Berge, Seen und ein Dampfschiff

Hansueli Zeller 7. März 2014

Na ja, die Überschrift tönt für Anwohner des Thunersees nicht gerade sehr exotisch. Es gilt aber zu bedenken, dass Überschriften täuschen können, den diese Geschichte handelt vom anderen Ende der Welt.

Jawohl, bin wieder ein bisschen unterwegs und nach den vielen positiven Rückmeldungen zu meinen Reiseblog-Einträgen über Kanada, habe ich gedacht, ich könnte euch ja auch über das aktuelle Unterfangen etwas berichten…..

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Diese Aufnahme entstand weit, weit weg vom Heimatland

Doch zuerst blättern wir ein paar Jahre in den Gesichtsbüchern zurück und versetzen uns in Gedanken nach England, genauer nach Plymouth. Den dort steht im Hafen ein Schiff parat, die HMS „Endeavour“ und dessen Kapitän gibt gerade die letzten Anweisungen für die Abfahrt.

Doch nein nein, ihr stellt euch das Schiff zu gross vor! Ja natürlich ist es ein Hochseeschiff, aber mit seinen 40 m nur gerade zwei drittel so lang wie unsere „Blümlisalp“ auf dem Thunersee. Aber dafür ein richtiger Dreimaster mit hohen Segeln, hochseetauglich, kleinem Tiefgang und wendig. Nun möchte ich euch den Kapitän vorstellen. Sein Name ist James, James Cook. Im Gegensatz zum fiktiven James B. der uns ab und zu via Fernseher oder Kino mit seinen abenteuerlichen Storys unterhaltet, ist Mister Cook ein wahrer, realer Held und dessen Missionen (wie Bond natürlich auch im Auftrag der englischen Krone) nicht weniger spannend. Den einer von seinen Aufträgen lautet, den von den Wissenschaftlern des 18. Jahrhunderts vermutete grosse Kontigent Terra Australia im südlichen Teil der Erde aufzufinden. Für uns ist das heute unvorstehllbar, aber vor 250 Jahren wusste noch niemand so genau, wie es im südlichen Teil der Erde aussieht, weshalb Captain Cook mit der „Endeavour“ aufbrach, um das zu klären. Natürlich gab es vor Cook auch andere grosse Kapitäne wie z.B. Kolumbus, Magelan, Tasman, etc. Doch etwas unterscheidet Cook vom Rest. Er war der erste grosse Seefahrer, der sehr genau wusste, wo er durchfuhr. Er war der erste, der dank seinen Navigationskenntnissen in der Lage war, seine Position irgendwo auf der Erde  genau zu bestimmen.

So fuhr er los und landete zuerst in Thaiti, bestimmte dessen genaue Position und segelte weiter. Nach Thaiti steuerte er auf die von Abel Tasman endeckte Küstenlinie im südlichen Pazifik zu. Schliesslich wollte er ja abklären, ob es sich dabei um den Kontigent Terra Australia handelt. Nein es war nicht der vermutete Riesenkontigent, es waren die Inseln von Neuseeland, die unser Kapitän vorfand. Er umrundete die beiden Inseln, ging als erser Europäer an Land und karographierte die gesammten Küsten. Damit erscheint Neuseeland auf der Weltkarte!

Und genau dahin zieht es mich. Will mal schauen gehen, ob das von Captain Cook entdeckte Land wirklich so schön ist, wie alle immer sagen.

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Jawohl, Neuseeland ist wirklich schön! Es gibt Berge, Seen und sogar auch ein Dampfschiff:-)

Nein, nein Navigationskenntnisse sind dafür keine mehr nötig, auch Seekrank wird man bei diesem Unterfangen nicht mehr. Es reicht wenn man via Computer ein paar lumpige Dollars zu den Scheichen nach Dubai sendet und mit dem Koffer zur richtigen Zeit in Zürich am richtigen Ort steht und der Rest geht von ganz alleine… ok fast von ganz alleine. Eigentlich wäre es noch klug, wenn man die Gepäckbestimmungen im Voraus durchlesen würde, dann würde man merken dass die Scheiche aus dem Emirat nur 7 kg Handgepäck in ihren fligenden Ungetümen erlauben und nicht 10. Weiss eigentlich gar nicht warum ich 10 kg im Kopf hatte. Janu ist ja auch nur eine Randbemerkung der Geschichte, aber eine die ich wohl nicht vergessen werde…. So ganz nach dem Motto, kaum von Zuhause fort, fängt schon der Ärger an.

Doch von da an klappte alles tip top. Aber irgendwie finde ich diese Fliegerei immer wieder eine absolut surreale Sache. Steigt man ein, bei Gate 51, Terminal 3 in eine metallene Kiste, die mit allem Zubehör etwas zwischen 300 und 400 Tonnen wiegt, bei strömendem Regen, und ein paar Stunden später, nachdem ein paar Liter Kerosin in kinetische Energie und CO2 umgewandelt worden sind, steht man in irgend einem „Kaff“ mitten in der Wüste bei einer Aussentemperatur von 35°C, die sich anfühlt wie 45°C und fragt sich, was die Menschheit antreibt hier zu wohnen und Gebäude zu bauen, die fast einen Kilometer in den Himmel ragen. Kleine Bemerkung für alle die Geografie nicht so mögen, ich bin in Dubai! Leider habe ich keine Zeit diese irrsinnige Stadt anzuschauen, muss aber zugeben, würde micht defintiv sehr „gluschten“.

Doch der nächste „Vogel“ wartet bereits auf mich und auf rund 800 andere Menschen. Jawohl ist schon ein imposanter Klotz, der da vor den Fenstern des Gates steht und mit QUANTAS A380 angeschrieben ist. Zum ersten Mal in meinem Leben steige ich in das grösste Passagierflugzeug der Welt und „darf“ darin bis zur Landung in Sydney die nächsten 14 Stunden verbringen. Kleine Randbemerkung, jetzt handelt es sich um 560 Tonnen Abfluggewicht. Für alle, die sich unter dieser Zahl nicht so viel vorstellen können, folgt ein kleiner Hinweis. Dieses Gewicht entspricht dem vollbeladenen Motorschiff „Berner Oberland“ vom Thunersee und einem „Frutiger“ – 40 –Tonnen – Lastwagen obendrauf :-).

Was würde wohl Captain Cook dazu sagen, wenn er sehen könnte, wie wir heute Reisen??

Von Sydney geht meine Reise ohne grossen Unterbruch weiter nach Queenstown in Neuseeland. Irgendwie weiss ich gar nicht so recht wie lange das ganze gedauert hat, denn dazwischen musste ich noch meine Uhr um 12 Stunden nach vorne stellen. Aber so irgend etwas um die 30 Stunden dürfte diese Reise schon in Anspruch genommen haben. Aber nun bin ich ja zum Glück da. Und was ich vorfinde, darf sich sehen lassen. Ein wunderbarer See umringt von Bergen und in der Mitte eine kleine Stadt. So sieht also mein Standort für die nächsten vier Wochen aus. Looks beautiful!

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Queenstown mit Lake Wakatipu und dem Remarkable – Gebirge im Hintergrund

Leider lässt sich meine innere Uhr nicht so einfach umstellen wie die am Handgelenk und so erwache ich am nächsten Tag bereits um 4 Uhr morgens. Nein keine Chance, kriege auch nach mehreren Versuchen kein Auge mehr zu. Aber glücklicherweise ist Vollmond und so ist es ja kein Problem, bereits um diese Zeit mit der ersten Bergwanderung zu starten. Ein paar Stunden und mehrere Versuche die richtige Route im felsigen Gipfelaufbau zu finden später, stand ich auf dem höchsten Punkt der „Remarkables“. Wunderschön!

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Aussicht vom höchsten Punkt der Remarkables (Double Corn)

Am nächsten Morgen, es ist Montag, beginnt die Sprachschule. Mein Programm sieht, wie bereits in Kanada, am Vormittag Unterricht und am Nachmittag die Gegend erkunden vor.

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Shotover River

Nun eine kleine Beschreibung wo ich eigentlich genau gelandet bin. Queenstown ist eine Touristenstadt am Ufer des Lake Wakatipu auf der Südinsel von Neuseeland. Die Ortschaft ist nicht gross. Insgesamt leben etwa 10’000 Einwohner (und vermutlich nochmals soviel Touristen) in der Gegend. Und ja es ist etwas eine Adventure World! An jeder Ecke kann man einen Bungy Jump, einen Skydive – Flug, ein Speedboat Trip oder sowas ähnliches buchen. Wer ein paar Dollars zu viel hat, kann sie hier sehr schnell ablegen und in Adrenalien umwandeln. Nein, nein, vermutlich habt ihr schon wieder falsch gedacht. Ich habe (bis jetzt zumindest) noch keine Dollars gespendet für den Adrenalien – Tourismus. Muss aber zugeben, dass die Verlockung schon gross ist……

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Hoch über Queenstown auf dem Gipfel des Ben Lomonds

Dafür ging es nicht lange, bis ich eine andere Touristenattraktion besuchte (wie alles in Queenstwon kostete aber auch das bemerkenswert viele Dollars). Auf dem See fährt nämlich ein altes Dampfschiff die TSS EARNSLAW ein originaler 2-Schraubendampfer mit Baujahr 1912, der noch immer mit Kohle befeuert wird. Eine echte Rarität! Sowas gibt es nicht in der Schweiz!

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TSS Earnslaw

Das Schiff wird nur noch touristisch genutzt, ist aber keine billige Attrappe, sondern entspricht noch weitgehend dem Originalzustand, wo es als Fracht- und Personenschiff für die Siedler rund um den See im Einsatz stand. Eine wahre Perle!!

Für mich ist der Lake Wakatipu, ein verwinkelter See mit sauberem blauem Wasser und umringt von verschiedenen Gebirgszügen, das grosse Highlight der Gegend. Ich liebe es, entlang seinem Ufer zu spazieren, den Wind in den Haaren zu fühlen und den Wellen zuzuhören. Die Gegend ist recht windig, was den See zu einem recht rauhen, aber sehr lebendigen Binnengewässer macht.

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Morgenstimmung am (noch) ruhigen Lake Wakatipu

Die Landschaft in Neuseeland ist teilweise vergleichbar mit der Landschaft in der Schweiz und denoch gibt es sehr viele Unterschiede. Die Südinsel von Neuseeland ist viel weniger dicht bewölkert als die Schweiz. Grössenordung eine Million Menschen leben auf dieser Insel und die meisten davon in den Städten entlang der Ostküste. Das Landesinnere ist geprägt von weitem, hügeligem Farmland oder von gebirgigen Regionen. Eine grosser Teil der Südinsel ist Wildnis und wird nicht ökonomisch, mit Ausnahme des Tourismus, genutzt. Es gibt Regenwälder, Steppengebiete, hohe verschneite Berge mit Gletschern und viele mittelhohe Bergzüge wie der Sigriswilergrat. Dazwischen liegen, schön eingebettet, die einzelnen kleinen Städte oder Dörfer. Eine wirklich sehr ausgewogene und abwechslungsreiche Landschaft.

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Zwischen Queenstwon und Dunedin

Ach ja, eine Seilbahn gibt es auch in Queenstwon. Muss wohl kaum erwähnen, dass ich die natürlich auch schon besucht habe :-). Schliesslich ist es doch schon was schönes, wenn man 20’000 km von Zuhause weg in eine Seilbahnkabine einsteigen kann, die in Olten zusammen geschweisst wurde….

Am 22. März stand der Besuch von einem Rugby – Match in Dunedin auf dem Programm. Na ja, habe eigentlich keine Ahnung von Rugby. Aber ein Rugby verruckter Franzose, der mit mir zusammen die Sprachschule besucht, überredete mich und noch ein paar andere, diesem Event beizuwohnen. Und zugegeben, ist eine bemerkenswerte Sportart. Da geht es noch so richtig zur Sache! Defintiv nichts für Fussballer, die nach dem kleinsten Körperkontakt mit künstlich verzehrtem Schmerzgesicht ihre Gel-Frisur in den grünen Rasen hineindrücken. Sehr bemerkenswert ist das Benehmen und der Anstand zwischen den unterschiedlichen Fangruppen, zwischen den beiden Teams und zwischen den Spielern und dem Schiedsrichter. Sehr fair und anständig!! Keine Auseinandersetzungen, keine Schlacht zwischen den verschiedenen Fangruppen nach dem Spiel, keine Personenkontrolle einfach ein friedlicher Sportevent! Wo gibt es das noch, dass man ohne Personenkontrolle mit den Glasflaschen im Rucksack in ein 20’000er – Stadion hinein kann??? Und es war nicht irgend ein Match, sondern ein Match von einer der wichtigsten Rugby-Ligen der Welt. Und weiter gilt es zu bemerken, dass Rugby der Nationalsport in Neuseeland ist. Wenn sich die Kiwis für was interessieren, dann ist es für Rugby! Man hatte fast das Gefühl, dass die gesamten Einwohner von Dunedin am Samstagabend ins Stadion pilgerten, um ihr Team die „Highlanders“ anzufeurern.

Eine Woche später unternahm ich einen (weiteren) Touristentripp. Ich besuchte den Fiord Milford (Sound). Jeder der schon mal einen Prospekt von Neuseeland durchgeblättert hat, hat ein Bild von diesem Fiord gesehen!

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Im Milford Sound

Wirklich ein „Must to see“ in Neuseeland. Und ja, muss zugeben, die Reise von Queenstwon nach Milford Sound mit anschliessender Schiffsrundfahrt hat sich wirklich gelohnt! Ist eine sehr eindrückliche Angelegenheit. Und es war super Wetter! Nein die Sonne scheinte nicht in den Fiord hinein. Aber auch nicht ein Regentropfen! Und das an einem Ort wo es eigentlich fast immer regnet (sofern nicht gerade Aufnahmen für Werbeprospekte gemacht werden). Der Milford (Sound) ist ein 16 km langer Fiord an der Westküste von Neuseeland im Fiordland National Park. Die hohen und bemerkenswerten Bergen links und rechts machen ihn zum wohl eindrücklichsten Fiord von Neuseeland. Der Eingang vom Meer her ist recht eng und sehr gut getarnt. Mein hochgeachteter Kapitän Cook segelte gegen Ende des 18. Jahrhunderts zweimal daran vorbei, ohne ihn zu bemerken. Und das nachdem er viele der anderen grossen Fiorde von Neuseeland befahren und kartografiert hatte….. Nein den Milford sah Cook nie! Erst 1823 wurde er von einem anderen Kapitän (John Grono) endeckt.

Die Stimmung an diesem 1. März 2014 im Fiord war irgendwie mythisch und sehr speziell. Sowas habe ich in dieser Form  noch nicht gesehen!

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Mirror Lake (Spiegelsee) – recht passender Name!

So nun sollte ich meine dichterische „Ader“ wieder ausschalten und mich der englischen Sprache widmen. Morgen gibt es einen Test und ich habe noch keinen Plan um was es genau geht…grrr! Das Wetter war bis jetzt auch einfach zu schön, um im stillen Kämmerchen „Homework“ zu machen. Na ja es wird schon irgendwie gehen. Und sonst „doesn’t matter“…..

Ok, etwas gibt es noch zu berichten. Habe mir ein Bike gekauft. Leider nur ein altes, nicht wirklich gutes Bike für 200 neuseeländische Dollars. Zuerst dachte ich, dass es ein guter Deal war. Doch als ich das erste Mal bergaufwärts fuhr, reifte die Erkenntniss, das nicht ganz auszuschliessen ist, dass ich möglicherweise etwas zu viel bezahlt habe für diese „Gürbe“. Und dann passierte noch dies: Ich fuhr mit meinem “neuen” fahrbaren Untersatz durch die Gasen von Queenstwon und wollte zum ersten Mal bei einer richtig grossen Kreuzung abbiegen. Wie immer analyisierte ich die Gegebenheiten äusserts aufmerksam und sorgfältig. Als sich die Verkehrssituation zu meinen Gunsten entwickelte, fuhr ich los. Doch hoppla…. irgendwas stimmte da nicht. Als ich in die neue Strasse eingebogen hatte, sah ich mich in Front von einer Fahrzeugkolonne mit gegen mich gerichteten Motorhauben……. ach dieser dähmliche Linksverkehr in Neuseeland! Zum Glück sind die Neuseeländer ein sehr gemütliches Volk und alle hatten Verständnis für den Schweizer-Tourist. In anderen Länder dieser Erde hätte es wohl ein Huptkonzert zur Folge gehabt. Beim Velofahren musste ich am Anfang recht aufpassen, um die richtige Strassenseite zu erwischen. Diesbezüglich weniger anspruchsvoll finde ich Autofahren. Denn in einem neuseeländischen Auto sitzt man ja schliesslich auch auf der „falschen“ Seite, was die Sache vereinfacht.

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So viel für den Moment vor anderen Seite der Erde wo alles auf dem Kopf steht, Sommer anstatt Winter und Tag wenn in Europa Nacht und Nacht wenn in Europa Tag ist.

See you und bye bye for now

H.U.Z

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