Gigathlon 2012 – Ein Erlebnisbericht

Remo Kämpf 5. August 2012

Was bedeutet es, ein Gigathlet zu sein? Vor weniger als einem Jahr, konnten wir uns einen der begehrten Gigathlon-Startplätze ergattern. Innerhalb von wenigen Tagen musste abgeklärt werden, ob denn an diesem Datum auch wirklich alle können, damit der Startplatz und das Abenteuer Gigathlon beginnen konnte. Dies war im November 2011. Mittlerweile ist der Gigathlon vorbei und in den nächsten Zeilen soll beschrieben werden, was es bedeutet ein Gigathlet zu sein.

Vorbereitung
Unter Vorbereitung kann nicht nur von der physischen Vorbereitung gesprochen werden. Nein, wir wollten auch entsprechend auftreten. So kam es, dass wir uns entschlossen, ein T-Shirt zu kreieren und gezielt Sponsoren anzufragen. Die Suche nach Sponsoren, war für mich ein Highlight in der Vorbereitung. Es war schön zu sehen, dass Unternehmen bereit sind, etwas für den Sport zu geben, wenn man sich denn auch entsprechend einsetzt. So kam es, dass sich insgesamt sieben Sponsoren bereit erklärten uns bei unserem Projekt zu unterstützen. Mit dieser Unterstützung war es uns möglich, nicht nur das relativ hohe Startgeld zu bezahlen, wir hatten sogar noch genug Geld, um auch T-Shirts für unser Unterfangen zu kreieren. In dem Sinne: nochmals besten Dank für eure Unterstützung.

Pünktlich (oder auf den letzten Drücker) sind in der letzten Woche vor dem Gigathlon dann auch die T-Shirts eingetroffen. Wir haben uns entschieden sowohl ein Lauf- wie auch ein Bike Shirt zu machen, welche wie folgt aussehen:

Doch kommen wir nun zum Gigathlon. Nachfolgend soll in ein paar Zeilen, die Erlebnisse und Eindrücke des Gigathlon etwas näher gebracht werden.
Jeder einzelne Athlet muss sich spezifisch auf diesen Anlass vorbereiten. So gilt es innerhalb von zwei Tagen viele Kilometer, wie auch Höhenmeter zu überwinden. Nachfolgende Übersicht soll dies verdeutlichen. Die Übersicht soll ausserdem aufzeigen, wie lange wir insgesamt unterwegs waren. Nicht weniger als 27 Stunden und 41 Minuten hat sich immer einer aus dem Team ins Zeug gelegt:

Es reichte nicht nur an einem Tag eine entsprechende Leistung abzurufen, man muss auch am zweiten Tag noch genug Fit sein, um diesen erfolgreich hinter sich zu bringen. Damit einem dies gelingt ist eine gute Vorbereitung zwingend. Jeder einzelne Gigathlet hat sich individuell vorbereitet und Material getestet um am Wettkampftag parat zu sein.

Check – In

Etwas spät sind wir nach Olten gefahren. Dadurch haben wir leider die Eröffnungszeremonie ver-passt. Nichtsdestotrotz hat beim Einchecken alles geklappt und wir haben unsere zwei Zelte aufge-stellt. Leider haben wir erst später erfahren, dass wir gleich bei der Ankunft eine Zeitstrafe von 60 Minuten aufgebrummt erhielten, weil wir in die Sperrzone gefahren sind. Dies sollte allerdings nur eines von wenigen Ärgernissen sein. Nachdem wir unsere beiden Zelte aufgestellt hatten, begannen wir das Weekend so richtig zu geniessen. Der Zeltplatz war gigantisch. Rund 6‘000 Athleten hatten sich in Olten eingefunden, um an einem der grössten Sportevents der Schweiz teilzunehmen. Danach ging es erstmals ans Abendessen, was natürlich mit dabei war. Dabei konnten wir auch gleich noch ein bisschen die Atmosphäre auf dem Gelände geniessen.

Zurück bei den Zelten gingen wir den Ablauf vom Samstag durch. Mit den vielen Wechselzonen ist eine genaue Planung umso wichtiger. Auch machten wir nochmals klar, dass unser Ziel darin besteht, diesen Anlass geniessen zu können und unser Bestes zu geben. Müde aber mit Vorfreude konnten wir dann auch in den Schlafsack hüpfen. Die Hitze verhinderte zwar, dass wir sofort einschlafen konnten, jedoch klappte auch dies später.

Wettkampftag 1
Bereits früh hiess es für den Inliner – Rudi von Gunten – aufstehen und bereit machen für den Wettkampf. Um 06:30 Uhr sollte der Startschuss für die Inliner sein. Ausser unserer Schwimmerin – Nicole Wyss und mir – blieben alle noch ein bisschen liegen. Ich begleitete Rudi zum Start und erlebte, wie die knapp 1‘000 Mannschaften sich auf den Weg machten nach Altreu. Eine Strecke von 52 km war zu absolvieren ehe für viele Schwimmer wohl das Highlight auf sie wartete: Schwimmen in der Aare (natürlich mit der Strömung:)). Rund 9 km waren zu absolvieren.

Ich war bereits wieder auf dem Zeltplatz bei Trix und Tom, bevor Tom kurze Zeit später den Zug nach Solothurn nahm. Es zeichnete sich ein heisser Tag ab. Weit über 30 Grad waren zu spüren. Umso wichtiger, dass genug Getränke zu sich genommen wurden und auch genügend gegessen wurde. Auf dem Zeltplatz war eine sehr entspannte Stimmung. Immer wieder hörte man, dass jemand aus dem jeweiligen Team gerade gewechselt hat und da spürte man bereits das Kribbeln, dass man jetzt mitten drin war. Kurz vor elf machten sich auch Trix und ich auf den Weg. Trix mit dem Zug während ich mit dem Rennrad von Olten nach Oensingen fuhr. Das waren ja nur läppische 16 km im Vergleich zu den 105 km, welche später noch zu absolvieren waren. Neben unserem Team hatten auch die anderen Mannschaften jeweils eine SMS erhalten, wenn jemand in der Wechselzone abgelöst wurde. Die Spannung war entsprechend bei allen anzumerken. „Wie lang heter äch…“, „Geits äch no lang…“ hörte man immer wieder. Mittlerweile war auch Tom unterwegs mit dem Bike. Die Strecke führte ihn von Solothurn via Weissenstein nach Oensingen.


Prinz: „Ein Traum geht in Erfüllung, finisher Gigathlon! In einem kuulen Team mit super Sportlern und viel Leiden aber mehr Spass, das macht Lust auf mehr!“”

Ich wartete bereits in der Wechselzone und das Warten war immens lange. Nie wusste man, ob er jetzt schneller war als geplant oder ob ihn sogar ein Defekt aufhalten würde. Nach rund 3 Stunden Fahrzeit erreichte Tom schliesslich die Wechselzone und ich durfte übernehmen. Mit dem Rennrad ging es von Oensingen via Scheltenpass und Passwang nach Sissach. Ich konnte gut anfahren, und fuhr auf dem Ebenen Stück mit einer Gruppe recht rasant bis zum ersten Aufstieg. Auch dort lief es mir recht gut. Nach dem ersten Verpflegungsposten und einem weiteren Abstieg ging es brachial bergab. Es galt primär den Schlaglöchern auszuweichen. Mir gelang dies nicht wirklich wunschge-mäss. Plötzlich hörte ich einen Knall und ich verlor die Luft im Hinterrad. Die Reparatur dauerte zwar etwas länger als erhofft, jedoch konnte ich das Rennen fortsetzen. Rund 10 km weiter dann der nächste Schreck. Wieder verlor ich nach einem Schlag die Luft im Hinterreifen. Aus vorbei dachte ich, hatte ich doch nur eine Gas-Düse und einen Pneu mit dabei. So stand ich am Strassenrand in einem Waldstück und schaute den vielen Velofahren zu welche vorbei fuhren und rief immer wieder ob mir jemand helfen könnte. Nach einer gefühlten Stunde hielt dann ein Autofahrer an, welcher per Zufall dort durchgefahren sei. Leider hatte er nur einen Pneu aber keine Pumpe. Irgendwann hielt tatsächlich ein Rennfahrer an und gab mir seine Gas-Düse. Was für ein Glück dachte ich und bedankte mich etliche Male. Ich konnte das Rennen also fortsetzen und hatte die beiden Pässe noch vor mir. Da lief es mir eigentlich ganz gut, auch wenn sich die Müdigkeit vom langen warten etwas in die Beine schlich.

Dann plötzlich ein weiterer Schreck. Mein Oberschenkel verkrampfte sich und ich konnte nicht mehr treten. Wenige Minuten musste ich warten, bis sich die Verkrampfung oder Verhärtung wieder löste. Dies sollte mir danach noch zweimal passieren aus mir jetzt noch unerklärten Gründen. Ich musste meine Ambitionen von einer guten Zeit endgültig beenden und hatte als Ziel nur noch, dass ich Trix vor 19:00 Uhr übergeben konnte, so dass sie keine Stirnlampe mit auf den Weg nehmen musste. Um rund 18:30 Uhr bin ich dann endlich in der Wechselzone angekommen. Erschöpft und enttäuscht. Trotzdem feuerte ich Trix noch an und wünschte ihr viel Glück für die letzte Disziplin am heutigen Tag.


Nicole: „Mit einer Giga-Vorfreude an die gigantische Vorbereitung für den Giga-Schwumm und dies mit dem ganzen Giga-Team. Es ist ein Erlebnis so viele gigantisches Eindrücke zu erleben. Gigathlon macht Lust auf mehr gigantische Momente!”

Trix durfte von Sissach zurück nach Olten rennen. Eine Strecke von 24 Kilometern mit nicht weniger als 750 Hm hatte sie dabei zu absolvieren. Gut zu wissen war, dass die Trainingsstrecke Interlaken Sigriswil, die wir ein paar Mal gemacht hatten ebenfalls rund 700 Hm hatte. Ich fuhr inzwischen mit dem Zug zurück nach Olten und liess mir die vielen Eindrücke vom Samstag nochmals durch den Kopf gehen. In Olten angekommen hatte ich auch gleich die anderen Teammitglieder angetroffen. Jeder erzählte von seinen Erlebnissen. Jeder vollbrachte eine ausgezeichnete Leistung. Langsam hiess es ins Zielgelände zu gehen, damit wir Trix auf den letzten 200m noch richtig anfeuern konnten. Nach ausgezeichneten 2h45m erreichte Sie das Ziel. Mittlerweile war bereits 21:30 Uhr. Müde von den Eindrücken, müde vom Sport hatten jetzt alle geduscht und das Abendessen eingenommen. Zurück beim Zelt hiess es aber bereits wieder den nächsten Tag zu planen. Die Wechsel mussten wieder einwandfrei funktionieren, die Rucksäcke mussten gepackt werden. Fast um Mitternacht konnten wir endlich schlafen gehen.


Trix: „Es war ein unvergessliches, anstrengendes, emotionales Wochenende mit einem super Team.”

Wettkampftag 2
Der Tag startete völlig anders als noch am Samstag. Der Start für unser Team war auf 08:00 Uhr vorgesehen. Da Trix und ich die Disziplin tauschten, musste sie bereits wieder auf das Rennrad gehen. Während es am Vortag noch glühend heiss war, machte sich jetzt Regen breit bei knapp 20 Grad. Noch schwer auszumachen, welches Wetter jetzt besser war.


Remo: „Wow, zuerst ein Scherz, dann ein Traum, dann ein Ziel und jetzt schon Vergangenheit. Es war ein Weekend voller Erlebnisse, welche man sonst nie ma-chen würde. Man kommt an Grenzen und trotzdem mach es einem Spass. Das ist Gigathlon und macht Lust auf mehr!”

Rund 4 bis 4.5 Stunden rechnete Trix auf dem Rennrad. Jedoch bald merkte man, dass die Organisatoren etwas nervös wurden. Der Sammelstart fürs anschliessende Schwimmen wurde plötzlich bereits auf 12:30 Uhr festgelegt. Trix quälte sich über eine Strecke von knapp 100 km von Olten nach Sursee. Knapp hat sie den Zeitpunkt für den Sammelstart verpasst. Zwar kam sie noch vor dem Sammelstart in Sursee an, jedoch liessen die Organisatoren bereits vorbereiten für den Sammelstart. Hier haben die Organisatoren leider etwas wenig Fingerspitzengefühl gezeigt. Es herrschte die Meinung unter den Leuten, dass man merkte, wie schwer der diesjährige Gigathlon war und man vor allem im Hinblick auf das Wetter und den Zielschluss, möglichst rasch vorwärts machen wollte. Die Härte zeigte sich auch in den Anzahl Mannschaften, welche am Schluss das Ziel erreichten (von den Single Athleten sprechen wir jetzt mal nicht). Etliche Mannschaften mussten unterwegs aufgeben und konnten nicht mehr genügend Energie aufwerfen, um den Gigathlon zu Ende zu bringen.

Auf dem Sempachersee war mittlerweile auch Nicole unterwegs. Die 3.2 Kilometer absolvierte sie in ihrer lockeren Art und übergab an unseren Inliner Prinz. Auch er musste bei relativ harten Bedingungen seine 40km absolvieren. Auf Regenrollen hatte er nach etlichen Expertengesprächen bewusst verzichtet. Mit einer tollen Leistung kämpfte er sich nach Rothrist. Ich habe dort bereits einige Zeit gewartet und war bereit für die knapp 30km Laufstrecke von Rothrist nach Oensingen. Highlight hier war sicherlich das „1000er Stägeli“, welches bereits nach wenigen Kilometern kam. So schlimm es auch tönt, war es in Wirklichkeit auch nicht. Die knapp 30km liefen sich relativ gut trotz den Strapazen vom Vortag und den zum Teil misslichen Bedingungen.


Tom: „Für mi isch dr gigathlon öpis sehr sehr spezieus u schöns gsi! Ä riese befridigung nachem herte training u äs giga erläbnis wome nüme vergisst…!”

Nach exakt 2h31m konnte ich Tom schliesslich übergeben. Er durfte unter Platzregen die letzte Strecke in Angriff nehmen. Mit dem Bike sollte es auf einer 52km langen Strecke zurück nach Olten gehen. Wiederum rechnete er mit rund 3 Stunden. Auch die anderen machten sich zurück nach Olten. Wieder als Team vereint, genossen wir die tolle Atmosphäre im Stadion. Es war schön mit anzusehen, wie sehr die Freude bei den einzelnen Athleten beim Zieleinlauf war. Auch wir gingen langsam in die Startlöcher, um mit Tom gemeinsam ins Ziel einzulaufen. Jeder der Biker, welcher ins Stadion reinkam wurde gefeiert. Die meisten waren allerdings gar nicht mehr richtig zu erkennen. Durch den Regen war am Schluss mehr Dreck am Körper, als die Frauen bei Miss-Wahlen oder im Ausgang an Make-Up anschmieren können. Nach einer Fahrzeit von gut 3 Stunden erreichte Tom schliesslich mit uns gemeinsam das Ziel. Der Ehrgeiz war auch auf den letzten Metern noch zu spüren, als Tom in einem Sprint unbedingt verhindern wollte, dass uns noch jemand überholt. Das erklärt auch, dass wir beim Zieleinlauf nicht ganz alle auf der gleichen Höhe sind :)

Ein unvergesslicher Tag ging auch hier zu Ende. Jetzt hiess es noch packen und parat machen für die Heimreise. Müde, aber mit einem Rucksack voller Erfahrungen im Gepäck kamen wir schliesslich um 01:00 Uhr in Sigriswil an.

Rückblick / Fazit

Vor dem Gigathlon war es ein Wunsch oder Traum. Während dem Gigathlon irgendetwas zwischen Spass und Qual. Jetzt ist es Wirklichkeit. Wir haben es geschafft. Schmerzen, Sonne, Regen, Hagel, Sturm, Pannen haben uns das Wochenende versüsst und zu einem unvergesslichen Erlebnis ge-macht. Hier möchte ich mich jedoch nochmals bedanken. Bedanken bei den Sponsoren, welche sich aus dem nichts bereit erklärt hatten, uns bei dieser Mission zu unterstützen. Bedanken aber auch bei den Teammitgliedern. Ihr wart toll und habt stets gewusst, die anderen anzufeuern, zu trösten oder aufzumuntern.

Ausblick
Etwas Zeit zum Erholen bleibt, jedoch steht auch das nächste Highlight schon vor der Tür. Am 18. August 2012 wird wieder eine Gruppe am Inferno Triathlon starten, welcher bekanntlich in Thun startet und in der Kategorie Team Trophy in Mürren endet. Diesen werden wir in der Besetzung von Nicole Wyss als Schwimmerin, ich – Remo Kämpf – als Rennvelofahrer, Thomas Märki als Biker und Jonas Stähli als Läufer bestreiten. Zurzeit machen wir uns weiter Gedanken an der S2 Challenge, welche eine Woche nach dem Inferno Triathlon stattfindet, teilzunehmen. Dieser findet in der Region Langnau i.E.-nach Schwarzenburg statt. Auch ins Auge fassen wir den Brienzerseelauf, welcher sicher von einer kleineren Delegation in Angriff genommen werden würde.

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