Strasse nur mit Advokaturbüros, eine Strasse nur Elektronikartikel, usw.
Dia #16: Nach dem Frühstück suche ich mir einen Flug von Lima nach Rio de Janeiro. Am Nachmittag suche ich den riesigen Friedhof auf, welcher am Rand der Stadt liegt. Weiter gehe ich ein weiteres Mal zum Mercado Central, wo man den aufkommenden Karneval spürt mit Livemusik, Tanz und Schaum aus der Dose. Danach verbringe ich den Rest des Nachmittags auf der Plaza 25 de Mayo, wo mir ein kleiner Junge ein Magazin verkauft und die Schuhe putzt. Das Magazin hilft Familien ohne Einkommen. Zur Schule geht der Junge nur morgens, nachmittags arbeitet er. In der Schule lernen sie nebst Spanisch, Quecha (Inkasprache) und Englisch.
Um 1930 Uhr fährt mein Bus nach La Paz, was 12h dauert.

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