Monatsarchiv für August 2012

Rocky Mountains

11. August 2012

Hello Switzerland

In 10 Tagen kann ich euch bereits persönlich über meine Erlebnisse hier in Kanada erzählen. Doch vorerst möchte ich via Reiseblog noch etwas über meine letzten Tagen in den Rocky Mountains berichten. Am Samstag 28. Juli ging ich zusammen mit Martin, einem Förster aus Tenna (Graubünden), auf den Berg, der von den Einheimischen EEOR genannt wird. EEOR steht für Est – End – Of – Rundle Mountain und ist ein super schöner Aussichtspunkt. Dies war leider die letzte Tour, die ich gemeinsam mit einem Schulkamerad vom Banff Education Center, meiner Schule, unternahm. Den an diesem Wochenende reisten auch die letzten von meinen Hike- und Bikekameraden ab… wie schade! Doch besser als vergangenen Stunden nachzutrauern ist es, bereits neue Pläne zu schmieden oder besser gesagt, geschmiedene Pläne umzusetzen. Und einer davon war der Cascade Mountain bei Banff. Dies ist ein wirklich schöner Berg, der weitherum sichtbar ist und die Landschaft rund um Banff dominiert. Jeden Morgen wenn ich zur Schule fuhr, sah ich in geradeaus vor mir. Nach Karten- und Internetstudium kam ich zum Schluss, dass eine Besteigung vom Cascade Mountain eigentlich kein Problem sein sollte. Das einzige Hindernis stellte nur die Anreise dar. Von Canmore bis zum “Trailhead” (Startpunkt vom Wanderweg) sind es über 30 km. Aber auch dafür gab es eine Lösung. Jahwohl mein schönes, grünes, federungslose Mountainbike war, nachdem ich es erneut repariert hatte, ein weiteres Mal unentbehrlich! Hammer, Zange und dem Wunderspray WD 40 sei dank!

Cascade Mountain

So fuhr ich mit dem Bike an diesem wunderschönen Sonntagmorgen von Canmore zum Mount Norquay Skiresort, von wo ich meine Wanderung zum Cascade Mountain startete. Rund 3 1/2 Stunden später stand ich auf dem Gipfel und konnte das wunderbare Panorama geniessen.

Blick vom Cascade Mountain auf Lake Minnewanka

Vom Cascade Mountain hat man eine super Sicht auf Banff, Bow Valley mit Canmore, Lake Minnewanka und auf unzählig viele Berggipfel.

Am Montag danach startete meine letzte Schulwoche, welche den Abschlusstest und die Verabschiedung beinhaltete. Das Testresultat war sehr erfreulich. Ich denke, ein bisschen konnte ich mein Englisch schon verbessern :-) Der Donnerstag 4. August war mein letzter Schultag. Die folgenden Tagen verbrachte ich, es ist wohl nicht schwer zu erraten, in den Rockys… Der Ausgangspunkt für meine Rocky – Abenteuer war immer noch Canmore und meine Gastfamilie.

Yamnuska

Der Mount Yamnuska ist in der Kletterszene sehr bekannt. In seiner eindrücklichen Süostwand befinden sich viele Kletterrouten. Das Wort Vamnuska hat indianische Wurzeln und steht für senkrechte Wand, was in Bezug auf die Südostwand vom Mount Yamnuska wirklich zutrifft. Doch da ist noch ein weiterer Faktor, der diesen Berg interessant macht. Es ist der erste richtige Berg, wenn man von Calgary zu den Rocky Mountains fährt. Er bildet sozusagen das Tor zu den Rockys!

Südostwand vom Mount Yamnuska

Da mir aber Kletterpartner, Klettermaterial und höchstwahrscheinlich auch das nötige technische Können für die Besteigung der Südostwand fehlten, machte ich eine Überquerung vom ganzen Berg von rechts nach links (gemäss Foto). Dies ist eine etwas anspruchsvollere Wanderung, was in Kanada “Scramble” genannt wird. Wird eine Route als “Scramble” bezeichnet, so muss man in der Regel zwischendurch die Hände anwenden und etwas klettern. Ein “Scramble” entspricht etwa der SAC – Wanderskala T4 bis T6.

Blick in Richtung kanadische Prärie

Das Gipfelpanorama vom Mount Yamnuska ist sehr gegensätzlich. Auf der einen Seite breitet sich die riesige kanadische Prärie aus und auf der anderen Seite das unter dem Namen Rocky Mountains bekannte Bergmassiv. Die Abstiegsroute am Yamnuska war etwas vom “gäbigsten”, was ich in den Rockys erlebte. Fast der ganze Abstieg verläuft durch angenehm geneigte Schutthalden mit feinen Steinen, was bedeutet, dass man richtig knieschonend “achäsecklä” kann. Eine schnelle und komfortable Variante! Auch für diese Tour verwendete ich noch mein grünes Zweirad, welches die Gastfamilie mir zur Verfügung stellte.

Spray Valley

Am folgenden Tag konnte ich nun mein Mietauto, ein kleiner Nissan, abholen. In Bezug auf Fahrzeugen ist Kanada schon ein wenig verrückt. Es ist günstiger ein Kleinwagen zu mieten als ein Durchschnittsmountainbike! Die erste Fahrt führte mich am Abend ins Spray Valley. Dieses Tal in der Nähe von Canmore ist für mich ein wenig mein kanadischer Traum. Ein grosser See (Spray Lake Reservoir), Wald, viele Berge und eine Kiesstrasse….. und sonst eigentlich nichts ….. einfach herrlich! Die nächsten drei Fotos stammen von diesem Abend.

Abendstimmung über Canmore

Spray Lake mit Mount Sparrowhawk im Hintergrund

Ha Ling Peak

Mount Temple

Ist der Mount Temple bei Lake Louise nicht ein einfach ein schöner und impossanter Berg? Der mit 3547m höchste Berg rund um Banff und Lake Louise mit seiner weissen Firnkappe!

Mount Temple in Lake Louise

Schon bei meiner ersten Durchfahrt mit dem Auto durch Lake Louise im Juli war er mir sofort aufgefallen. Und immer wenn mir ein Berg besonders gefällt, will ich mehr über ihn erfahren. So war es auch beim Mount Temple. Es ging nicht lange, dann wusste ich, dass die Normalroute über keinen Gletscher führt und keine schwierigen Kletterstellen aufweist. Na dann, nix wie los!! Um die genauen Bedingungen zu erfahren, schrieb ich ein Mail an das Touristcenter von Lake Louise. Die Antwort war: Es sind noch letzte Schneefelder in der Normalroute weshalb Steigeisen und Pickel angebracht sind. Kein Problem, in Canmore war schnell ein Shop gefunden, der solchen “stuff” vermietet. Auf dem Kalender war das Blatt vom Sonntag 5. August gerade aktiv, als ich mit meinem Mietauto und dem gemieteten Bergsteigermaterial in Richtung Moraine Lake, dem Ausgangspunkt für die Temple – Besteigung, fuhr. Es war wiederum ein wolkenloser Sonntagmorgen. Schon wieder Wetterglück!! Um 7 Uhr kam ich beim Moraine Lake an. Um diese Zeit ist es noch kein Problem ein Parkplatz zu finden :-) Der Moraine Lake ist eine der MUSS – MAN – GESEHEN – HABEN – Attraktionen in den Rockys. So ist an einem schönen Sommertag der Parkplatz chronisch überlastet und die Kolonne der parkierten Autos auf der Zufahrtsstrasse kann gemäss Informationen vom Banff National Park bis 2 km lang werden….. Aber für mich galt: Parkplatz kein Problem, Wetter tip top, Stimmung gut, Schuhe anziehen und los…. bis dann diese blöde Tafel kam..

Ach diese Bären...

Für alle die dem Englisch nicht so geläufig sind, werde ich kurz erläutern, was auf dieser Tafel steht: In diesem Gebiet befinden sich viele Grizzlybären. Du musst in einer Gruppe von mindestens vier Personen wandern. Und dies ist kein Ratschlag sondern ein Gesetz. Verstösse dagegen können mit bis zu 5000 Dollar Busse bestraft werden….. Einmal mehr frage ich mich, wo bleibt da das Verhältnis. Ich hatte mich ein wenig erkundigt, wie oft es zu einem gravierenden Zwischenfall zwischen Mensch und Bär kommt. Der letzte gravierende Zwischenfall in der Gegend rund um Banff und Canmore war im Jahre 2005. Wenn ich nun überlege, wie viele Outdoorstunden pro Jahr in dieser Gegend gemacht werden, so schätze ich das Risiko, bei einer Bärenattacke ernsthaft verletzt zu werden als äusserst gering ein. Nur zum Vergleich, der letzte tödliche Autounfall in dieser Gegend war nur ein paar Tage zuvor und ein tödlicher Bergunfall am Castle Mountain erreignete sich eben gerade in dieser Zeit… Natürlich, ich will ja erhlich sein, wenn ich alleine im dichten Wald unterwegs bin, so kontrolliere ich doch regelmässig, ob mein Bärenspray (Pfefferspray gegen eine Bärenattacke) immer noch an der richtigen Position im Seitenfach von meinem Rucksack ist. Und eines ist ebenfalls klar, so ganz furchtlos bin ich in Bezug auf Bären schon nicht. Ich möchte keine Grizzly – Mamma mit ihren Jungen beim Beeren pflücken erschrecken. Meine emotionale Hälfte sagt: Es ist wirklich ungemütlich in einem Wald zu laufen, wo solche Tiere leben. Die rationale Hälfte meint: Das Restrisiko von einer Attacke ist so klein, dass es akzeptierbar ist. Zudem können gemäss Statistik 90% von den Attacken mit einem Bärenspray abgewendet werden….. ob ich dann aber in einem Ernstfall auch richtig reagieren würde, muss ich aber auch in Frage stellen. Ein ganz wichtige Grundregel im Zusammenhang mit Bärenspray möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen. Lauener Kuno von der Band Züriwest dichtete einmal ein Liedchen mit dem Titel: “Lue zersch wohär dr Wind wäiht” :-) …….

Nun aber zurück zum Sonntagmorgen zum Wegstart beim Moraine Lake. Ich wusste nicht, soll ich nun mehr Angst vor dem Gesetz oder vor den Bären haben…. Auf jeden Fall wartete ich eine Weile in der Hoffnung, dass noch andere Leute diesen Weg benützen werden. Und plötzlich kamen zwei mit grossen Schritten, ja fast schon im Eilmarsch daher. Es waren John und Tom von Calgary, die das selbe Ziel, den Temple Mountain, hatten. Und so kam es, dass wir zu dritt durch diesen gefährlichen Bärenwald liefen. Ich wusste natürlich, drei sind nicht vier… zu dritt ist aber besser als alleine :-) Und schliesslich ist John ein Berufssoldat bei der kanadischen Army, was den Bären dann wohl ein bisschen Furcht einflössen würde…:-) Diese beiden Kanadier sahen die Bärensituation sowieso nicht so tragisch. So hatten sie zum Beispiel auch gar keinen Bärenspray dabei. Sie meinten, dieses Gesetz sei mehr für die Touristen….. Auch sie hatten beide noch nie bei einer Wanderung einen Grizzly gesehen. So ging es dann schon fast mit militärischem Schritt in Richtung Sentinel Pass. Ich dachte nur, wenn wir dieses Tempo durchziehen, so können wir den “eufichlap” definitiv auf dem Gipfel geniessen :-) Auch der Vergleich der Rucksäcke war lustig. Tom hatte sozusagen nichts dabei und John schleppte wohl den halben Haushalt den Berg hoch…. typisch Militär! Auf dem Sentinel Pass gab es eine ausgiebige Znünipause bevor der spannende Teil der Route began. Die Normalroute auf den Temple Mountain ist ein klassischer Rocky Mountain Scramble mit Kletterstellen im guten Fels, vielen Geröllhalden mit erschwerter Routenfindung und vielen “plattigen” Stellen, wo man die Schuhe schön auf Reibung positionieren muss. Ich empfand es aber als eine äusserst abwechslungsreiche und schöne Route und war um halb zwölf auf dem Gipfel.

Blick auf Lake Louise vom Temple Mountain

Um mit den richtigen Worten zu beschreiben, was ich von diesem Gipfel aus sah, müsste ich wohl ein Dichter sein…. Da bei mir das dichterische Gen nicht so ausgeprägt ist, fasse ich mich kurz: Es war einfach grandios!

Moriane Lake von oben

Es hatte ein paar Wolken, die aber glücklicherweise nicht störten. Die Fernsicht war ausgezeichnet und so konnte man auch viele Gipfel in weiter Ferne erkennen.

Bow Valley vom Temple Mountain aus gesehen

Etwas später hatte auch John den Gipfel erreicht. Tom musste leider wegen Knöchelproblemen kapitulieren. In meinem Hinterkopf dachte ich schon ein wenig daran, dass diese zwei Kanadier heute eine altes Bergsteigermotto welches lautet, geh langsam wir haben es eilig, nicht eingehalten hatten. Nach dem Blitzstart beim Moraine Lake brach das Tempo später in der steilen Bergflanke grösszügig zusammen… :-)

Auf der Firnkappe vom Temple Mountain

Wie es nicht anders zu erwarten war, befanden sich sehr viele Leute an diesem schönen Sonntag am Mount Temple. Beim Abstieg äusserte sich dies etwas negativ in Form von Steinschlag. Mehrmals ertönte es durch die Flankge: Rocks! Rocks! So stieg ich dann relativ zügig zum Sentinel Pass zurück, wo ich auf John und Tom wartete. Zusammen durchquerten wir das “Bärenwäldchen” und kamen heil beim Moraine Lake an. Dort herrschte reger Betrieb von Touristen und Automobilisten, die verzweifelt versuchen, irgendwo ihr Auto oder Canadadream – Camper zu parkieren. Dies war mir aber erneut egal, da ich ja nun den Heimweg antratt. Doch zu einfach ging es mir dann doch auch nicht. Durch Lake Louise durch war ein richtiges Chaos und eine endlos scheinende Bleckkarawane…. Welcom to the tourist spots in the Rockys in August…. Später erfuhr ich im Infocenter, dass an einem schönen Sommertag bis zu 20’ooo Leute den Lake Louise und das Chateau besuchen…. und da sich das ganze in Kanada abspielt, reisen diese Leute nicht mit einem doppelstöckigen S-Bahn Wagen an, sondern mit grossen, oft sehr grossen, nicht platzsparenden Fahrzeugen. Da kam ich mir schon fast ein bisschen verloren vor mit meinem Nissan – “Pfuderli”

Moriane Lake

Als ich den Highway (Autobahn) erreicht hatte, ging es aber ganz flott in Richtung Canmore weiter, wo sich ein schöner Tag zu Ende neigte.

Assiniboine Pass und Wonder Pass

Am nächsten Morgen fuhr ich erneut durch das Spray Valley zum Mount Shark Parkplatz, wo ich das Bike auslud, jawohl es hatte gerade Platz im Nissan, und in Richtung Bryant Creek Trail fuhr. Auch in dieser Gegend soll es Grizzlys haben. In diesem Gebiet gibt es aber keine speziellen Auflagen betreffend Bären wie beim Moraine Lake und rund um Lake Louise. Ich fühlte mich aber gar nicht unbedingt sicherer….. die Gegend ist zwar wunderschön aber ein bisschen abgelegen und im Vergleich zu Lake Louise menschenleer.

Morgenstimmung im Spray Valley

Nach rund 5 km endete der Watridge Trail und ich musste mein Velo an einem Baum anketten und zu Fuss weiter, da auf dem Bryant Crreek Trail Bikes verboten sind. Der Grund sind wiederum die Bären. Mit einem Velo ist man viel schneller unterwegs, womit die Wahrscheinlichkeit, dass man einen Bär erschreckt , ansteigt. So lief ich nun durch diesen Bryant Creek Trail, der viele Kilometer lang ist….. Das Panorama ist schnell erzählt. Links sieht man Bäume, rechts ebenfalls. Hinter diesen Bäumen befindet sich die nächste und die übernächste Reihe ihrer Artgenossen…… und hinter jedem könnte ein Bär sein. Kann fast nicht sagen, ob das Laufen oder das Überwachen der Situation anstrengender war. Und was man da alles hört und sieht, wenn man so aufmerksam durch den Wald läuft, ist wirklich noch faszinierend! Zwischendurch traf ich sogar auch auf die Spezie der Homo Sapiens und realisierte, dass ich auch in diesem verlassenen Winkel von Kanada nicht alleine bin. Später öffnete sich der Wald ein wenig und ich sah Berge und Wiesen. Eine wilde aber wunderschöne Landschaft.

Irgendwo in der kanadischen Wildnis

Nach erneut mehreren Kilometern erreichte ich den Assiniboine Pass und später die Assiniboine Lodge. Gerade direkt vor der Assiniboine Lodge befindet sich der Lake Magog und im Hintergrund der Mount Assiniboine, welcher auch das Matterhorn der Rocky Mountains genannt wird, ein traumhaft schöner Berg!! Dieser Berg war auch der Grund, weshalb ich diese Wanderung überhaupt unternahm. Ich wollte ihn einfach von nah sehen. Natürlich wollte ich ihn am liebsten besteigen, wozu mir aber das nötige Material, die Zeit und die richtige Begleitung fehlten.

Mount Assiniboine und Lake Magog

Der Anblick von Lage Magog mit den Bergen im Hintergrund war einmal mehr einfach traumhaft. Und jawohl, dort gibt es keine Photoplattform und kein grosser Parkplatz mit Canadadream – Campers. Der nächstgelegene Parkplatz liegt 25 Wanderkilometer entfernt und ist nur über eine sehr lange Kiesstrasse erreichbar. Nicht dass ich etwas gegen diese Campers hätte, ich würde ja selber am liebsten mit einem solchen Fahrzeug durch die Rockys reisen. Aber eigentlich bin ich ja auch nach Kanada gekommen um ein bisschen die Wildnis zu erleben, was hier weitab von jeglichem Rummel besser gelingt als in einer Blechlawine beim Moraine Lake. Und jawohl ich hatte die Wildnis auf dieser Wanderung gefunden… Kanada kann wirklich wild, einsam und von menschlicher Hand unberührt sein… Für die Gegend nahe beim Assiniboine Pass stimmt das aber auch nicht ganz, da sich ja, wie schon erwähnt, die Assiniboine Lodge in perfekter Lage vor dem Lake Magog befindet. Eigentlich ist es klar, an einem so schönen Ort sollte man zumindest einmal Übernachten und einen weiteren Tag dort verbringen. Der kleine Hacken ist nur, die Assiniboine Lodge ist eine eher etwas luxuriöse Angelegenheit. Die Preise für eine Übernachtung bewegen sich so zwischen 250 und 500 Dollar pro Nacht. Das wäre vielleicht was für die Hochzeitsreise aber nicht für eine einfache Übernachtung bei meinem Wandertrip :-) Und eines ist natürlich auch klar, wer 500 Dollar zahlt pro Nacht wandert die 25 km nicht, sondern nimmt den Helikopter. Um den Mittag herrschte reger Flugbetrieb. Leute kamen und gingen. Eigentlich störte dieser Lärm in einer sonst so grandiosen Gegend. Aber der Helikopter ist wie der grosse Geländewagen auch ein Element von der kanadischen Kultur. In diesem Gebiet gibt es diverse Möglichkeiten, wo man mit dem Zelt übernachten kann. Mein Campingmaterial befand sich aber 8000 km entfernt von der Mount Assiniboine Gegend, weshalb ich halt noch am selben Tag wieder zurückwandern musste.

Panorama vom Wonder Pass

Beim Rückweg ging ich über den Wonder Pass. Beim Anblick dieser Gegend fühlte ich mich wie in einem Karl May – Buch oder Film. Es hätte absolut ins Bild gepasst, wenn plötzlich Winnetou mit seinem Pferd Iltschi mir entgegengekommen wäre….. Nach dem Wonder Pass wanderte ich entlang dem Marvel Lake durch ein weiteres Tal. Und das war Einsamkeit pur. Dieses Tal hat die Grösse vom Justistal und ich sah, hörte und traf kein Mensch!

Marvel Lake

Marvel Peak mit Marvel Lake

Später mündete mein Weg über den Wonder Pass, der Wonder Pass Trail, wieder in den Bryant Creek Trail. So lief ich diesen nicht sehr spektakulären, aber langen, Bryant Creek Trail wieder zurück. Ich studierte an vielen Sachen herum, bis ich nicht mehr studieren mochte…… aber noch dann musste ich weiterlaufen und laufen …… manchmal tut weitwandern wirklich gut! Irgendwann, auch wenn man manchmal schon nicht mehr daran glaubt, kommt man ja doch am Ziel an. So erging es auch mir und ich erreichte unter dem Getösse, von einem sich ankündigenden Gewitter, wieder mein Auto. Es hatte sich aber absolut gelohnt. Abgesehen vom Bryant Creek Trail ist diese Gegend fantastisch schön!

Mount Kidd

Am nächsten Tag hatte ein Sohn meiner Gastfamilie frei und wollte mit mir auf den Mount Kidd gehen. Der Mount Kidd ist ein schöner Berg in Kananaskis Country. Gerade neben diesem Berg befindet sich das Nakiska Skigebiet wo im Jahre 1988 (Olympia Calgary) die alpinen, olympischen Skiwettkämpfe stattfanden. Natürlich sagte ich zu diesem Vorschlag nicht nein und studierte eine wenig die Route. Schnell war mir klar, dass dies ein interessanter Scramble sein muss. So fuhren wir mit dem Auto in dieses Kananaskis Tal und starteten unsere Besteigung. Als wir das erste Mal die Aufstiegsroute ein wenig überblicken konnten, meinte mein Begleiter Kieran: “Oh! It looks pretty fucking steep”. Auch er war noch nie auf dem Gipfel vom Mount Kidd. Meine Antwort darauf war: “Young men, it is pretty fucking steep!”

Mount Kidd

Die Frage ob es ihm zu steil sei, verneinte er und so zogen wir los. Es war ein äusserst interessanter Scramble. Richtiges Rocky Mountain Feeling! Volle Aufmerksamkeit verlangte die Routenfindung und auch das Gehen in dem zum Teil eher abschüssigen Gelände. Zum Schluss wartete ein grosses und langes Gipfelgeröllfeld auf uns, das so richtig an den Kräften zerrte. Das Vorwärtsgehen in diesem Geröll war ganz nach dem Motto zwei Schritte vorwärts und einer rückwärts :-) Eine Situation die aber in den Rocky Mountains oft anzutreffen ist……. Umsonst heisst dieses Gegend ja nicht “Steiniges Gebirge” (Rocky Mountains).

Im Gipfelgeröllfeld vom Mount Kidd

Auf dem Gipfel genossen wir das Panorama auf Kananaskis Village und die umliegenden Berge, bevor wir wieder bergab stiegen. Ganz faszinierend waren dabei auch die umliegenden, mächtigen Felswände mit ihrer geologischen Beschaffenheit. Da wünschte ich mir einmal mehr, Geologe zu sein, um diese Felszusammensetzungen und Felsverfaltungen zu verstehen. Bei der Entstehung von diesem Berg müssen unglaublich Kräfte gewirkt habe. Wiedereinmal wurde mir bewusst, wie klein wir Menschen doch eigentlich sind.

Kananaskis Country vom Mount Kidd aus

Im Abstieg vom Mount Kidd

Auf dem Heimweg besuchten wir noch ein Casino, das von den ehemaligen Indianer betrieben wird. Keine Angst, der Spielsucht bin ich nicht verfallen! Ich begnügte mich mit einem Cola und studierte ein bisschen, was da so abläuft. Wieder einmal konnte ich die Welt nicht so begreifen. Wie kann man nur den ganzen Tag bei so tollem Wetter in einem so finsteren Raum vor einem Spielautomaten verbringen??? “However”, es schien diesen Leuten spass zu machen und schliesslich musste ich ja nicht immer alles begreifen……

Mount Sparrowhawk

Die Tage flogen nur so dahin und schon hatte ich das Problem, dass mir die Zeit ausging…. Eigentlich wollte ich nochmals nach Jasper, um dort den Pyramide Mountain zu erklimmen und den Berg Lake Trail mit dem grossartigen Mount Robson zu besuchen. Doch dafür fehlte mir einfach die Zeit. So verwirklichte ich im Spray Valley ein anderes Ziel, den Mount Sparrowhawk ein stattlicher Dreitausender. Die Routenfindung schien einfach zu sein, der Wetterbericht war bis zum Abend gut. Doch manchmal ist es im Leben nicht so, wie es scheint. Schon nach einer Stunde hatte ich den Weg (Der Mount Sparrowhak ist eine Wanderung mit einem mehr oder weniger gut markierten Weg und nicht ein Scramble) aus den Augen verloren und es regnete mir auf den Kopf …… entsprechend war meine Stimmung. Ich war überhaupt nicht mehr motiviert und entschloss mein “Znüni” zu vertilgen und dann umzukehren. Doch so schnell sollte man im Leben nicht aufgeben! So sagte ich mir, wenn ich nun schon hier bin, kann ich ja noch ein Stücken weiter gehen. Nach einer weiteren Stunde fand ich wieder so was ähnliches wie ein Weg und die Sonne hatte die Herrschaft im Spray Valley zurückerobert. Sehr oft kann man beim Bergsteigen und Wandern Parallelen ziehen zum restlichen Leben…. Manchmal regnet es im Leben und man will aufgeben. … doch auch nach dem grössten Regen kommt irgendwann wieder die Sonne zum Vorschein!

Versteingerung am Mount Sparrowhawk

Wie eigentlich mehr oder weniger alle Berge in den Rockys ist auch der Mount Sparrowhawk ein Sedimentgebirge wie zum Beispiel der Sigriswilergrat und die Stockhornkette. Das bedeutet, dass der Berg aus ehemaligen, aufgestossenen Meeressedimenten besteht. Am Mount Sparrowhawk kann man unzählige Beweise für diese Theorie finden. Es wimmelt nur so von Versteingerungen von ehemaligen Meeresbewohnern. Eigentlich schon eine verrückte Sache unsere Welt! Versteinerte Meeresbewohner die sich nun auf fast 3000 m.ü.M befinden. Was ist ein Menschenleben im Vergleich zu den Zeiträumen von solchen Abläufen? Jawohl, einmal mehr einfach ein nix!

Gipfelpanorama vom Mount Sparrowhawk

Vom Mount Sparrowhawk konnte ich eigentlich das gesamte Spray Valley mit dem Spray Lake Reservoir überblicken. Zudem war es möglich, fast alle Gipfel, auf die ich hinaufkraxelte während meiner Zeit in Canmore, von diesem super Aussichtspunkt zu sehen. Wahrlich ein schöner Abschluss meiner Hike- und Scrambling Zeit in Kanada.

Spray Lake und Spray Valley

Die weniger berühmte Seite der Three Sisters

Am Abend gab es noch mehrere Gewitter, welche sich über Canmore entluden. Sofern ich an einem einigermassen sicheren Ort bin, geniesse ich Gewitter in der Regel. Denn Gewitter verursachen immer viele spezielle Stimmungen und eine interessante Abmiance.

Die berühmte Seite der Three Sisters

Gewitterstimmung in Canmore

Donnerstag 9. August Touristentrip

An diesem Tag benahm ich mich wie ein richtiger Rocky Mountain Tourist. Am Morgen fuhr ich mit dem Auto von Canmore nach Lake Louise. Dort kaufte ich ein Ticket für die Sesselbahn. Nach einer kurzen Instruktion vom freundlichen Personal, das mir erklärte, wie der Aufstieg und das Schliessen vom Sicherheitsbügel zu bewerkstelligen sei und wie man sich so auf einer Sesselbahn verhalten muss, schwebte ich bergwärts.

Mount Temple und Mount Victoria

Bei der Bergstation besuchte ich ein Wildlife Information Center, wo ich viele Informationen über die wilden Tieren von Kanada erfahren konnte. Ich las die vielen Informationstafeln, bestaunte die ausgestopften Tiere und schaute aufmerksam eine Filmvorführung. Und wie so oft im Leben kamen mit den zusätzlichen Hintergrundinformationen auch die sogenannten Aha – Effekte….. Nach diesem Besuch konnte ich viele Sachen im Zusammenhang mit Bären besser verstehen. Oder wer von euch hat gewusst, dass das Territorium von einem männlichen Grizzlybär bis zu 2500 km2 betragen kann!! Das ist immerhin 50 Mal die Gemeinde Sigriswil. Und so kommt es halt vor, dass auch im wilden und geräumigen Kanada ein Grizzly zwischendurch auf menschliche Hindernisse wie die Eisenbahn, die Strasse oder eben einen Wanderweg stösst. Die technische Crew der Lake Louise Skiarena war gerade mit Revisionsarbeiten bei einer anderen Sesselbahn beschäftigt. Natürlich nutzte ich diese Gelegenheit um mehr Informationen über das Skigebiet Lake Louise und die technischen Besonderheiten der kanadischen Seilbahnen zu erfahren….. Es war wahrlich ein interessanter Vormittag!

Das Beste kam dann bei der Talfahrt mit der Sesselbahn. Oberhalb Masten 9 war ein Grizzlybär direkt unter der Sesselbahn mit pflücken von Beeren beschäftigt! Dies fand ich natürlich richtig toll, einem Bär von oben herab beim Mittagessen zuzusehen :-) …. Und warum sich gerade in einem Skigebiet so viele Grizzlys aufhalten, dies lernte ich ebenfalls im Information Center …. :-) Die Skipisten in Kanada sind mehrheitlich gerodete Waldflächen. Wo keine Bäume stehen, können Sträucher mit Beeren wachsen, eine der Hauptnahrung der Bären……. Wäre ja eigentlich logisch oder?!

Takakkaw Wasserfälle

Am Nachmittag fuhr ich über den Kicking Horse Pass, wo ich lernte, dass wir Schweizer den Eisenbahnspiraltunnel erfunden hatten :-) und das so ein Spiraltunnel in Kanada eine Touristenattraktion ist! Ich dachte nur, die sollten sich zum Vergleich einmal das “Kassettli” von unserem Komiker Emil über die Situation in Wasen im Urnerland zu Gemüte führen…. :-)

Es ist wirklich eine schöne und interessante Eisenbahnlinie, welche über den Kicking Horse Pass führt, aber technisch gesehen kein Vergleich zu unserer Gotthardbahn!

Emerald Lake

Weiter ging mein Touristentrip zu den Takakkaw Wasserfällen und zum Emerald Lake. Beides wirklich schöne Naturwunder und grosse Touristenmagnete. Beim Emerlad Lake war die Parkplatzsituation nicht ganz einfach und auch ein guter Platz für das Photographieren musste sich regelrecht erkämpft werden. So zog ich es vor, so bald wie möglich wieder weiter zu fahren in Richtung Golden. Von Golden fuhr ich nach Radium Hot Springs und weiter durch den Kootenay Nationalpark zurück nach Canmore. Der Kootenay Nationalpark könnte man auch Park der toten Bäume nennen. Grosse Feuer im Jahre 2003 und der Borkenkäfer haben über geschätzte 60 km der Wald der linken und der rechten Talseite komplett zerstört. Auf einer Informationstafel las ich, dass dies aber eine Chance für andere Tier- und Pflanzenarten ist und dass sich diese Gegend wieder erholen wird. Typisch kanadisches Denken. Alles nicht so schlimm. Die Natur wird es schon wieder richten….. und manchmal stimmt das ja auch…..

So! Das waren meine Erlebnisse in den Rocky Mountains und im Reich der Grizzlys. Heute habe ich Wasch-, Pack- und Rückgabetag! Morgen geht es weiter mit dem Bus nach Vancouver (16 Stunden Bus fahren! “O graus”) und von dort nach Vancouver Island, wo ich Tofino und Victoria besuchen werde. Anschliessend folgt ein kurzer Trip nach Whistler und dann muss auch ich den Heimweg antreten…..

So sage ich bye bye for now und bis bald vielleicht bei einer Wanderung in der Schweiz! Ich freue mich auf eine Wanderung ohne Bärenspray im Rucksack… :-)

Grüsse aus Übersee H.U.Z

Gigathlon 2012 – Ein Erlebnisbericht

5. August 2012

Was bedeutet es, ein Gigathlet zu sein? Vor weniger als einem Jahr, konnten wir uns einen der begehrten Gigathlon-Startplätze ergattern. Innerhalb von wenigen Tagen musste abgeklärt werden, ob denn an diesem Datum auch wirklich alle können, damit der Startplatz und das Abenteuer Gigathlon beginnen konnte. Dies war im November 2011. Mittlerweile ist der Gigathlon vorbei und in den nächsten Zeilen soll beschrieben werden, was es bedeutet ein Gigathlet zu sein.

Vorbereitung
Unter Vorbereitung kann nicht nur von der physischen Vorbereitung gesprochen werden. Nein, wir wollten auch entsprechend auftreten. So kam es, dass wir uns entschlossen, ein T-Shirt zu kreieren und gezielt Sponsoren anzufragen. Die Suche nach Sponsoren, war für mich ein Highlight in der Vorbereitung. Es war schön zu sehen, dass Unternehmen bereit sind, etwas für den Sport zu geben, wenn man sich denn auch entsprechend einsetzt. So kam es, dass sich insgesamt sieben Sponsoren bereit erklärten uns bei unserem Projekt zu unterstützen. Mit dieser Unterstützung war es uns möglich, nicht nur das relativ hohe Startgeld zu bezahlen, wir hatten sogar noch genug Geld, um auch T-Shirts für unser Unterfangen zu kreieren. In dem Sinne: nochmals besten Dank für eure Unterstützung.

Pünktlich (oder auf den letzten Drücker) sind in der letzten Woche vor dem Gigathlon dann auch die T-Shirts eingetroffen. Wir haben uns entschieden sowohl ein Lauf- wie auch ein Bike Shirt zu machen, welche wie folgt aussehen:

Doch kommen wir nun zum Gigathlon. Nachfolgend soll in ein paar Zeilen, die Erlebnisse und Eindrücke des Gigathlon etwas näher gebracht werden.
Jeder einzelne Athlet muss sich spezifisch auf diesen Anlass vorbereiten. So gilt es innerhalb von zwei Tagen viele Kilometer, wie auch Höhenmeter zu überwinden. Nachfolgende Übersicht soll dies verdeutlichen. Die Übersicht soll ausserdem aufzeigen, wie lange wir insgesamt unterwegs waren. Nicht weniger als 27 Stunden und 41 Minuten hat sich immer einer aus dem Team ins Zeug gelegt:

Es reichte nicht nur an einem Tag eine entsprechende Leistung abzurufen, man muss auch am zweiten Tag noch genug Fit sein, um diesen erfolgreich hinter sich zu bringen. Damit einem dies gelingt ist eine gute Vorbereitung zwingend. Jeder einzelne Gigathlet hat sich individuell vorbereitet und Material getestet um am Wettkampftag parat zu sein.

Check – In

Etwas spät sind wir nach Olten gefahren. Dadurch haben wir leider die Eröffnungszeremonie ver-passt. Nichtsdestotrotz hat beim Einchecken alles geklappt und wir haben unsere zwei Zelte aufge-stellt. Leider haben wir erst später erfahren, dass wir gleich bei der Ankunft eine Zeitstrafe von 60 Minuten aufgebrummt erhielten, weil wir in die Sperrzone gefahren sind. Dies sollte allerdings nur eines von wenigen Ärgernissen sein. Nachdem wir unsere beiden Zelte aufgestellt hatten, begannen wir das Weekend so richtig zu geniessen. Der Zeltplatz war gigantisch. Rund 6‘000 Athleten hatten sich in Olten eingefunden, um an einem der grössten Sportevents der Schweiz teilzunehmen. Danach ging es erstmals ans Abendessen, was natürlich mit dabei war. Dabei konnten wir auch gleich noch ein bisschen die Atmosphäre auf dem Gelände geniessen.

Zurück bei den Zelten gingen wir den Ablauf vom Samstag durch. Mit den vielen Wechselzonen ist eine genaue Planung umso wichtiger. Auch machten wir nochmals klar, dass unser Ziel darin besteht, diesen Anlass geniessen zu können und unser Bestes zu geben. Müde aber mit Vorfreude konnten wir dann auch in den Schlafsack hüpfen. Die Hitze verhinderte zwar, dass wir sofort einschlafen konnten, jedoch klappte auch dies später.

Wettkampftag 1
Bereits früh hiess es für den Inliner – Rudi von Gunten – aufstehen und bereit machen für den Wettkampf. Um 06:30 Uhr sollte der Startschuss für die Inliner sein. Ausser unserer Schwimmerin – Nicole Wyss und mir – blieben alle noch ein bisschen liegen. Ich begleitete Rudi zum Start und erlebte, wie die knapp 1‘000 Mannschaften sich auf den Weg machten nach Altreu. Eine Strecke von 52 km war zu absolvieren ehe für viele Schwimmer wohl das Highlight auf sie wartete: Schwimmen in der Aare (natürlich mit der Strömung:)). Rund 9 km waren zu absolvieren.

Ich war bereits wieder auf dem Zeltplatz bei Trix und Tom, bevor Tom kurze Zeit später den Zug nach Solothurn nahm. Es zeichnete sich ein heisser Tag ab. Weit über 30 Grad waren zu spüren. Umso wichtiger, dass genug Getränke zu sich genommen wurden und auch genügend gegessen wurde. Auf dem Zeltplatz war eine sehr entspannte Stimmung. Immer wieder hörte man, dass jemand aus dem jeweiligen Team gerade gewechselt hat und da spürte man bereits das Kribbeln, dass man jetzt mitten drin war. Kurz vor elf machten sich auch Trix und ich auf den Weg. Trix mit dem Zug während ich mit dem Rennrad von Olten nach Oensingen fuhr. Das waren ja nur läppische 16 km im Vergleich zu den 105 km, welche später noch zu absolvieren waren. Neben unserem Team hatten auch die anderen Mannschaften jeweils eine SMS erhalten, wenn jemand in der Wechselzone abgelöst wurde. Die Spannung war entsprechend bei allen anzumerken. „Wie lang heter äch…“, „Geits äch no lang…“ hörte man immer wieder. Mittlerweile war auch Tom unterwegs mit dem Bike. Die Strecke führte ihn von Solothurn via Weissenstein nach Oensingen.


Prinz: „Ein Traum geht in Erfüllung, finisher Gigathlon! In einem kuulen Team mit super Sportlern und viel Leiden aber mehr Spass, das macht Lust auf mehr!“”

Ich wartete bereits in der Wechselzone und das Warten war immens lange. Nie wusste man, ob er jetzt schneller war als geplant oder ob ihn sogar ein Defekt aufhalten würde. Nach rund 3 Stunden Fahrzeit erreichte Tom schliesslich die Wechselzone und ich durfte übernehmen. Mit dem Rennrad ging es von Oensingen via Scheltenpass und Passwang nach Sissach. Ich konnte gut anfahren, und fuhr auf dem Ebenen Stück mit einer Gruppe recht rasant bis zum ersten Aufstieg. Auch dort lief es mir recht gut. Nach dem ersten Verpflegungsposten und einem weiteren Abstieg ging es brachial bergab. Es galt primär den Schlaglöchern auszuweichen. Mir gelang dies nicht wirklich wunschge-mäss. Plötzlich hörte ich einen Knall und ich verlor die Luft im Hinterrad. Die Reparatur dauerte zwar etwas länger als erhofft, jedoch konnte ich das Rennen fortsetzen. Rund 10 km weiter dann der nächste Schreck. Wieder verlor ich nach einem Schlag die Luft im Hinterreifen. Aus vorbei dachte ich, hatte ich doch nur eine Gas-Düse und einen Pneu mit dabei. So stand ich am Strassenrand in einem Waldstück und schaute den vielen Velofahren zu welche vorbei fuhren und rief immer wieder ob mir jemand helfen könnte. Nach einer gefühlten Stunde hielt dann ein Autofahrer an, welcher per Zufall dort durchgefahren sei. Leider hatte er nur einen Pneu aber keine Pumpe. Irgendwann hielt tatsächlich ein Rennfahrer an und gab mir seine Gas-Düse. Was für ein Glück dachte ich und bedankte mich etliche Male. Ich konnte das Rennen also fortsetzen und hatte die beiden Pässe noch vor mir. Da lief es mir eigentlich ganz gut, auch wenn sich die Müdigkeit vom langen warten etwas in die Beine schlich.

Dann plötzlich ein weiterer Schreck. Mein Oberschenkel verkrampfte sich und ich konnte nicht mehr treten. Wenige Minuten musste ich warten, bis sich die Verkrampfung oder Verhärtung wieder löste. Dies sollte mir danach noch zweimal passieren aus mir jetzt noch unerklärten Gründen. Ich musste meine Ambitionen von einer guten Zeit endgültig beenden und hatte als Ziel nur noch, dass ich Trix vor 19:00 Uhr übergeben konnte, so dass sie keine Stirnlampe mit auf den Weg nehmen musste. Um rund 18:30 Uhr bin ich dann endlich in der Wechselzone angekommen. Erschöpft und enttäuscht. Trotzdem feuerte ich Trix noch an und wünschte ihr viel Glück für die letzte Disziplin am heutigen Tag.


Nicole: „Mit einer Giga-Vorfreude an die gigantische Vorbereitung für den Giga-Schwumm und dies mit dem ganzen Giga-Team. Es ist ein Erlebnis so viele gigantisches Eindrücke zu erleben. Gigathlon macht Lust auf mehr gigantische Momente!”

Trix durfte von Sissach zurück nach Olten rennen. Eine Strecke von 24 Kilometern mit nicht weniger als 750 Hm hatte sie dabei zu absolvieren. Gut zu wissen war, dass die Trainingsstrecke Interlaken Sigriswil, die wir ein paar Mal gemacht hatten ebenfalls rund 700 Hm hatte. Ich fuhr inzwischen mit dem Zug zurück nach Olten und liess mir die vielen Eindrücke vom Samstag nochmals durch den Kopf gehen. In Olten angekommen hatte ich auch gleich die anderen Teammitglieder angetroffen. Jeder erzählte von seinen Erlebnissen. Jeder vollbrachte eine ausgezeichnete Leistung. Langsam hiess es ins Zielgelände zu gehen, damit wir Trix auf den letzten 200m noch richtig anfeuern konnten. Nach ausgezeichneten 2h45m erreichte Sie das Ziel. Mittlerweile war bereits 21:30 Uhr. Müde von den Eindrücken, müde vom Sport hatten jetzt alle geduscht und das Abendessen eingenommen. Zurück beim Zelt hiess es aber bereits wieder den nächsten Tag zu planen. Die Wechsel mussten wieder einwandfrei funktionieren, die Rucksäcke mussten gepackt werden. Fast um Mitternacht konnten wir endlich schlafen gehen.


Trix: „Es war ein unvergessliches, anstrengendes, emotionales Wochenende mit einem super Team.”

Wettkampftag 2
Der Tag startete völlig anders als noch am Samstag. Der Start für unser Team war auf 08:00 Uhr vorgesehen. Da Trix und ich die Disziplin tauschten, musste sie bereits wieder auf das Rennrad gehen. Während es am Vortag noch glühend heiss war, machte sich jetzt Regen breit bei knapp 20 Grad. Noch schwer auszumachen, welches Wetter jetzt besser war.


Remo: „Wow, zuerst ein Scherz, dann ein Traum, dann ein Ziel und jetzt schon Vergangenheit. Es war ein Weekend voller Erlebnisse, welche man sonst nie ma-chen würde. Man kommt an Grenzen und trotzdem mach es einem Spass. Das ist Gigathlon und macht Lust auf mehr!”

Rund 4 bis 4.5 Stunden rechnete Trix auf dem Rennrad. Jedoch bald merkte man, dass die Organisatoren etwas nervös wurden. Der Sammelstart fürs anschliessende Schwimmen wurde plötzlich bereits auf 12:30 Uhr festgelegt. Trix quälte sich über eine Strecke von knapp 100 km von Olten nach Sursee. Knapp hat sie den Zeitpunkt für den Sammelstart verpasst. Zwar kam sie noch vor dem Sammelstart in Sursee an, jedoch liessen die Organisatoren bereits vorbereiten für den Sammelstart. Hier haben die Organisatoren leider etwas wenig Fingerspitzengefühl gezeigt. Es herrschte die Meinung unter den Leuten, dass man merkte, wie schwer der diesjährige Gigathlon war und man vor allem im Hinblick auf das Wetter und den Zielschluss, möglichst rasch vorwärts machen wollte. Die Härte zeigte sich auch in den Anzahl Mannschaften, welche am Schluss das Ziel erreichten (von den Single Athleten sprechen wir jetzt mal nicht). Etliche Mannschaften mussten unterwegs aufgeben und konnten nicht mehr genügend Energie aufwerfen, um den Gigathlon zu Ende zu bringen.

Auf dem Sempachersee war mittlerweile auch Nicole unterwegs. Die 3.2 Kilometer absolvierte sie in ihrer lockeren Art und übergab an unseren Inliner Prinz. Auch er musste bei relativ harten Bedingungen seine 40km absolvieren. Auf Regenrollen hatte er nach etlichen Expertengesprächen bewusst verzichtet. Mit einer tollen Leistung kämpfte er sich nach Rothrist. Ich habe dort bereits einige Zeit gewartet und war bereit für die knapp 30km Laufstrecke von Rothrist nach Oensingen. Highlight hier war sicherlich das „1000er Stägeli“, welches bereits nach wenigen Kilometern kam. So schlimm es auch tönt, war es in Wirklichkeit auch nicht. Die knapp 30km liefen sich relativ gut trotz den Strapazen vom Vortag und den zum Teil misslichen Bedingungen.


Tom: „Für mi isch dr gigathlon öpis sehr sehr spezieus u schöns gsi! Ä riese befridigung nachem herte training u äs giga erläbnis wome nüme vergisst…!”

Nach exakt 2h31m konnte ich Tom schliesslich übergeben. Er durfte unter Platzregen die letzte Strecke in Angriff nehmen. Mit dem Bike sollte es auf einer 52km langen Strecke zurück nach Olten gehen. Wiederum rechnete er mit rund 3 Stunden. Auch die anderen machten sich zurück nach Olten. Wieder als Team vereint, genossen wir die tolle Atmosphäre im Stadion. Es war schön mit anzusehen, wie sehr die Freude bei den einzelnen Athleten beim Zieleinlauf war. Auch wir gingen langsam in die Startlöcher, um mit Tom gemeinsam ins Ziel einzulaufen. Jeder der Biker, welcher ins Stadion reinkam wurde gefeiert. Die meisten waren allerdings gar nicht mehr richtig zu erkennen. Durch den Regen war am Schluss mehr Dreck am Körper, als die Frauen bei Miss-Wahlen oder im Ausgang an Make-Up anschmieren können. Nach einer Fahrzeit von gut 3 Stunden erreichte Tom schliesslich mit uns gemeinsam das Ziel. Der Ehrgeiz war auch auf den letzten Metern noch zu spüren, als Tom in einem Sprint unbedingt verhindern wollte, dass uns noch jemand überholt. Das erklärt auch, dass wir beim Zieleinlauf nicht ganz alle auf der gleichen Höhe sind :)

Ein unvergesslicher Tag ging auch hier zu Ende. Jetzt hiess es noch packen und parat machen für die Heimreise. Müde, aber mit einem Rucksack voller Erfahrungen im Gepäck kamen wir schliesslich um 01:00 Uhr in Sigriswil an.

Rückblick / Fazit

Vor dem Gigathlon war es ein Wunsch oder Traum. Während dem Gigathlon irgendetwas zwischen Spass und Qual. Jetzt ist es Wirklichkeit. Wir haben es geschafft. Schmerzen, Sonne, Regen, Hagel, Sturm, Pannen haben uns das Wochenende versüsst und zu einem unvergesslichen Erlebnis ge-macht. Hier möchte ich mich jedoch nochmals bedanken. Bedanken bei den Sponsoren, welche sich aus dem nichts bereit erklärt hatten, uns bei dieser Mission zu unterstützen. Bedanken aber auch bei den Teammitgliedern. Ihr wart toll und habt stets gewusst, die anderen anzufeuern, zu trösten oder aufzumuntern.

Ausblick
Etwas Zeit zum Erholen bleibt, jedoch steht auch das nächste Highlight schon vor der Tür. Am 18. August 2012 wird wieder eine Gruppe am Inferno Triathlon starten, welcher bekanntlich in Thun startet und in der Kategorie Team Trophy in Mürren endet. Diesen werden wir in der Besetzung von Nicole Wyss als Schwimmerin, ich – Remo Kämpf – als Rennvelofahrer, Thomas Märki als Biker und Jonas Stähli als Läufer bestreiten. Zurzeit machen wir uns weiter Gedanken an der S2 Challenge, welche eine Woche nach dem Inferno Triathlon stattfindet, teilzunehmen. Dieser findet in der Region Langnau i.E.-nach Schwarzenburg statt. Auch ins Auge fassen wir den Brienzerseelauf, welcher sicher von einer kleineren Delegation in Angriff genommen werden würde.