Monatsarchiv für März 2014

Scrambling on volcanoes

31. März 2014

Die Zeit, die Zeit, nein meine nicht das so genannte literarische Werk von Martin Suter sondern die wirkliche Zeit, was immer das auch ist, sie geht schnell, manchmal extrem schnell. Ist noch nicht lange her, da habe ich mich auf das bevorstehende Abenteuer gefreut und nun befinde ich mich schon wieder an einem Flughafen, diesemal in Auckland, um den Heimflug anzutreten. Meine Neuseelandreise ist bald vorbei. Bis zum Abflug verbleiben aber noch ein paar Stunden, die ich unter anderem dafür nutzen will, ein paar Eindrücke der vergangen Tage textuell aufzurarbeiten:

 

Cook Strait

Die meisten von euch wissen sicher, dass Neuseeland aus zwei Hauptinseln und etlichen kleinen Inseln besteht. Um von einer auf die andere Hauptinsel zu wechseln stehen prinzipiell drei Möglichkeiten offen: Flugzeug, Schiff oder Badehosen (kein Witz, die Meeresstrasse zwischen Nord- und Südinsel wurde auch schon schwimmend überwunden). Da mir aber das Wasser ein bisschen zu salzig war und mein kleiner Hyundai (Mietauto) sich nicht so eignete für einen Lufttransport, wählte ich die Fähre. Start war um 8 Uhr morgens in Picton, einer kleinen Hafenstadt auf der Südinsel von Neuseeland.

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Goodbye South Island

Der erste Teil der Überfahrt führte durch einen schönen Sound (etwas ähnliches wie ein Fiord), während dem zweiten Teil wurde die Meeresstrasse zwischen Süd- und Nordinsel überquert. Diese Meeresstrasse wurde übrigens, wie viele andere Meeresstrassen auf der Welt auch, nach dem Erstbefahrer benannt. Und wer war wohl der erste (der erste der chronisch erfasst wurde), der durch diese Meeresenge schipperte? Of course! Captain James Cook. Deshalb der Name Cook Strait. Nach drei Stunden erreichte das Schiff die Nordinsel, genauer gesagt Wellington, die Hauptstadt von Neuseeland.

 

Wellington

Der Aufenthalt in dieser Stadt war eines der Highlights meiner Reise. Die Stadt ist mit rund 300’000 Einwohner nicht allzu gross, am Hang und am Meer gelegen und verfügt über viel Sehenswertes. Viele Museen (beispielsweise das Nationalmuseum von Neuseeland „Te Papa“ oder das Museum von Wellington „City and Sea“), schöne historische Gebäude, architecktonisch interessante Neubaute, ein belebter Kai mit Musikanten und anderen Künstlern und vieles, vieles mehr. In Wellingtion sind viele Objekte und Einrichtungen nicht einfach nur zweckdienlich ausgeführt, sondern mit stilistischen Merkmalen und Eigenschaften versehen. Eine wirklich sehr positive Überraschung. So viel Kultur und gestalterische Vielfalt hatte ich den Neuseeländern gar nicht zugetraut :-)

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Historisch: Holzkirche Old Saint Paul’s von 1866

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Modern: National Library of New Zealand

Und dann gibt es in dieser Stadt noch eine weitere Einrichtung, die ich unbedingt besuchen musste. In Wellington gibt es nämlich zwei rote Wagen, die auf Schienen den Berg hoch- und runterfahren und über ein Seil miteinander gekoppelt sind. Jawohl eine richtige Standseilbahn!! Und wer hat sie gebaut? Wer wohl??

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Wellington Cable Car

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Herstellerschild Wellington Cable Car

„Of course“ die Schweizer. Genauer gesagt die Berner aus Thun. Beim Betrachten des Herstellerschildes flammte in mir der Patriotismus schon ein wenig auf:-) Als ich in der Berg- und Antriebsstation der Bahn ankam, machte ich hinter den Fenstern des Kommandoraums eine Person aus. Na dann mal klopfen, vielleicht weiss der ja etwas über dieses „Bähndli“ zu erzählen, sagte ich mir und ein paar Sekunden später landete ich im Büro von „Gavin“ dem Maintenance Manager (Technischer Leiter) der Bahn, worauf mein Nachmittagsprogramm etwas aus den Fugen geriet, denn wir besichtigten die ganze Anlage und diskutierten mehrere Stunden zusammen. Beispielsweise erfuhr ich, dass die Bahn über einen Erdbebensensor verfügt, der die Anlage ausserbetrieb setzt, wenn sich der Untergrund zu stark bewegt. Wellington liegt (wie beispielsweise auch San Francisco) direkt auf geologischen Bruchzonen und kriegt deshalb regelmässig heftige Erdstösse ab. „Gavin“ meinte: „It shakes quit often“ (Es hundelt häufig).

Nach der Bahnbesichtigung war Sightseeing à la Asia auf dem Programm. Schnell von der einten Ecke der Stadt in die andere huschen und klick, klick und weiter huschen und wiederum klick, klick und dann irgendwann wenn man Zeit hat, auf den Fotos schauen, was man eigentlich gesehen hat…. Na ja, ganz so schlimm war es natürlich nicht bei mir nicht. Denn recht schnell sagte ich zu mir, dass ich ja nicht alles sehen muss und dass ich besser zur „Waterfront“ (Hafenareal) gehe und biertrinkend die Abendstimmung geniesse. Doch nein, nein! Nur keine Vorurteile. Trank nur eines oder zwei… denn schliesslich wollte ich ja noch ins „Te Papa“ – Museum, was ich anschliessend auch tat. Ein Gang der sich definitiv gelohnt hat. „Te Papa“ ist super! Gerne hätte ich noch einen weiteren Tag in Wellington verbracht, doch leider hatte ich zuwenig Zeit und der Wetterbericht für den Folgetag war einfach zu gut. Es war noch fast mitten in der Nacht als ich Wellington verliess und in Richtung Norden aufbrach… Doch eines steht fest, falls ich nochmals in meinem Leben nach Neuseeland gehe, werde ich Wellington wieder besuchen.

 

Mount Taranaki

Ein Berg aus dem Bilderbuch, ein richtiger Vulkan! Auf jedem zweiten Reiseführer über Neuseeland ist er auf der Titelseite abgebildet. Umgeben von eigentlich nur flachem Land und dem Meer, das er um 2570 Meter überragt, ist er ein imposanter Anblick. Feuer, Rauch und flüssiges Gestein aus dem Innern der Erde, ausgelöst durch die Kräfte des pazifischen „Ring of Fire“, haben ihn über viele, viele Jahre gebildet. Im Moment schläft er, aber die Wissenschaftler sagen, er werde (in 100 Jahren oder so), wieder mal aktiv werden. Eine Strasse führt bis auf rund 1000 m.ü.M hoch. Mein Ziel lag natürlich höher, ich strebte den Gipfel an, welchen ich ein paar Stunden später auch erreichte. Schnell war festgestellt, wer an diesem Tag über diesen für die Maoris heiligen Berg herrschte. Es war Meister Wind, der den Ton angab. Dummerweise war der Gipfel komplett in Nebel gehüllt als ich am höchsten Punkt ankam. Ich wartete und wartete. Doch dieser blöde Nebel wollte einfach nicht weichen. Ich beschloss, auf sechzig zu zählen und wenn sich bis dann nichts geändert hat, den Abstieg in Angriff zu nehmen. Und kaum zu glauben, als ich bei meiner Zählerei bei zwanzig angekommen war, öffnete sich der Nebel ein wenig und lies nacheinander mehrere Blicke in jede Richtung zu. Ein super Erlebnis!!

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Auf dem Mount Taranaki

 

So, nun muss ich leider unterbrechen. Eigentlich möchte ich nicht aufhören mit schreiben und meinen Standort nicht aufgeben. Denn es ist ein guter Platz, den ich hier am Flughafen in Auckland im Moment innehabe. Es ist ein Sitzplatz mit Steckdose, etwas begehertes im Zeitalter der Laptop- und Smartphonereisenden! Aber nebenan, geschätzte 15 m zu mir, liegt die DOWN UNDER Bar und ich kann klar und deutlich erkennen, dass man dort gelbliche MAC’s naturally Brewed – Getränke kaufen kann. Tja, habe lange stand gehalten, doch jetzt ist die Verlockung zu gross. Ich gebe meinen Platz mit Steckdose auf und verschiebe mich rüber um meine restlichen NZ-Dollars in Gerstensaft umzuwandeln. Ein Blick ins Portemonnaie verrät aber, dass möglicherweise die Kreditkarte hinhalten muss, da sich nicht mehr so viele NZ – Dollars in meinem Geldbeutel befinden und die Preise bei Flughäfen in der Regel alles andere als moderat sind. Aber manchmal sage ich einfach: „doesn’t matter“.

Mmhh! War das gut! Nun kann es weitergehen mit Dichten. Habe glücklicherweise einen anderen Platz mit Stromversorgung gefunden :-) Wo waren wir eigentlich stehen geblieben?

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Mount Taranaki

Ah ja genau, auf dem windigen „Summit“ des Mount Taranaki (Maori – Name / Englischer Name: Mount Egmont). Nach dem Abstieg setzte ich mich ein weiteres Mal in meinen Hyundai und fuhr über den „Forgotten World Highway“ in Richtung Tongariro Nationalpark.

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Sonnenaufgang hinter dem Mount Ngauruhoe. Tongariro Nationalpark

 

Mount Ruapheu

Nun galt es die vulkanische Aktivität ein bisschen zu steigern. Nach dem Mount Taranaki stand der Mount Ruapheu, ein recht häufig aktiver Vulkan, auf dem Programm. Aber an diesem schönen März Morgen schien es, als sei er ruhig und lasse eine Erkundung zu. Neuseeland hat eine vulkanische Aktivitätsskala von 1 bis 5 (oder 6, weiss es nicht mehr genau). Für jeden Vulkan gibt es eine Prognose und eine Beurteilung der Aktivität. 0 bedeutet inaktiv, 5 (oder 6) steht für einen grossen Vulkanausbruch mit sehr grossem Gefahrenpotential für die Menschen in den umliegenden Dörfern und Städten. Am Tag meiner Annäherung an den Mount Ruapheu war seine Aktivität durch die Vulkanexperten auf Stufe 1 eingestuft. Dies bedeutet, dass er nicht ganz schläft, aber dass eigentlich keine Materialauswürfe oder ähnliches zu erwarten ist. Na dann nichts wie los! Die ersten Höhenmeter bis auf eine Höhe von 2000 m.ü.M. liessen sich sehr beqeuem mit einer Sesselbahn (leider nicht made in Switzerland, sondern made in Austria) zurücklegen. An den Flanken des Ruapheu befinden sich die beiden grössten Skigebiete von Neuseeland mit mehreren Sessel- und Skiliften. Und zwei Sesselbahnen sind auch im Sommer für Fussgängertransporte offen. Die Kiwis sind eigentlich schon noch mutig, pflanzten sie doch ihre grössten Skigebiete an die Hänge von einem ihrer aktivsten Vulkane. Überall sind aber Informationstafeln und Pläne aufgestellt, wo ersichtlich ist, was im Falle eines Ereignisses zu tun ist und wo man hingehen soll. Weiter gilt es zu bemerken, dass der Berg mit vielen Sensoren überwacht und kontrolliert wird. Kündet sich eine grössere Eruption an, werden die Skifahrer über Sirenen gewarnt.

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Am Mount Ruepheu, im Hintergrund der Mount Ngauruhoe

Von der Bergstation der zweiten Sesselbahn geht es ohne technische Unterstützung auf Schusters Sohlen weiter zum Kratersee. Genau, der Krater des Ruapheu ist mit Wasser gefüllt und somit ein See. Dieser See bildet auch eine der Hauptgefahren für die Skigebiete. Bei einer grösseren Eruption schwappt das Wasser über und fliesst zusammen mit Asche, Steinen und Dreck als Schlammlawine mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 km/h über die Skipisten runter….

Beim Kratersee treffe ich auf einen Franzose und zusammen kraxeln wir auf einen der Gipfel des Ruapheu (Der Berg hat rund um den Krater mehrere Gipfel). Für mich war alles sehr speziell. Die Farben, der Gerüch, das Gestein und dann dieser Kratersee. Eine wahrlich spektakuläre Gegend.

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Blick zum Kratersee des Mount Ruepheu

 

Tongariro / Taupo / Rotorua

Die folgenden Tagen standen ganz im Zeichen der vulkanischen Zone rund um Taupo und Rotorua. Zuerst kraxelte ich noch ein bisschen im Tongariro – Gebiet (vulkanisches Gebirge neben Mount Ruapheu) herum. Anschliessend folgte ein Besuch in Taupo und Rotorua, zwei Städten die jeweils an Seen gelgen sind. Auch diese Seen sind Kraterseen von nicht mehr aktiven Caldera – Vulkanen.

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Road to Tongariro National Park and Mount Ngaurohoe

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Orakei Korako Cave & Thermal Park, Zwischen Taupo und Rotorua

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Gewitterstimmung über Rotorua

 

So, nun sollte ich aber langsam zum Gate gehen. Meine Rückreise beginnt in absehbarer Zeit…….

….es macht schwupp und schon bin ich auf der anderen Seite der Tasman Sea in Melbourne, Australien. Es war wohl der angenehmste Flug, den ich bis jetzt erlebt habe. Neben mir ein unbesetzter Platz, ein gutes Abendessen, australischer Merlot und ein guter Film (Die Bücherdiebin). Das ist fast wie zu Hause…;-) In Melbourne habe ich einen Zwischenhalt für etwas mehr als drei Stunden. Mit anderen Worten, es bleibt etwas Zeit, um die Tastatur meines kleinen Laptops zu bedienen.

 

White Island

Als Mister Cook im Jahre 1769 entlang der Ostküste von Neuseeland gesegelt hatte, war er auf der Höhe des 37. Breitengrades, etwa 50 km vom Ufer entfernt auf eine kleine Insel gestossen, die komplett in eine weisse Wolke gehüllt gewesen war. Aufgrund der weissen Umhüllung hatte er ihr den Namen White Island (Weisse Insel) gegeben. Er hatte aber nicht bemerkt, dass White Island eigentlich ein Vulkan ist. Heute wissen wir, dass es sich dabei nicht um irgend einen Vulkan handelt, sondern um den aktivsten von Neuseeland. Im vergangenen Jahr hatte ich im Fernseh einen Dokumentarfilm über den pazifischen Feuerring (Ring of Fire) gesehen, worin White Island einer der Hauptschauplätze gewesen war. Die Bilder und die Erklärung der Wissenschaftler in diesem Film hatten mich stark fasziniert und der Wunsch war entstanden, das ganze einmal mit eigenen Augen zu sehen.

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Kurs auf White Island

Kaum zu glauben, aber am 25. März 2014 war es soweit. Ich bestieg in Whakatane ein Schiff und fuhr zusammen mit ein paar anderen Touristen auf die Insel raus. Auf White Island gibt es keinen Schiffslandesteg. Unser Schiff ankerte ca. 50 m vom Ufer entfernt und wir wurden mit einem Beiboot an das Ufer der Insel transportiert. Das ganze war natürlich eine geführte Tour, den White Island kann man nicht einfach so auf eigene Faust erkunden. So stand ich also auf dieser Insel, ausgerüstet mit Helm und Gasmaske, und bestaunte die Umgebung. Irgendwie glaubte ich gar nicht mehr, dass ich mich noch auf der guten alten Erde befand. Die Stimmung war so speziell und extrem fremd.

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Auf White Island

Uberall zischte, blubberte und dampfte es aus dem Boden. Der Fels erstrahlte gelb, rot, braun, grau, grün und in vielen anderen Farben. Wir liefen über die Insel bis zum Krater. Auch der Krater von White Island ist mehrheitlich mit Wasser gefühlt. Aber im Gegensatz zum Ruapheu ist auf White Island das Wasser im Krater wärmer, denn es kocht, plodert und dampft… So stand ich da und bestaunte diesen riesigen Kochtopf, dieses Tor zur Unterwelt. Der Guide erklärte, dass sich die Magmakammer mit der glühig warmen Suppe in Kraternähe etwa 600 m unter der Oberfläche befindet und dass die Insel permanent von vielen Sensoren überwacht und kontrolliert wird.

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Bizzare Landschaft auf White Island, im Hintergrund der dampfende Krater
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White Island vom Schiff aus gesehen

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Weisse Wolken, weisser Dampf, White Island, weisse Gischt…

Nach einem rund zweistündigen Rundgang bestiegen wir wieder das Schiff und fuhren an das „sichere“ Ufer zurück. Fazit: White Island ist definitiv nicht die klassische Pazifikinsel aus dem Ferienkatalog, aber extrem spannend und eindrücklich.

 

Tauranga / Waitomo

Von Whakatena fuhr ich nach Tauranga und anschliessend nach Waitomo. In Waitomo besichtigte ich die berühmten Höhlen, was wahrlich auch sehr eindrücklich war. Anschliessend fuhr ich nach Auckland, meiner Enddestination.

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Spiralförmiger Abgang zur Ruakuri Höhle in Waitomo

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Stalaktiten und Stalakmiten in der Ruakuri Höhle

 

Auckland

Der Franzose, den ich am Ruapheu getroffen hatte, erzählte mir, dass Auckland eine Arbeiterstadt und deshalb nicht wirklich etwas besonderes sei. Ich stellte aber fest, das aus meiner Sicht Auckland viele schöne und spezielle Sachen zu bieten hat. Ein Highlight war der 328 m hohe Fernsehturm. Es gibt mehrere Besucherplattformen (die höchste liegt auf ca. 220 m), von denen man einen herrlichen Überblick über die Stadt hat. Und dann die vielen tollen Segelboote im Hafen oder alte Güterschuppen an der “Waterfront” die zu gemütlichen Restaurants umgestalteten wurden.

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Sky Tower in Auckland

Wahrlich auch in Auckland gab es für mich viel zu entdecken. Sehr sehenswert war die „Queen Wharf“ (Queen Schiffslandesteg). Früher wurden an diesem Landessteg viele Güter und Passagiere umgesetzt. Heute dient er als Terminal für die Kreuzfahrtsschiffe und als Begegnungs- und Kulturzone. Weiter sind bei der „Queen Wharf“ auf Plakaten die Geschichte des Hafens und die heutige Bedeutung der Kreuzfahrtschiffe und deren positiven Einflüsse für Neuseeland und speziell für Auckland gut beschrieben und erläutert. Ja, Tourismus ist für Neuseeland sehr, sehr wichtig. Es ist unbestritten das Nummer 1 Business!

Doch keine 20 m weiter, ebenfalls auf „Queen Wharf“ (dem heutigen Landungssteg für die gelobten Kreuzfahrtschiffe),  stiess ich auf folgendes Plakat:

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Keine Tiefseeölbohrungen!!

 

Ironie pur! Oder nicht??

Sind mal wieder beim Thema Energie gelandet. Denn so ein Kreuzfahrtschiff benötigt eine Unmenge an ölbasierndem Treibstoff. Beispielsweise die „Queen Mary 2“ (Personenschiff der Spitzenklasse) hat eine installierte elektrische Generatorleistung von etwas zwischen 100 und 150 MW. Unser umstrittenes AKW – Mühleberg besitzt im Vergleich dazu rund 300 MW. Mit anderen Worten: Die Dieselgeneratoren der Queen Mary 2 können etwas weniger als die halbe elektrische Leistung von Mühleberg zu verfügung stellen!! Zugegeben ist definitiv ein Extrembeispiel, den die Queen Mary 2 ist eines der leistungsfähigsten Personenschiffe der Erde.

Aber nicht nur die Kreuzfahrttouristen sondern prinzipiell alle Besucher von Neuseeland verursachen einen grossen ölbasierenden Energieverschleiss. Um mich von Zürich nach Neuseeland und zurück zu befördern, müssen geschätzte 1.5 bis 3 Tonnen (nur für mich alleine!!) Flugzeugkerosin aufgewendet werden. Die „bösen“ Ölkonzerne bohren in der Tiefsee nach schwarzem Gold, weil wir „lieben“ Menschen es so gerne verbrennen….

Das ganze machte mich wieder einmal nachdenklich. Richtige Pattsituation. Auf der einen Seite finde ich Reisen eine tolle Sache, auf der anderen Seite wäre es definitiv nichts dummes, wenn wir etwas weniger Öl verbrauchen würden….

Auf jeden Fall habe ich Neuseeland extrem genossen und viele schöne und interessante Sachen gesehen und gelernt.

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Wie beispielsweise ein kurzer Blick auf den Sky Tower by nigth

In diesem Sinn verabschiede ich mich von Neuseeland und werde, voraussgesetzt die Scheiche im Emirat finden noch ein wenig „ölbasierenden Saft“ für ihre Vögel, woran ich nicht zweifle, schon bald in Zürich eintreffen.

Greetings from International Airport Dubai

 

 

 

 

Beim Aoraki in Aotearoa

19. März 2014

Schon vom Bett aus lässt sich anhand von akustischen Merkmalen feststellen, dass heute die geplante Bergtour zum Mount Avalanche wohl ins Wasser fällt. Der Blick aus dem Fenster bestätigt die Vermutung. Es ist neblig und nass im Arthurs Pass Village am heutigen Sonntag den 16. März. Na ja, die Meteorologen haben ja vorausgesagt, dass ein Sturmtief an diesem Wochenende über Neuseeland fegt. Es gibt aber definitiv keinen Grund zum jammern. Den in der vergangenen Woche war das Wetter auf der Südinsel von Neuseeland einfach der Hammer. Viele wolkenlose Tage mit angenehmen Temperaturen und einer super Fernsicht.

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Lake Wakatipu, Blick in Richtung Glenorchy

Gewisse unter euch können sich sicher vorstellen, dass der Zeller bei diesen Voraussetzungen den Englischunterricht in Queenstown nicht jeden Tag besuchte… Fand ich schon immer das Beste am Studentenleben, dass man eigentlich fast immer ohne Probleme freinehmen kann:-)

So mietete ich ein Auto und unternahm eine kleine Reise zu einigen der schönsten Orten der Südinsel von Neuseeland. Von Queenstown ging die Reise über den Crown Ridge nach Wanaka, einem kleinen Dorf an einem wunderschönen See. Dort stand eine kleine Wanderung zum Roys Peak auf dem Programm. Ein 1600 m hoher Gipfel mit einer super Aussicht über den See von Wanaka, Lake Wanaka, und zum Matterhorn. Nein, nein, habe mich nicht vertippt. Auch in Neuseeland gibt es einen Berg, den man aufgrund seiner Form Matterhorn der Südalpen nennt. Ein wirklich wunderschöner Berg, der korrekt eigentlich Mount Aspiring heisst.

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Am Roys Peak, im Hinergrund Mount Aspiring (Aus dieser Richtung gleicht er nicht wirklich “unserem” Matterhorn)

Nach dem „Roys Peak“ führte die Reise über den „Lindis Pass“ ins „Mc Kenzie Basin“. Hier wurde mir zum ersten Mal so richtig bewusst, wie stark sich in Neuseeland die Landschaft auf einer kurzen Strecke verändern kann. Das „Mc Kenzie Basin“ ist ringsherum von Gebirgszüge umgeben, welche die feuchte Luft und das schlechte Wetter oft blockieren und das „Mc Kenzie Basin“ zu einer sehr trockenen Gegend machen, die fast wie eine Wüste aussieht. Interessant ist auch die Geschichte, wie die Region zu ihrem Namen kam. Wieder Mal war ein „James“ darin involviert. Aber nicht etwa der ruhmreiche Kapitän „James Cook“, nein es war der nicht so ehrenvolle „James Mc Kenzie“, welcher ca. 1860 mit rund 1000 gestohlenen Schafen als erster Europäer den Weg über den „Mc Kenzie – Pass“ ins „Mc Kenzie – Basin“ fand. Dieser „James“ gilt somit als Entdecker der Gegend, weshalb der erwähnte Pass und die Region nach ihm benannt wurden. Da zeigt sich mal wieder, dass es verschiedene Wege gibt, ruhmreiche und weniger ruhmreiche, um in den Geschichtsbüchern erwähnt zu werden.

Vom „Mc Kenzie Basin“ fuhr ich entlang des „Lake Pukaki“ in ein wildes Bergtal hinein. Und da erschien er stolz und prächtig vor mir, der gemäss einer Maori -(Ureinwohner von Neuseeland) Sage, versteinerte Grossvater mit seinem Enkel auf den Schultern, der „Aoraki“. Glitzernd weiss schimmerten an diesem Sonntagabend seine steilen Gipfelflanken in der neuseeländischen Abendsonne.

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Der Aoraki (oder Mount Cook)

Die europäsichen Entdecker, welche Neuseeland zu Beginn des 18. Jahrhunderts erforschten, benannten diesen mit mehr als 3700 m höchsten Berg von Neuseeland „Mount Cook“. Natürlich zu Ehren des Kapitäns „James Cook“.

Am Fuss des Berges hatten die Touristiker von Neuseeland im letzten Jahrhundert ein kleines Feriendorf, das „Mount Cook Village“ erstellt, wo ich an diesem Abend übernachtete. Am folgenden Tag stand eine Bergtour zur „Müller Hütte“ auf dem Programm. Eine wunderbare Wanderung mit vielen Einblicken in die Gletscherwelt der Südalpen.

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Mount Sefton, Mount Cook (Aoraki) mit der Müller – Hütte im Vordergrund

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Gletscherabruch am Mount Sefton

Am Tag darauf besuchte ich Tekapo. Ein kleines Dorf an einem See im „Mc Kenzie“ – Bezirk. Der „Lake Tekapo“ gilt als der blauste See von Neuseeland. Wirklich ein sehr bemerkenswertert Ort. Ein kleines Dorf, ein blauer See, ringsherum Steppe und im Hintergrund die Südalpen. Einfach wunderschön! Eine Landschaft wie in einem Western! Und das nur wenige Kilometer von der Gletscherwelt des „Mt. Cooks“ entfernt. Neuseeland ist wahrhaftig ein sehr vielfältiges Land.

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Tekapo und Lake Tekapo

Später erfuhr ich, dass die Landschaft nicht nur wie in einem Westernfilm aussieht, sondern dass auch ein paar Filme dieser Sorte am Lake Tekapo gedreht wurden. In Gedanken schnürte ich mir den Revolvergurt um, stieg auf das Pferd und ritt in die grenzenlose Freiheit hinaus.

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Am Lake Tekapo

Die Luft über Tekapo ist ausgesprochen klar und oft frei von Feuchtigkeit und Verschmutzung. Es wird gesagt, dass nirgends in Neuseeland die Luft so rein ist wie im „Mc Kenzie“ – Gebiet. Entsprechend gut ist die Sicht. Auch der Schatten ist „gestochen“ scharf. Noch nie vorher war mir mein eigener Schatten so stark aufgefallen, wie als ich in Tekapo entlang des Sees lief. Ich photografierte immer wieder neue Schattenszenarien und hätte am liebsten ein Schattentheater aufgeführt….

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“Catch the stone”

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Wessen Schatten ist das????

Doch wenden wir uns von der Kunst zu der Wissenschaft. Den auch die Wissenschaft macht sich die klare Luft über Tekapo zu nutzen. Auf einem nahgelegenen Hügel (Mount John) steht nämlich ein sehr renommiertes Observatorium, das von der Universität Canterburry betrieben wird. Von dort schauen während der Nacht Forscher, Physiker und andere schlaue Leute in Richtung Universum, um noch unbekannte Sterne, neue Galaxien und Planete zu entdecken.

Am Abend um halb 10 Uhr besammelte ich mich mit rund 40 anderen Personen vor dem Büro von „Earth and Sky“ in Tekapo. Unser Ziel des Abends war, in die Sterne zu schauen. Natürlich nicht mit Madame Etoile und nicht unter der Leitung von DRS 3 (unverständlicherweise heute SRF 3 genannt), sondern mit „richtigen“ Astronomen und unter der Leitung der Universität Canterburry. Kurz nach der Besammlung fuhren zwei Buse vor und wir konnten einsteigen. Der Chauffeur begrüsste uns und began mit Plaudern über Tekapo, die Sterne, das Universum und den Nachthimmel. Er erklärte uns, dass Aufgrund der Lichtverschmutzung jegliches Benützen von Smartphones, Lampen, Fotokameras und dergleichen auf unserem Trip untersagt sei und bemerkte nebenbei, dass er dummerweise auch ohne Frontlicht auf den Berg zum Observatorium herauffahren müsse…. was ich mit einem Schmuntzeln zur Kenntniss nahm. Wir fuhren, natürlich mit Licht, in die Nacht hinaus. Etwa 5 km ausserhalb Tekapo bog unser Bus in eine Bergstrasse Richtung Observatorium ab. Der Fahrer stoppte, bedeckte das Armaturenbrett mit einem Tuch, schaltete die Lichter des Fahrzeuges aus und fuhr tatsächlich ohne Frontlicht die schmale Strasse zum Observatorium hoch…Und ich hatte gemeint dass sei ein Witz……… Vermutlich wiesen die Sterne unserem Fahrer den Weg und so kamen wir heil und ohne Probleme beim Parkplatz des Observatoriums an. Na ja, auch „Cook“ navigierte nach den Sternen, warum soll das ein Busfahrer im 21. Jahrhundert nicht auch können:-). Zu bemerken ist, dass natürlich während unserer Fahrt und während unserem Aufenthalt auf dem Mont John verschiedene Forscher in anderen Teilen des Observatoriums mit ihrer Arbeit beschäftigt waren, weshalb absolut keine Lichtverschmutzung tolerierbar war. Sogar die Strassenlampen in Tekapo sind eine spezielle Konstruktion, um den Nachthimmel nicht zu „verschmutzen“. Die Gegend ist als sogenanntes “Dark Sky Reserve” klassifiziert. Man geht davon aus, dass das Mont John Observatorium in Tekapo das einzige Observatorium auf der Welt ist, dass in nächtster Nähe zu zivilisiertem Gebiet einen absolut dunklen Nachthimmel bieten kann. Auf dem Jungfrauchjoch beispielsweise ist bei gutem Wetter in der Nacht die Lichtverschmutzung von Mailand sichtbar. In Tekapo stört einfach nichts den Nachthimmel. Das Erlebnis war entsprechend wahnsinnig!!! Hatte vorher nicht geglaubt, dass man einen solchen Sternenhimmel von der Erde aus sehen kann! Viele Planete, unzählige Sterne der Milchstrasse und sogar eine Nachbargalaxie, die angeblich lächerliche 160’000 Lichtjahre entfernt sein soll, waren in dieser Nacht mit blossen Augen sichtbar. Uns wurden Sternkombinationen wie das südliche Kreuz erklärt und mit speziellen Laiserpointern im Nachthimmel live gezeigt. Viele Seefahrer (natürlich auch Cook) sowie auch die Poniere der Luftfahrt nutzten solche Sternkombinationen, um zu navigieren. Natürlich konnten wir auch durch Teleskope schauen. Jupiter, Saturn, der Mond und viele Sternkombinationen konnten so bestaunt werden. Nach diesem Blick in die Sterne fuhr ich mit dem Auto, natürlich mit Frontlicht, durch das nächtlichte Neuseeland nach Queenstown zurück. Zwischendurch musste ich anhalten, aussteigen und für ein paar Minuten den Sternenhimmel beoabachten….

Auf diesen Ausflug folgten die letzten drei Schultage in der Englischschule in Queenstown und anschliessend began der Road – Trip in Richtung Auckland.

Nach zwei Tagen Autofahren, Wandern und Fotografieren sind ich und Riccardo, ein brasilianischer Kollege von der Sprachschule in Queenstown, nun am Arthurs Pass angekommen, wo ich diese Zeilen schreibe und zuhöre, wie die Regentropfen auf ihrem Weg zur Erde mit dem harten Dach des Hostels kollidieren.

Leider haben wir zuwenig Zeit, um am Arthurs Pass auf die Sonne zu warten, weshalb wir unsere Autofahrt unter Einsatz des Scheibenwischers und ohne Gipfelfoto vom „Avelanche Peak“ fortsetzen. Zwischendurch öffnet sich der Wolkenvorhang ein wenig und gibt die Sicht auf die umliegenden Berge frei, was immer wieder die Scharniere der Autotüren in Bewegung setzt und das ominöse „klick“, „klick“ der Digitalkameras auslöst. Per Zufall stossen wir auf die Informationstafeln über eine einfach zugängliche Höhle, die ein Bach in jahrelanger Arbeit durch einen Sandsteinhügel gegraben hat. Ja dann! Nichts wie los! In einer Höhle ist man zumindest geschützt vor dem Regen. Was aber nicht bedeutet, dass man nicht nass wird…. den dieser Bach fliesst immer noch durch die Höhle. Es lohnt sich aber sehr die Trockenheit der Hosen zu opfern und in teilweise hüfthohem Wasser durch die etwa 500 m lange Höhle zu vagabundieren.

Nach einer Übernachtung in „Springfield“ und einer kleinen Tour zum „Mount Hutt“ erreichen wir bei schönstem Sonnenschein „Christchurch“.

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Abendstimmung in Christchurch

Und der Besuch dieser Stadt ist definitv eine sehr eindrückliche und zum Denken anregende Angelegenheit. In den Jahren 2010 und 2011 wurde „Christchurch“ von zwei heftigen Erdbeben heimgesucht und grossflächig zersört. Von diesen zwei extrem heftigen Erdstössen und den rund 11’000 (!) nachfolgenden, spürbaren Nachbeben hat sich die Stadt noch nicht erholt. Für viele Neuseeländer ist das „Christchurch“ ihrer Erinnerung in den Trümmern der eingestürzten Kathedralen und Gebäuden für immer vergraben. Man hofft, dass es einmal ein neues, ein anderes „Christchurch“ gibt. Das alte, bekannte „Christchurch“ ist in dieser Form nicht mehr aufbaubar und für immer verloren. Der Grossteil der vielen historischen Gebäuden der Stadt stürzten ein oder sind aus Sicherheitsgründen rückgebaut worden. Insgesamt müssen 1’600 Gebäude komplett abgebrochen und weggeräumt werden und viele Bewohner leben auch drei Jahre nach dem Beben immer noch in stark beschädigten Häuser. Das Stadtzentrum besteht aus kaputten und leerstehenden Gebäuden und vielen freigeräumten Plätzen.

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Die Überresten der “Blessed Sacrament Curch”

 

Zwischendurch gibt es aber auch Lichtblicke zu entdecken. Bereits sind mehrere neue Gebäude in teilweiese recht exklusivem Baustil errichtet worden und bilden architektonische Tupfer in den Gassen und Strassen. Immer wieder sind kleine und grössere Kunstwerke auszumachen, die die Stadt farbiger und lebendiger erscheinen lassen. Eine provisorische Kirche und zu provisorichen Gebäuden umfunktionerte Schiffscontainer in bemerkenswerter Anordnung lassen mich staunen und stellen erfreuchliche Kontraste zur Grossbaustelle „Christchurch“ dar.

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Farbiges Christchurch

 

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Innovatives Christchurch: Restaurant aus Schiffscontainern

Nun neigt sich mein Aufenthalt auf der Südinsel von Neuseeland zu ende. Morgen geht es mit der Fähre in Richtung Nordinsel. Bin sehr gespannt, was mich dort alles erwartet!

See you soon

Kleine Randbemerkung: Aotearoa bedeutet Neuseeland in der Sprache der Maoris (Ureinwohner von Neuseeland)

 

 

 

 

Berge, Seen und ein Dampfschiff

7. März 2014

Na ja, die Überschrift tönt für Anwohner des Thunersees nicht gerade sehr exotisch. Es gilt aber zu bedenken, dass Überschriften täuschen können, den diese Geschichte handelt vom anderen Ende der Welt.

Jawohl, bin wieder ein bisschen unterwegs und nach den vielen positiven Rückmeldungen zu meinen Reiseblog-Einträgen über Kanada, habe ich gedacht, ich könnte euch ja auch über das aktuelle Unterfangen etwas berichten…..

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Diese Aufnahme entstand weit, weit weg vom Heimatland

Doch zuerst blättern wir ein paar Jahre in den Gesichtsbüchern zurück und versetzen uns in Gedanken nach England, genauer nach Plymouth. Den dort steht im Hafen ein Schiff parat, die HMS „Endeavour“ und dessen Kapitän gibt gerade die letzten Anweisungen für die Abfahrt.

Doch nein nein, ihr stellt euch das Schiff zu gross vor! Ja natürlich ist es ein Hochseeschiff, aber mit seinen 40 m nur gerade zwei drittel so lang wie unsere „Blümlisalp“ auf dem Thunersee. Aber dafür ein richtiger Dreimaster mit hohen Segeln, hochseetauglich, kleinem Tiefgang und wendig. Nun möchte ich euch den Kapitän vorstellen. Sein Name ist James, James Cook. Im Gegensatz zum fiktiven James B. der uns ab und zu via Fernseher oder Kino mit seinen abenteuerlichen Storys unterhaltet, ist Mister Cook ein wahrer, realer Held und dessen Missionen (wie Bond natürlich auch im Auftrag der englischen Krone) nicht weniger spannend. Den einer von seinen Aufträgen lautet, den von den Wissenschaftlern des 18. Jahrhunderts vermutete grosse Kontigent Terra Australia im südlichen Teil der Erde aufzufinden. Für uns ist das heute unvorstehllbar, aber vor 250 Jahren wusste noch niemand so genau, wie es im südlichen Teil der Erde aussieht, weshalb Captain Cook mit der „Endeavour“ aufbrach, um das zu klären. Natürlich gab es vor Cook auch andere grosse Kapitäne wie z.B. Kolumbus, Magelan, Tasman, etc. Doch etwas unterscheidet Cook vom Rest. Er war der erste grosse Seefahrer, der sehr genau wusste, wo er durchfuhr. Er war der erste, der dank seinen Navigationskenntnissen in der Lage war, seine Position irgendwo auf der Erde  genau zu bestimmen.

So fuhr er los und landete zuerst in Thaiti, bestimmte dessen genaue Position und segelte weiter. Nach Thaiti steuerte er auf die von Abel Tasman endeckte Küstenlinie im südlichen Pazifik zu. Schliesslich wollte er ja abklären, ob es sich dabei um den Kontigent Terra Australia handelt. Nein es war nicht der vermutete Riesenkontigent, es waren die Inseln von Neuseeland, die unser Kapitän vorfand. Er umrundete die beiden Inseln, ging als erser Europäer an Land und karographierte die gesammten Küsten. Damit erscheint Neuseeland auf der Weltkarte!

Und genau dahin zieht es mich. Will mal schauen gehen, ob das von Captain Cook entdeckte Land wirklich so schön ist, wie alle immer sagen.

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Jawohl, Neuseeland ist wirklich schön! Es gibt Berge, Seen und sogar auch ein Dampfschiff:-)

Nein, nein Navigationskenntnisse sind dafür keine mehr nötig, auch Seekrank wird man bei diesem Unterfangen nicht mehr. Es reicht wenn man via Computer ein paar lumpige Dollars zu den Scheichen nach Dubai sendet und mit dem Koffer zur richtigen Zeit in Zürich am richtigen Ort steht und der Rest geht von ganz alleine… ok fast von ganz alleine. Eigentlich wäre es noch klug, wenn man die Gepäckbestimmungen im Voraus durchlesen würde, dann würde man merken dass die Scheiche aus dem Emirat nur 7 kg Handgepäck in ihren fligenden Ungetümen erlauben und nicht 10. Weiss eigentlich gar nicht warum ich 10 kg im Kopf hatte. Janu ist ja auch nur eine Randbemerkung der Geschichte, aber eine die ich wohl nicht vergessen werde…. So ganz nach dem Motto, kaum von Zuhause fort, fängt schon der Ärger an.

Doch von da an klappte alles tip top. Aber irgendwie finde ich diese Fliegerei immer wieder eine absolut surreale Sache. Steigt man ein, bei Gate 51, Terminal 3 in eine metallene Kiste, die mit allem Zubehör etwas zwischen 300 und 400 Tonnen wiegt, bei strömendem Regen, und ein paar Stunden später, nachdem ein paar Liter Kerosin in kinetische Energie und CO2 umgewandelt worden sind, steht man in irgend einem „Kaff“ mitten in der Wüste bei einer Aussentemperatur von 35°C, die sich anfühlt wie 45°C und fragt sich, was die Menschheit antreibt hier zu wohnen und Gebäude zu bauen, die fast einen Kilometer in den Himmel ragen. Kleine Bemerkung für alle die Geografie nicht so mögen, ich bin in Dubai! Leider habe ich keine Zeit diese irrsinnige Stadt anzuschauen, muss aber zugeben, würde micht defintiv sehr „gluschten“.

Doch der nächste „Vogel“ wartet bereits auf mich und auf rund 800 andere Menschen. Jawohl ist schon ein imposanter Klotz, der da vor den Fenstern des Gates steht und mit QUANTAS A380 angeschrieben ist. Zum ersten Mal in meinem Leben steige ich in das grösste Passagierflugzeug der Welt und „darf“ darin bis zur Landung in Sydney die nächsten 14 Stunden verbringen. Kleine Randbemerkung, jetzt handelt es sich um 560 Tonnen Abfluggewicht. Für alle, die sich unter dieser Zahl nicht so viel vorstellen können, folgt ein kleiner Hinweis. Dieses Gewicht entspricht dem vollbeladenen Motorschiff „Berner Oberland“ vom Thunersee und einem „Frutiger“ – 40 –Tonnen – Lastwagen obendrauf :-).

Was würde wohl Captain Cook dazu sagen, wenn er sehen könnte, wie wir heute Reisen??

Von Sydney geht meine Reise ohne grossen Unterbruch weiter nach Queenstown in Neuseeland. Irgendwie weiss ich gar nicht so recht wie lange das ganze gedauert hat, denn dazwischen musste ich noch meine Uhr um 12 Stunden nach vorne stellen. Aber so irgend etwas um die 30 Stunden dürfte diese Reise schon in Anspruch genommen haben. Aber nun bin ich ja zum Glück da. Und was ich vorfinde, darf sich sehen lassen. Ein wunderbarer See umringt von Bergen und in der Mitte eine kleine Stadt. So sieht also mein Standort für die nächsten vier Wochen aus. Looks beautiful!

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Queenstown mit Lake Wakatipu und dem Remarkable – Gebirge im Hintergrund

Leider lässt sich meine innere Uhr nicht so einfach umstellen wie die am Handgelenk und so erwache ich am nächsten Tag bereits um 4 Uhr morgens. Nein keine Chance, kriege auch nach mehreren Versuchen kein Auge mehr zu. Aber glücklicherweise ist Vollmond und so ist es ja kein Problem, bereits um diese Zeit mit der ersten Bergwanderung zu starten. Ein paar Stunden und mehrere Versuche die richtige Route im felsigen Gipfelaufbau zu finden später, stand ich auf dem höchsten Punkt der „Remarkables“. Wunderschön!

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Aussicht vom höchsten Punkt der Remarkables (Double Corn)

Am nächsten Morgen, es ist Montag, beginnt die Sprachschule. Mein Programm sieht, wie bereits in Kanada, am Vormittag Unterricht und am Nachmittag die Gegend erkunden vor.

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Shotover River

Nun eine kleine Beschreibung wo ich eigentlich genau gelandet bin. Queenstown ist eine Touristenstadt am Ufer des Lake Wakatipu auf der Südinsel von Neuseeland. Die Ortschaft ist nicht gross. Insgesamt leben etwa 10’000 Einwohner (und vermutlich nochmals soviel Touristen) in der Gegend. Und ja es ist etwas eine Adventure World! An jeder Ecke kann man einen Bungy Jump, einen Skydive – Flug, ein Speedboat Trip oder sowas ähnliches buchen. Wer ein paar Dollars zu viel hat, kann sie hier sehr schnell ablegen und in Adrenalien umwandeln. Nein, nein, vermutlich habt ihr schon wieder falsch gedacht. Ich habe (bis jetzt zumindest) noch keine Dollars gespendet für den Adrenalien – Tourismus. Muss aber zugeben, dass die Verlockung schon gross ist……

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Hoch über Queenstown auf dem Gipfel des Ben Lomonds

Dafür ging es nicht lange, bis ich eine andere Touristenattraktion besuchte (wie alles in Queenstwon kostete aber auch das bemerkenswert viele Dollars). Auf dem See fährt nämlich ein altes Dampfschiff die TSS EARNSLAW ein originaler 2-Schraubendampfer mit Baujahr 1912, der noch immer mit Kohle befeuert wird. Eine echte Rarität! Sowas gibt es nicht in der Schweiz!

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TSS Earnslaw

Das Schiff wird nur noch touristisch genutzt, ist aber keine billige Attrappe, sondern entspricht noch weitgehend dem Originalzustand, wo es als Fracht- und Personenschiff für die Siedler rund um den See im Einsatz stand. Eine wahre Perle!!

Für mich ist der Lake Wakatipu, ein verwinkelter See mit sauberem blauem Wasser und umringt von verschiedenen Gebirgszügen, das grosse Highlight der Gegend. Ich liebe es, entlang seinem Ufer zu spazieren, den Wind in den Haaren zu fühlen und den Wellen zuzuhören. Die Gegend ist recht windig, was den See zu einem recht rauhen, aber sehr lebendigen Binnengewässer macht.

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Morgenstimmung am (noch) ruhigen Lake Wakatipu

Die Landschaft in Neuseeland ist teilweise vergleichbar mit der Landschaft in der Schweiz und denoch gibt es sehr viele Unterschiede. Die Südinsel von Neuseeland ist viel weniger dicht bewölkert als die Schweiz. Grössenordung eine Million Menschen leben auf dieser Insel und die meisten davon in den Städten entlang der Ostküste. Das Landesinnere ist geprägt von weitem, hügeligem Farmland oder von gebirgigen Regionen. Eine grosser Teil der Südinsel ist Wildnis und wird nicht ökonomisch, mit Ausnahme des Tourismus, genutzt. Es gibt Regenwälder, Steppengebiete, hohe verschneite Berge mit Gletschern und viele mittelhohe Bergzüge wie der Sigriswilergrat. Dazwischen liegen, schön eingebettet, die einzelnen kleinen Städte oder Dörfer. Eine wirklich sehr ausgewogene und abwechslungsreiche Landschaft.

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Zwischen Queenstwon und Dunedin

Ach ja, eine Seilbahn gibt es auch in Queenstwon. Muss wohl kaum erwähnen, dass ich die natürlich auch schon besucht habe :-). Schliesslich ist es doch schon was schönes, wenn man 20’000 km von Zuhause weg in eine Seilbahnkabine einsteigen kann, die in Olten zusammen geschweisst wurde….

Am 22. März stand der Besuch von einem Rugby – Match in Dunedin auf dem Programm. Na ja, habe eigentlich keine Ahnung von Rugby. Aber ein Rugby verruckter Franzose, der mit mir zusammen die Sprachschule besucht, überredete mich und noch ein paar andere, diesem Event beizuwohnen. Und zugegeben, ist eine bemerkenswerte Sportart. Da geht es noch so richtig zur Sache! Defintiv nichts für Fussballer, die nach dem kleinsten Körperkontakt mit künstlich verzehrtem Schmerzgesicht ihre Gel-Frisur in den grünen Rasen hineindrücken. Sehr bemerkenswert ist das Benehmen und der Anstand zwischen den unterschiedlichen Fangruppen, zwischen den beiden Teams und zwischen den Spielern und dem Schiedsrichter. Sehr fair und anständig!! Keine Auseinandersetzungen, keine Schlacht zwischen den verschiedenen Fangruppen nach dem Spiel, keine Personenkontrolle einfach ein friedlicher Sportevent! Wo gibt es das noch, dass man ohne Personenkontrolle mit den Glasflaschen im Rucksack in ein 20’000er – Stadion hinein kann??? Und es war nicht irgend ein Match, sondern ein Match von einer der wichtigsten Rugby-Ligen der Welt. Und weiter gilt es zu bemerken, dass Rugby der Nationalsport in Neuseeland ist. Wenn sich die Kiwis für was interessieren, dann ist es für Rugby! Man hatte fast das Gefühl, dass die gesamten Einwohner von Dunedin am Samstagabend ins Stadion pilgerten, um ihr Team die „Highlanders“ anzufeurern.

Eine Woche später unternahm ich einen (weiteren) Touristentripp. Ich besuchte den Fiord Milford (Sound). Jeder der schon mal einen Prospekt von Neuseeland durchgeblättert hat, hat ein Bild von diesem Fiord gesehen!

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Im Milford Sound

Wirklich ein „Must to see“ in Neuseeland. Und ja, muss zugeben, die Reise von Queenstwon nach Milford Sound mit anschliessender Schiffsrundfahrt hat sich wirklich gelohnt! Ist eine sehr eindrückliche Angelegenheit. Und es war super Wetter! Nein die Sonne scheinte nicht in den Fiord hinein. Aber auch nicht ein Regentropfen! Und das an einem Ort wo es eigentlich fast immer regnet (sofern nicht gerade Aufnahmen für Werbeprospekte gemacht werden). Der Milford (Sound) ist ein 16 km langer Fiord an der Westküste von Neuseeland im Fiordland National Park. Die hohen und bemerkenswerten Bergen links und rechts machen ihn zum wohl eindrücklichsten Fiord von Neuseeland. Der Eingang vom Meer her ist recht eng und sehr gut getarnt. Mein hochgeachteter Kapitän Cook segelte gegen Ende des 18. Jahrhunderts zweimal daran vorbei, ohne ihn zu bemerken. Und das nachdem er viele der anderen grossen Fiorde von Neuseeland befahren und kartografiert hatte….. Nein den Milford sah Cook nie! Erst 1823 wurde er von einem anderen Kapitän (John Grono) endeckt.

Die Stimmung an diesem 1. März 2014 im Fiord war irgendwie mythisch und sehr speziell. Sowas habe ich in dieser Form  noch nicht gesehen!

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Mirror Lake (Spiegelsee) – recht passender Name!

So nun sollte ich meine dichterische „Ader“ wieder ausschalten und mich der englischen Sprache widmen. Morgen gibt es einen Test und ich habe noch keinen Plan um was es genau geht…grrr! Das Wetter war bis jetzt auch einfach zu schön, um im stillen Kämmerchen „Homework“ zu machen. Na ja es wird schon irgendwie gehen. Und sonst „doesn’t matter“…..

Ok, etwas gibt es noch zu berichten. Habe mir ein Bike gekauft. Leider nur ein altes, nicht wirklich gutes Bike für 200 neuseeländische Dollars. Zuerst dachte ich, dass es ein guter Deal war. Doch als ich das erste Mal bergaufwärts fuhr, reifte die Erkenntniss, das nicht ganz auszuschliessen ist, dass ich möglicherweise etwas zu viel bezahlt habe für diese „Gürbe“. Und dann passierte noch dies: Ich fuhr mit meinem “neuen” fahrbaren Untersatz durch die Gasen von Queenstwon und wollte zum ersten Mal bei einer richtig grossen Kreuzung abbiegen. Wie immer analyisierte ich die Gegebenheiten äusserts aufmerksam und sorgfältig. Als sich die Verkehrssituation zu meinen Gunsten entwickelte, fuhr ich los. Doch hoppla…. irgendwas stimmte da nicht. Als ich in die neue Strasse eingebogen hatte, sah ich mich in Front von einer Fahrzeugkolonne mit gegen mich gerichteten Motorhauben……. ach dieser dähmliche Linksverkehr in Neuseeland! Zum Glück sind die Neuseeländer ein sehr gemütliches Volk und alle hatten Verständnis für den Schweizer-Tourist. In anderen Länder dieser Erde hätte es wohl ein Huptkonzert zur Folge gehabt. Beim Velofahren musste ich am Anfang recht aufpassen, um die richtige Strassenseite zu erwischen. Diesbezüglich weniger anspruchsvoll finde ich Autofahren. Denn in einem neuseeländischen Auto sitzt man ja schliesslich auch auf der „falschen“ Seite, was die Sache vereinfacht.

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So viel für den Moment vor anderen Seite der Erde wo alles auf dem Kopf steht, Sommer anstatt Winter und Tag wenn in Europa Nacht und Nacht wenn in Europa Tag ist.

See you und bye bye for now

H.U.Z

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