Viaje – 7

David Walter 15. März 2015

Dia #43: Gegen 0500 Uhr komme ich am Flughafen in Rio de Janeiro an. Ich gehe zuerst zum Busterminal, wo ich mir ein Billet für die Fahrt nach Foz do Iguaçu kaufe. Vor dieser 23-stündigen Fahrt graut mir schon jetzt! Danach fahre ich mit dem Bus durch ganz Rio zur Copacabana, wo mein Hostel etwas oberhalb, an einem Hügel gelegen, ist. Nach erster Informationsbeschaffung mache ich mich gut eingecremt zum Strand und laufe ihn die ganze Ausdehnung ab, was über 1h beansprucht. Nun ist schon Mittag und die Sonne brennt stark vom Himmel runter. Nach dem Mittagessen kehre ich ins Hostel für die Siesta zurück. Gegen Abend möchte ich auf den Zuckerhut, es ziehen allerdings einige Wolken auf, sodass ich mich bis es eindunkelt an den Strand lege und etwas döse. Da ich fast am Ende der Copacabana wohne, habe ich eine schöne Sicht über die ganze Bucht und die aufkommenden Lichter.
Rio de Janeiro wurde am 1. März 1565 (450. Jahre werden gerade gefeiert) von einem portugiesischen Kapitän gegründet. “Fluss des Januars” frei übersetzt, weil die Entdecker dachten, dass die Bucht an der Rio liegt, eine riesige Flussmündung sei. Und es war Januar (Janeiro), als 1502 die Portugiesen hier ankamen.
Ich fühle mich fast wie am ersten Tag in Argentinien, da ich kein Wort verstehe… Nach einem Caipirinha (port. Nationalgetränk) lege ich mich ziemlich müde schlafen, was nicht sehr einfach ist bei dieser Hitze…
Dia #44: Um 0545 Uhr steige ich aufs Dach meines Hostels, um den Sonnenaufgang zu sehen. Gegen 0800 Uhr fahre ich mit Yu (meinem Zimmergenosse aus China) mit dem Bus zur Talstation der Zahnradbahn, welche auf den Hügel Corcovado fährt. Mit dem Billet das man hier löst, gibt es 50% Rabatt für die Fahrt aufs Jungfraujoch. Die Fahrt dauert ca. 20 min., dann ist man auf 710müM. Hier oben steht der Cristo Redentor Corcovado, mein 3. besuchtes Weltwunder. Die Statue von Jesus mit 30m Höhe und über 600t Gewicht, ist das grösste Abbild von Jesus der Welt und wurde zwischen 1922 und 1931 gebaut. Das eindrücklichste ist für mich jedoch die Aussicht, die man von hier hat! Nach über 1,5h Genuss, fahren wir wieder runter und ich gehe alleine weiter Richtung Stadtzentrum. Da ich mein Ziel aus dem Bus heraus nicht erblicke, fahre ich viel zu weit und fahre danach mit der Metro wieder zurück ins Zentrum, wo ichs zu Fuss versuche. Hier gibts eindrückliche Wolkenkratzer von einigen Banken aber wohl auch Wohnhäuser. Speziell ist die Kathedrale, welche von aussen fast wie eine Pyramide aussieht, von innen eine riesige Kuppel ist und komplett aus Beton besteht. Die Sitzbänke sind alle rund ums Zentrum, sodass der Priester wie auf einer Bühne predigt.
Weiter gehe ich zum Arcos de Lapa. In Lapa soll am Abend Sambastimmung sein, das will ich mir am Wochenende mal ansehen. Nach dem Essen und weiterem herumschlendern, steige ich in einen Bus, welcher mich zum kleinen Strand Vermelha bringt. Von hier startet die Seilbahn zum Zuckerhut. Es gibt aber auch einen Fussweg, bis zur ersten Station (Morro da Urca), welchen ich dann auch aufsteige. Hier erfahre ich, dass man nur in der Talstation Tickets kaufen kann, ich könne aber nach 1900 Uhr gratis runterfahren (jetzt ist 1700 Uhr) und ich entschliesse mich daher den Sonnenuntergang hier zu schauen und vielleicht morgen bis ganz nach oben zu gehen. Plötzlich klopft mir Yu auf die Schulter. Er geht noch bis ganz hoch.
Die erste Gondel führte bereits im Jahr 1912 auf den Zuckerhut und war damit die dritte Passagiergondel der Welt (nach Spanien und der Schweiz) überhaupt! Ab Beginn erhielt sie den Übernamen “Bondinho”. Diese erste Gondel war bis 1972 im Einsatz, danach folgte ein neues Modell bis 2008, und heute ist das dritte Modell der Frey AG in Stans im Einsatz. Die Seilbahn ist zumindest für mich bekannt aus dem Film “Moonraker” mit James Bond.
Wie gestern treffen sich auch heute einige in der Hostelbar, wo wir zum Schluss Yus chinesische Tanzmusik hören.
Dia #45: Erst gegen Mittag schaffe ich es aufzustehen und zu frühstücken. Danach gehe ich zu Fuss zum Ipanema Strand, welcher noch hinter der Copacabana liegt. Um mich hinzulegen, ists mir zu heiss. Ich setze mich lieber unter die Bäume an den Schatten. Dann laufe ich zurück zum Hostel, da ichs heute noch mal mit dem Zuckerhut versuchen will. Die Dusche ist erlösend, vom unabhörlich herabrinnenden Schweiss. Ich komme gegen halb sechs auf dem Zuckerhut (396müM) an. Wunderschön, die Aussicht, die man von hier hat. Leider hats ziemlich viele Leute. Aufgrud der Wolken im Hintergrund, war der Sonnenuntergang gestern auf dem Morro da Urca besser. Die Sicht über die Stadt und über die Lichter ist 1. unbeschreiblich und 2. nicht in Fotos fassbar.
Nachdem ich ziemlich lange auf einen Bus gewartet habe, komme ich endlich zum Nachtessen im Zentrum von Rio. Danach mache ich mich zu Fuss zum Stadtteil Lapa, wo Samba gemäss Stadtführer noch gelebt wird. Es gibt zwar viel laute Musik aus den Bars, aber Leute auf der Strasse tanzen sehe ich keine.
Nach einigem hin und her entscheide ich mich für eine Disco. Unglaublich, aber wahr, Yu mein Zimmergenosse klopft mir bei meinem 3. Caipirinha auf die Schulter und wir feiern gemeinsam weiter. Und obwohl man es Yu überhaupt nicht ansieht. Ist er bereits 40 Jahre alt, verheiratet und lebt seit einem Jahr in Santiago de Chile, spricht aber kein Wort Spanisch.
Dia #46: Gegen Mittag stehe ich auf fürs Frühstück. Danach gehe ich den ganzen Nachmittag mit Yu an die Copacabana. Zum Glück ist es bewölkt, sodass es für einmal temperaturmässig angenehm ist. Gegen Abend regnets dann sogar, und zwar ziemlich heftig.
Dia #47: Heute ists wieder wärmer und der Schweiss läuft wieder in Strömen als ich zur Busstation laufe, um zum Busterminal zu gehen. Leider ist meine Zeit in Rio schon vorbei! Was für eine schöne, wenn auch spezielle und vielfältige Stadt. Ich steige also in den völlig unterkühlten Bus und hoffe diese nahezu 24h Busfahrt gut zu überstehen. Was für ein Glück ich mit dem Wetter hatte, denn heute regnets wieder am Nachmittagden…
Dia #48: Gegen Mittag, und damit 25h Busfahrt später, komme ich endlich in Foz do Iguazu an. Hier befinde ich mich im Dreiländereck Brasilien-Paraguay-Argentinien. Der Hostelbesitzer ist sehr freundlich und gibt mir zahlreiche Infos.
Sodass ich mich am Nachmittag in einen Bus setze und zu Fuss über eine Brücke nach Paraguay nach Ciudad del Este (was für ein einfallsreicher Name!) gehe. Die Brücke überwindet den Fluss Paraná. Etwas weiter flussaufwärts und am Ende des Lago de Itaipu steht hier das für lange Zeit grösste Wasserkraftwerk (Itaipu) der Welt, welches diesen Rang nun aber vor einigen Monaten an ein Kraftwerk in China abgeben musste. Das Werk gehört zu gleichen Teilen Paraguay und Brasilien, wobei Paraguay nur 2% des Stroms selber für sein Land braucht, den Rest verkaufen sie direkt an Brasilien.
Nach meinem Spaziergang mache ichs mir im Hostel gemütlich. Da ich viel zu viel Pasta habe, essen der Hostelbesitzer und ein Student, welcher vorübergehend hier im Hostel wohnt, mit mir. Wir gehen dann auch zusammen zu seiner Mutter, welche am nächsten Tag eine Herzoperation hat, weiter zu einem Kollegen, der sein Haus in ein Hostel umbauen möchte. Mit ihm gehen wir dann auch noch auf ein erfrischendes Bier. Danach holen wir seine Freundin von der Uni ab und gehen mit ihr zu Subway auf ein Sandwich und zu einer Pizzeria zu einer Schokoladen-Banane Pizza. Normalerweise wird diese auch noch mit Käse gegessen… Also ein ganz ereignisreicher Abend, mit einem absolut tollen Hostelbesitzer.
Ich bin dann allerdings froh, um Mitternacht ins Bett zu steigen.
Dia #49: Um 0700 Uhr stehe ich auf fürs Frühstück. Danach gehts mit einem Bus (Nr. 50) zuerst zum Busterminal und von dort (Nr. 120) zum Nationalpark Iguazu (heisst grosses Wasser in Guarani). Die Warteschlange ist riesig, sodass ich den Tipp vom Hostebesitzer befolge und zuerst den wirklich schönen Vogelpark in der Nähe besuche. Nach 2h in diesem Park, war dann auch niemand mehr, der beim Nationalpark auf den Eintritt wartete. Zuerst gehts 15min per Bus durch Urwald, bis man zu einer Haltestelle kommt, wo ich aussteige und flussaufwärts laufe. Einfach unglaublich diese Wassermenge! Muss man mit eigenen Augen gesehen haben. Und viele sagen, die argentinische Seite sei noch besser. Ganz oben am Wasserfall esse ich mein Sandwich, wobei mir einer der Nasenbären, welche wirklich frech sind, meine Packung Toastbrot aus dem Rucksack stiehlt. Danach laufe ich den ganzen Weg wieder zurück, damit ich alles noch einmal sehen kann. Unterwegs treffe ich zum 3. Mal (nach Nazca und Machu Picchu) auf einen Australier. Was für ein Zufall…
Da ich von hier direkt nach Puerto Iguazu gehe, bin ich mit meinem ganzen Gepäck unterwegs. Ich nehme noch einmal kurz den öffentlichen Bus und laufe danach, wiederum über den brasilianiaschen Zoll. Von da aus muss ich den Bus nehmen, welcher mich ins Zentrum von Puerto Iguazu bringt. Es klingt zwar komisch, aber es fühlt sich wie ein Heimkommen nach Argentinien an.
Dia #50: Auch heute stehe ich um 0700 Uhr auf. Eine Stunde später nehme ich den Bus zum argentinischen Parkeingang. Es gibt fast keine Leute, auch als ich die beiden Fusswege (upper & lower Trail) begehe, bin ich meist alleine, das ändert sich aber gegen Mittag. Hier ist man viel näher an den Wasserfällen als in Brasilien, dafür hat man dort die Sicht über alle Fälle. Insgesamt können es in der Regenzeit 270 und während der Trockenzeit im Minimum 150 Wasserfälle sein. Auf über 2700 Quadratmeter fallen pro Sekunde 6’500 Kubikmeter Wasser in die Tiefe!
Von der 1. zur 2. Haltestelle des Dschungelzügli sind es 15 min. Fahrt durch den Urwald, wobei fast 300 Personen zeitgleich an diesem Ort ankommen. Von da aus gehts über einen kilometerlangen Fusssteg über Wasser zum Aussichtspunkt Garganta del diablo. Es gibt also einen ziemlichen Stau auf dem Steg. Hier fliesst ein Grossteils des Wassers ab und die Gischt spritzt von Zeit zu Zeit zur Abkühlung alle nass. Das Wasser hat diese rötliche Farbe wegen des starken Regens, sodass Erde (welche hier rot ist) in den Fluss gelangt und ihn rötlich färbt.
Beim Anstehen für den Zug, stelle ich kurz meinen Rucksack auf den Boden um etwas Wasser zu trinken, schon schnappt sich dieser fiese Nasenbär mein Milanesesandwich aus dem Rucksack! Wie gestern habe ich keine Chance und das Sandwich ist in Sekunden von zahlreichen Nasenbären verschlungen. Den Nachmittag verbringe ich an einem Platz mit schöner Aussicht auf die Adam und Eva Wasserfälle.
Dia #51: Mein Bus nach Capiovi fährt erst um 1000 Uhr, sodass ich ausschlafen kann. In Capiovi lebt die zweite Schwester von Patricia und ich werde sie zwei Tage besuchen. Ebenfalls lebt Alejandra hier, welche für ihr Studium in VGB lebte, dieses jetzt aber abgebrochen hat und wieder nach Misiones zurückgekehrt ist.
Die Fahrt geht durch riesige Wälder und durch einige grössere Städtchen wie Ciudad de Eldorado, Montecarlo oder Puerto Rico. In Capiovi steige ich um auf einen anderen Bus, welcher mich nach Ruiz de Montaya bringt.
Den Rest des Nachmittags verbringe ich an der wunderschönen Piletta mit Fischen und Wasserpflanzen. Gegen Abend treffe ich Alejandra auf ein Eis im Dorfzentrum.
Dia #52: Vormittags fahre ich per Bus nach Puerto Rico, weil ich mir endlich einen eigenen Maté-Becher kaufen will. Maté und vor allem das Djerba (die Teekräuter) haben ihren Ursprung aus dieser Gegend. Nachdem ich etwas gefunden habe, was mir gefällt, laufe ich ziemlich weit um zum Fluss Parana zu gelangen, weil es hier anscheinend sehr schön sein soll. Mir gefiels nicht. Als ich völlig verschwitzt zum Dorf zurückkomme, merke ich, dass der nächste Bus erst in 2h fährt. Toll, bei dieser Hitze!
Gegen 1600 Uhr komme ich schliesslich zurück und es reicht mir, noch einmal die Piletta zu geniessen, bevor der letzte Teil der “Heimreise” startet. Mariana gibt mir eine riesige Schachtel voll mir Zitronen, Mandarinen, Avocado und Bananen aus dem Garten mit.
Dia #53: Während der Nacht verschwinden die Wälder langsam und wir erreichen die grossen Flächen von Santa Fé. Um 1330 Uhr komme ich endlich in Cordoba an und schleppe mich, wegen meiner Erkältung und der schweren Früchteschachtel durch den Terminal zum anderen Bus, welcher mich nach VGB bringt.
So, endlich ists geschafft! Es waren zwei unglaublich spannende und ereignisreiche Monate des Reisens, ohne grosse Zwischenfälle oder Probleme, wofür ich sehr dankbar bin. Hasta luego!

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